Crigler-Najjar Syndrom

Crigler-Najjar Syndrom
Klassifikation nach ICD-10
E80.5 Crigler-Najjar-Syndrom
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Das Crigler-Najjar-Syndrom ist eine sehr seltene Erbkrankheit (Prävalenz <1:1 000 000), die vor allem die Leber betrifft. Sie ist nach John Fielding Crigler (*1919) und Victor Assad Najjar (*1914) benannt.

Inhaltsverzeichnis

Pathogenese

Verursacht wird das Crigler-Najjar-Syndrom durch einen Enzymdefekt, und zwar der Bilirubin-UDP-Glucuronosyltransferase. Diese ist für die Bilirubinausscheidung verantwortlich.

  • Bei Crigler-Najjar-Typ I (CN I), der autosomal-rezessiv vererbt wird, fehlt das Enzym völlig. Es kommt unmittelbar nach der Geburt zu einem schweren Ikterus. Die Prognose ist sehr schlecht.
  • Crigler-Najjar-Typ II (CN II) wird ebenfalls autosomal-rezessiv vererbt. Es besteht aber, infolge einer „milderen“ Mutation eine Restaktivität des Enzyms, so dass die noch ein Teil des Bilirubins in der Leber konjugiert werden kann und ausgeschieden wird. Die Prognose der Betroffenen ist relativ gut.

Pathophysiologie des Typ I

Beim Crigler-Najjar-Syndrom Typ 1 ist die Enzymaktivität gleich null oder nur spurenhaft vorhanden. Es liegen Mutationen in den Exonen 2-5 des UGT1-Gens vor. Je nach Form und Außmaß der Mutation ist so die Glukuronidierung von Bilirubin, Steroidhormonen (v.a. Östrogen) und Medikamenten gestört.

Dadurch sind die Konzentrationen des unkonjugierten Bilirubins exzessiv erhöht (> 20 mg/dl). Die sonstigen Leberwerte (Transaminasen, Gamma-GT, AP) sind normwertig, die Histologie unauffällig. Die Galle betroffener Patienten ist nahezu farblos. Die Enzyme der Glukuronidierung lassen sich auch durch die Gabe von potenten Enzyminduktoren (Phenobarbital, Rifampicin) nicht induzieren.

Angehäuftes Bilirubin wird nur langsam metabolisiert und in zu geringem Umfang fäkal eliminiert. Im Urin ist kein Urobilinogen nachweisbar.

Pathophysiologie des Typ II

Im Gegensatz zum Crigler-Najjar-Syndrom Typ 1 besteht beim CN-II eine Restaktivität der UDP-Glukuronyl-Transferase von etwa 10 %. Der verantwortliche Gendefekt betrifft ebenfalls das UGT1-Gen (über 10 bekannte Mutationsformen) und kann ähnlich wie beim CN-I auch zur Konjugationsstörung von Hormonen und Medikamenten führen.

Der Plasmaspiegel für unkonjugiertes Bilirubin ist beim CN-II nicht so exzessiv erhöht (6-20 mg/dl). Durch eine Enzyminduktion mittels Phenobarbital können Werte auf 3-5 mg/dl erreicht werden.

Wie beim CN-I sind auch beim CN-II die sonstigen Leberparameter und die Histologie unauffällig.

Verlauf

Das Crigler-Najjar-Syndrom Typ 1 manifestiert sich unmittelbar nach der Geburt durch eine exzessive Hyperbilirubinämie, die unbehandelt regelhaft zu einem Kernikterus mit gravierenden neurologischen Schäden führt. Daher versterben betroffene Patienten unbehandelt in der frühen Kindheit.

Das Crigler-Najjar-Syndrom Typ 2 verläuft nicht so zerstörerisch. Ein Kernikterus ist selten, die störende Symptomatik eines Ikterus mit Gelbfärbung der Haut und ausgiebigem Pruritus können die Lebensqualität jedoch stark einschränken.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach Typ und Schweregrad der Erkrankung. Insbesondere bei einem CN-I ist die schnelle Einleitung einer Therapie äußerst wichtig.

Phenobarbital, als hepatischer Enzyminduktor, kann den Bilirubinspiegel senken, ist aber keine Langzeittherapie. Als kausale Therapie kommen eine Lebertransplantation oder evtl. eine Hepatozytentransplantation in Frage.

Therapie des Typ I

Die konservative Therapie des Crigler-Najjar-Syndrom Typ 1 stützt sich auf drei Säulen:

  • konsequente tägliche Phototherapie mit Blaulicht (dadurch wird Bilirubin wasserlöslich)
  • Gabe von Tinprotoporphyrin, einem Hemmer der Häm-Oygenase (schwächt Bilirubinerhöhungen ab)
  • Gabe von Calciumcarbonat und Calciumphosphat (steigert die Sekretion von unkonjugiertem Bilirubin in den Darm)

Durch diese Therapie kann die Lebenserwartung verlängert und das Eintreten neurologischer Komplikationen verzögert werden.

Eine weitere Therapieoption, die Lebertransplantation, ist möglichst frühzeitig anzustreben. In der experimentellen Phase befindet sich die allogene Transplantation von Hepatozyten.

Therapie des Typ II

Die Therapie des Typ II erfolgt durch die einmal tägliche Gabe von Phenobarbital. Durch die Induktion der enzymatischen Aktivität kann die Bilirubinkonzentration im Blutplasma auf unbedenkliche Werte gesenkt werden.

Siehe auch

Liste der Syndrome, Morbus Meulengracht

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