- Corps Saxonia Halle
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Das Corps Saxonia Halle war ein Corps im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV). Gestiftet im Jahre 1802, war es bis zu seiner endgültigen Suspension 1896 eine der ältesten Studentenverbindungen in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründungszeit
Das Corps Saxonia wurde am 21. Juni 1802[1] durch die Vereinigung der Magdeburgischen und der Halberstädtischen Landsmannschaft gestiftet. Die beiden Kränzchen waren am 26. Januar 1802 vom Senat verboten worden. Die frühesten nachweisbaren Farben der Hallenser Sachsen waren grün-rot-weiß. Nach kurzzeitiger Auflösung entstand Saxonia am 3. August 1804 mit den Farben dunkelblau-weiß-hellblau (von unten) neu und bestand zunächst bis zur Aufhebung der Universität durch Napoleon am 19. Oktober 1806. Mit der Einstellung des Vorlesungsbetriebs verließen die meisten Studenten die Stadt. Die Landsmannschaften bzw. Kränzchen lösten sich auf.
Nach der Wiedereröffnung der Universität 1808
Als die Universität nach dem Übergang an das Königreich Westphalen Ostern 1808 wiederöffnet wurde, zeigte sich bald auch wieder korporatives Leben. Die Saxonia ist schon im selben Jahr wieder nachweisbar. Nach dem Oelze´schen Skandal führte sie den 28. August 1810 als Stiftungstag und änderte die Farben in grün-rot-weiß. Offenbar hat sie wenig später suspendiert; denn von 1811 bis 1819 sind keine Receptionen nachgewiesen. Am 20. Juni 1820 löste sich der Hallenser Senioren-Convent auf. Etwa zur selben Zeit muss Saxonia rekonstituiert haben. Da die bisherigen Farben rot-grün-weiß zwischenzeitlich durch die Landsmannschaft Thuringia angenommen worden waren, änderte Saxonia die ihren wieder in dunkelblau-weiß-hellblau. Ende 1820 vereinbarten Saxonia, Marchia und Pomerania eine „allgemeine Constitution der Halleschen Landsmannschaften“ als neuen SC-Comment. Im Sommer 1821 mussten sich allerdings alle Halleschen Korporationen auf behördlichen Druck hin erneut auflösen. Saxonia rekonstituierte vermutlich im Februar 1822 und erneut am 18. Juni 1827.
Mitte des 19. Jahrhunderts
1844 konstituierte sich unter Einbeziehung von Nichtkorporierten ein „Allgemeiner Convent“ (AC), der die Bildung von neuen Kränzchen mit progressistischer Ausrichtung forcierte. Als der Allgemeine Convent den relativen Duellzwang einführte, der es dem Beleidigten überließ, ob er sich mit der Waffe oder durch ein Ehrengericht Satisfaktion verschaffen wollte, kam es 1846 zu einer Spaltung des Hallenser SC. Die konservativen Corps Marchia, Guestphalia und Thuringia, die auf dem Grundsatz der unbedingten Satisfaktion standen, traten aus dem AC aus und bildeten einen eigenen Senioren-Convent. Die Corps Borussia und Pomerania fanden sich mit den Kränzchen der Altmärker und Franken weiter im Allgemeinen Convent zusammen.
Saxonia rekonstituierte sich nach wiederholter Suspension erst 1848 und stellte sich zunächst ebenfalls auf die Seite des Progress, veranlasste aber am 30. Oktober 1848 die Auflösung des AC. Pomerania hatte schon vorher die Seiten gewechselt; Thuringia hatte sich aufgelöst. Die Spaltung des SC bestand zunächst fort: den Corps Marchia, Pomerania und Guestphalia standen die progressistischen Corps Borussia, Palaiomarchia, Saxonia sowie die 1848 aus einem Kränzchen der Naumburger hervorgegangene Cheruscia und die ebenfalls neu gestiftete Franconia gegenüber. Am 4. Dezember 1848 erklärten sich beide Parteien gegenseitig in Verruf. Im Juli 1849 kam es zu Verhandlungen zwischen beiden Seiten. Nachdem sich Borussia schon am 5. November 1849 dem alten SC angeschlossen hatte, folgte Saxonia am 18. Januar 1850. Cheruscia und Franconia lösten sich auf. Palaiomarchia wurde als letztes Corps der Spaltungsperiode am 7. Dezember 1850 in den SC recipiert.
Saxonia musste auch in den folgenden Jahrzehnten mehrfach suspendieren, unter anderem von Mai bis November 1851 und von Mai 1864 bis zum Sommer 1891. Aus der Zeit ihres Bestehens sind die Namen von 321 Mitgliedern überliefert, darunter viele Corpsstudenten mit dem Band des Kartellcorps Saxonia Jena sowie einige mit dem der Saxonia Leipzig und Vandalia Rostock.
Endgültige Suspension und Traditionscorps
Saxonia suspendierte am 7. November 1896 endgültig.[2] Die Tradition wird durch das 1949 in Frankfurt am Main gegründete und 1984 nach Konstanz verlegte Hallenser Traditionscorps Saxonia Konstanz gepflegt, das bei seiner Stiftung bewusst auf die alte Hallenser Saxonia Bezug nahm.
Mitglieder
- Carl Moritz von Beurmann (1802-1870), Kurator der Universität Halle
- Benno von Kügelgen († 1915), Gründer der Erlanger Pfarrerstochter, Pastor in Dessau
- Gustav Wilhelm Ludwig Kaufmann (1842-1919), Senatspräsident am Reichsgericht
- Guido von Madai (1810-1892), erster Polizeipräsident von Frankfurt am Main
- Karl Otto von Manteuffel (1806-1879), preußischer Staatsrat
- Otto Theodor von Manteuffel (1805-1882), preußischer Innenminister
- Richard Roepell (1808-1893), Historiker
- Alexander von Schleinitz (1807-1885), preußischer Außenminister
- Hermann Ulrici (1806-1884), Philosoph
- Wilhelm Wachsmuth (1784-1866), Historiker
- Wilhelm von Wedell (1801-1866), Oberpräsident der Provinzen Sachsen und Schlesien
- Hartmann von Witzleben (1805-1878), Oberpräsident der Provinz Sachsen
Einzelnachweise
- ↑ Handbuch des Kösener Corpsstudenten, hrsg. vom Vorstand des Verbandes Alter Corpsstudenten e. V. (VAC), Würzburg 1985, Band 2, Bl. 1/33
- ↑ G. G. Winkel: Kösener SC-Kalender. Leipzig 1920
Literatur
- Wilheim Fabricius: Die Deutschen Corps. Berlin 1898
Kategorien:- Erloschene Kösener Corps
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