Adam von Dobschütz

Adam von Dobschütz
Adam von Dobschütz, Landeshauptmann
(Ölgemälde in Familienbesitz)
Das Wappen der Familie von Dobschütz
(Weigel'sches Wappenbuch von 1734, handkoloriert)
Adam von Dobschütz mit 56 Jahren im Jahr 1614
(Kupferstich von Peter Isselburg, Nürnberg); Original-Kupferplatte in der Bibliothek (Grafiksammlung) der Universität Breslau)
Adam von Dobschütz im 62. Lebensjahr im Jahr 1619
(Piasten-Museum zu Brieg)

Adam von Dobschütz (* 18. Oktober 1558 in Breslau, Niederschlesien; † 6. Dezember 1624 ebenda) war fast vier Jahrzehnte Ratsherr (ab 1587), Ratsältester und Landeshauptmann des Fürstentums Breslau (1607 - 1624), Königlicher Mann und Kellerherr des "Schweidnitzer Kellers" (1591 - 1624).

Als überzeugter Protestant verteidigte Dobschütz im Dreißigjährigen Krieg das Fürstentum Breslau gegen den Kaiser Ferdinand II. von Habsburg und die katholische Kirche. Noch immer sind seine sterblichen Überreste in der seit 1945 katholischen Elisabeth-Kirche zu Breslau beigesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Dobschütz entstammte einem alten schlesischen Adelsgeschlecht und war Sohn des Gutsbesitzers, Kaufmanns und Landesschöffen Nikolaus von Dobschütz († 1583), Gutsherr auf Polnisch Gandau und Jäschgüttel im Landkreis Breslau, und der Margarethe Bach von Bachschütz (1531-1600).

Gerade einmal 21 Jahre alt, heiratete Dobschütz am 2. Mai 1580 in der Maria-Magdalena-Kirche zu Breslau in erster Ehe die wesentlich ältere, schon seit 20 Jahren (1560) verwitwete Hedwig von Bank (* um 1540 in Breslau; † 22. Dezember 1583 in Breslau), die Tochter des Anton von Bank und der Anna von Rhediger; beide Familien waren mächtige Breslauer Ratsgeschlechter. Man darf also wohl davon ausgehen, dass es sich bei dieser ungewöhnlichen Vermählung eher um eine Vernunftehe gehandelt haben dürfte. Aus dieser kurzen ersten Ehe entstammt nur Sohn Daniel.

Am 9. Mai 1585 heiratete Dobschütz, inzwischen 26 Jahre alt, wieder in Breslau in zweiter Ehe Rosina von Hessler und Waldau (* 1569, † 26. November 1625 in Breslau), die Tochter des Hans von Hessler und der Adelheid von Schnitter. Dieser Ehe entstammen 5 Söhne und 4 Töchter, darunter Hans Georg von Dobschütz (1589–1635), ebenfalls über einige Jahre Ratsherr in Breslau (1626–1635).

Sein jüngerer Bruder ist der Kaufmann Bartholomäus von Dobschütz (1568-1637), Landeshauptmann des Weichbildes Namslau (Oberschlesien).

Sein direkter Nachkomme ist Karl Ernst von Dobschütz (1753-1806), der den seit über 200 Jahren und in der 6. Generation betriebenen Familiensitz Sillmenau im Jahr 1785 verkauft und 1806 wegen Falschmünzerei vor den Toren Prags gehängt wird.

Leben

Nicht nur, dass Dobschütz nach dem baldigen Tod seiner ersten Frau Hedwig durch Erbschaft in den Besitz der vier Güter Lobetinz und Radaxdorf, beide im Kreis Neumarkt, Niederschlesien, sowie Sillmenau und Gräbchen, beide im Landkreis Breslau, kam, die diese von ihrem Vater geerbt hatte. Sondern vor allem waren die besonders engen verwandtschaftlichen Beziehungen seiner Schwiegereltern Bank und Rhediger zum Breslauer Patriziat seiner politischen und damit beruflichen Karriere durchaus förderlich. Wohl nur deshalb wurde Dobschütz - ungewöhnlich für das 16. Jahrhundert - schon als 29-Jähriger am 11. Dezember 1587 in den Rat der Stadt Breslau gewählt und gehörte diesem zunächst zwei Jahrzehnte wechselnd als "Schöffe" oder "Konsul" (lat.: Rat) an, bis er schließlich am Aschermittwoch 1607 mit 49 Jahren sogar Ratspräses (Ratsältester) und damit auch Landeshauptmann des Fürstentums Breslau wurde. Dieses Amt bekleidete er 17 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 1624. Hervorzuheben ist dabei, dass mit Dobschütz ein Angehöriger des alten Gutsbesitzer-Adels in den Breslauer Rat gelangte, der sonst eher von Breslauer Kaufleuten beherrscht wurde. Seit 1591 bis ebenfalls zu seinem Tod war Dobschütz zusätzlich Kellerherr des "Schweidnitzer Kellers", der historischen Schankwirtschaft im Breslauer Rathaus; dieses Ehrenamt beinhaltete den Vorstand über die Bewirtschaftung des Ratskellers, die Überwachung des gesamten Breslauer Brauwesens, die Kontrolle des städtischen Brauhauses und des städtischen Malzhauses. Im Jahr 1621 war Dobschütz auch Lieferant der Breslauer Münze. Außerdem war er ein Königlicher Mann.

Nach fast 40 Jahren als Politiker, Ratsherr der Stadt Breslau und des Breslauer Fürstentums, davon 17 Jahre in Folge als Ratspräses und Landeshauptmann (Ministerpräsident), starb Adam von Dobschütz am 6. Dezember 1624 in Breslau und wurde unter größter Anteilnahme der Bevölkerung am 17. Dezember direkt vor dem Altar in den Boden der Breslauer Elisabethkirche beigesetzt - in einem „küppernen und hültzernen Sarche“. Nach einer historischen Quelle wurde er hierzu "aus der anderen halben Stadt mit 24 Priestern, 3 Schulen, alles Kirchengeläut, so zur Stadtjuristdiktion gehörig, 24 Kerzen, 16 Fackeln, einer Leichfahne und Leidtrosse abgeholet, von 14 Choralisten über den Ring getragen (die Straße um den Breslauer Marktplatz) und in St. Elisabeth vor dem hohen Altar unter diesen Stein mit Litera D in einem doppelten, schwibogeten Sarge in sein Ruhebettlein versetzet und begraben."

Das herausragende Ansehen seiner Person und seiner Amtsführung wird nicht nur durch diesen Ehrenplatz vor dem Kirchenaltar, sondern auch durch Druck und Veröffentlichung unzähliger Trauergedichte zu seinem Tod deutlich, in denen sein Kampf gegen den Kaiser und den Katholizismus gerühmt werden.

Aktuelles

Der alte Grabstein ist wahrscheinlich schon seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr vorhanden, da der Fußboden in der Kirche St. Elisabeth mehrmals verändert wurde. Doch Dobschütz' kupferner Sarg wurde nach dem Brand im Jahr 1976 der Krypta vor dem Altar entnommen und ins Nationalmuseum Breslau gebracht. Nach umfassender Sanierung kam er erst 2002 wieder in die Bibliothek der Elisabeth-Kirche zurück (siehe Fotos). Heute (2009) steht der Sarg im Muzeum Miejskie Wroclawia.[1] Dobschütz' sterbliche Überreste wurden - so die Aussage des Breslauer Historikers und Autors Piotr Oszczanowski (2006, Lit.: Oszczanowski) - nach der Exhumierung im Jahr 1976 in eine der Krypten unter einem Nebenschiff der Kirche umgebettet.

Das offizielle Gemälde aus dem Fürstensaal des Breslauer Rathauses wurde im 2. Weltkrieg ausgelagert und blieb seitdem verschollen. Doch ein anderes Ölbildnis des Adam von Dobschütz aus 1619 ist heute im Piasten-Museum (Muzeum Piastow Slaskich), dem früheren Piasten-Schloss, in Brieg öffentlich ausgestellt (Foto). Vorlage zu diesem Ölporträt war der Stich des Nürnberger Kupferstechers Peter Isselburg (1568-1630) aus dem Jahr 1614 (Foto). Die originale Kupferplatte ist in der Grafiksammlung der Universitätsbibliothek Breslau noch erhalten (Lit.: Oszczanowski+Gromadzki).

Literarische Figur

Adam von Dobschütz als Präses des Breslauer Rats und Landeshauptmann des Fürstentums sowie seine (fiktive) Ehefrau Mathilde sind Personen im Trauerspiel „Der Menschengläubige“ von Waldemar von Grumbkow, Xenien-Verlag, Leipzig 1913. Das Stück spielt zu Dobschütz' Lebzeiten in Breslau im Jahr 1611.

Eine Jungfer Dobschützin, des Bürgermeisters Töchterlein, wird erwähnt in dem Roman „Meister Joachim Pausewang“ von Erwin Guido Kolbenheyer, Verlag Albert Langen/Georg Müller, München 1910; Neudruck: Kolbenheyer-Gesellschaft, 1958, ISBN 3926974400. In der Handlung geht es um den Philosophen Jakob Böhme (1575-1624) und seine Zeit.

Literatur

  • Sigismund von Dobschütz: von Dobschütz - Stammliste eines über 500jährigen oberschlesischen Geschlechtes, Archiv Ostdeutscher Familienforscher (AOFF), Band VIII, Seite 105f, Verlag Degener & Co, Neustadt (Aisch), 1980, ISSN 0003-9470
  • Sigismund von Dobschütz: Das oberschlesische Geschlecht von Dobschütz, Archiv Ostdeutscher Familienforscher (AOFF), Band XII, Seite 320f., Verlag Degener & Co, Neustadt (Aisch), 1993, ISSN 0003-9470
  • Piotr Oszczanowski, Jan Gromadzki: Theatrum vitae et mortis - Graphik, Zeichnung und Buchmalerei in Schlesien 1550-1650, Seite 65/66; Hrsg.: Muzeum Historyczene (Historisches Museum) in Breslau, Übersetzung: Rainer Sachs, Wrocław (Breslau) 1995; ISBN 83-86642-14-9.
  • Jan Harasimowicz, Włodzimierz Suleja (Red.): Encyklopedia Wrocławia, Seite 139/140, in polnischer Sprache, Wrocław (Breslau) 2000, ISBN 83-7023-749-5


Einzelnachweise

  1. Muzeum Miejskie Wroclawia, Palac Królewski, ul. Kazimierza Wielkiego 35, 50.077 Wroclaw.

Weblinks

Siehe auch


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