Datassette

Datassette

Eine Datasette (manchmal auch Datassette geschrieben) ist ein in den 1980er Jahren weitverbreitetes Gerät, um Computerdaten auf herkömmlichen Compact Cassetten (CC) zu speichern. Datasette ist ein Kunstwort aus Data (englisch für Daten) und Cassette und der Produktname der Firma Commodore für ihre Datenrekorder. Die Bezeichnung wurde später aber auch gelegentlich für ähnliche Geräte anderer Heimcomputer, u. a. von Atari, Apple, Tandy, Sinclair und Amstrad/Schneider verwendet. Für damalige Verhältnisse umfangreiche Programme brauchten mit der Commodore-Datasette mitunter bis zu 20 Minuten, bis sie von der Kassette in den Speicher geladen waren. Insgesamt konnten auf einer C60-Kassette im Commodore-Standardformat ca. 45 KB an Programmtext (bei reinen Daten mehr, s. u.) gespeichert werden; andere Formate erlaubten meist eine deutlich höhere Datenmenge.

Es gab speziell als Datenbänder bezeichnete Kassetten (z. B. die Produkte Magna oder Computape), allerdings waren diese teuer und boten weniger Speicherplatz als herkömmliche Kassetten an, so dass meistens handelsübliche Audio-Kassetten als Daten-Kassette genutzt wurden.

Datasette (Commodore 1530)

Heute kommen Datasetten nicht mehr zum Einsatz, da sie den aktuellen Datenträgern in Bezug auf Kapazität und Geschwindigkeit um viele Größenordnungen unterlegen sind. Zudem sind fast alle Datasetten rein lineare Medien, bei dem Bandstellen vom Benutzer per Hand mittels langwierigem Spulen aufgesucht werden müssen; sie sind damit den Medien mit wahlfreiem Zugriff, wie etwa Disketten, Festplatten oder CD-ROMs, auch prinzipiell unterlegen.

Kassettenlaufwerke mit wahlfreiem Zugriff waren nur in der mittleren Datentechnik vor allem der 1970er-Jahre vertreten; als einzige Heimcomputer, die über ein Kassettenlaufwerk mit wahlfreiem Zugriff verfügten, gelten der Philips P2000M aus dem Jahr 1980 sowie der tragbare Epson HX-20. Beide verwendeten die vom Hersteller für Diktiergeräte entwickelte und auf den Start-/Stop-Betrieb ausgelegte Minikassette. Dort brachten beide etwa 170 KB an Daten unter.

Daneben gab es noch eine Reihe von Laufwerken, die spezielle Kassetten mit einem Endlosband verwendeten, etwa das MicroDrive der Firma Sinclair, oder das eher exotische Entrepo Quick Data Drive für den Commodore 64. Entfernte Verwandte der Datasette sind Laufwerke, die Daten auf VHS-Videokassetten oder auf Video-8-Bänder abspeichern. Diese wurden wegen ihres hohen Preises nicht bei Heimcomputern verwendet, kamen aber teilweise im Profibereich zur Datensicherung großer Archive zum Einsatz, da sie für damalige Verhältnisse eine extrem hohe Speicherkapazität boten (auf einem 240-Minuten VHS-Band konnten über 2 Gigabyte gespeichert werden). Bandlaufwerke dieser Art werden auch als Streamer bezeichnet.

Technik

Typische Beschriftung von Cassetten-Inlays mit den Zählerständen der Datasette und den entsprechenden Computerspiele-Titeln
Datasette.ogg
Datassette: 15 Sekunden Audio-Beispiel

Um die Daten auf die Datasette zu speichern, kam bei manchen Herstellern das FSK-Verfahren zum Einsatz, bei anderen (wie Commodore) eigene Codierungsverfahren. Zum Bau der Datasette werden das Laufwerk, der Vorverstärker und die Tonköpfe eines normalen Musik-Kassettenrekorders verwendet, auf Lautsprecher und Mikrofon wird verzichtet. Als zusätzliches Element besitzt sie einen Demodulator (in diesem Fall einfach einen Schmitt-Trigger), der die analogen Tonsignale in für den Computer verständliche digitale Rechtecksignale umwandelt. Bei anderen Computermodellen konnte teilweise auch jeder handelsübliche Kassettenrekorder über die Ton-Ein- und Ausgänge angeschlossen werden, der Demodulator befand sich in diesem Fall im Computer selbst.

Wichtig bei den Datasetten war die richtige Einstellung der Spur zwischen Tonband der Cassette und dem Tonkopf der Datasette. Oft war der Tonkopf werksseitig kalibriert und die Schraube zur Einstellung der Spurlage versiegelt. Bei der Weitergabe von Software konnte es jedoch dazu kommen, das Programme, die auf einer Datasette abgespeichert wurde, auf einem anderen Gerät nicht mehr geladen werden konnte. Dann war eine Möglichkeit, die Software doch noch erfolgreich zu laden, die Spur der Datasette in mehreren Versuchen auf die Aufnahme einzustellen. Dabei wurde die ursprüngliche Versiegelung gebrochen und auch die Stabilität der Spurlage der Datasette durch das Aufbrechen des Siegels reduziert.

Auch die ersten digitalen Synthesizer verfügten oft über eine Buchse zum Anschluss eines Tonbandgerätes oder eines Kassettenrekorders, über die sich einzelne Presets auf Tonband oder Kassette speichern und wieder abrufen ließen. Später wurden stattdessen auch DAT, DCC und Minidisc genutzt.

Die Aufbereitung der Signale in Daten übernimmt der Prozessor des Heimcomputers mit Hilfe eines im ROM gespeicherten Maschinenspracheprogramms. Der bei den entsprechenden Modellen normalerweise vorhandene BASIC-Interpreter spricht dieses über die BASIC-Befehle LOAD (Laden) und SAVE (Speichern) an; ATARI verwendete dafür die BASIC-Befehle CLOAD und CSAVE.

Die preiswerte Konstruktion, und die Datensicherheit vor Geschwindigkeit stellende Programmierung, erlaubten beim PET 2001 oder Commodore 64 nur Datenraten von etwa 60 bis 70 Bytes/s (für Daten, Programme wurden zur Sicherheit doppelt abgespeichert, wodurch die Datenrate nochmal halbiert wurde; durch lange Vorspänne sank die Netto-Datenrate dabei auf ca. 20 Bytes/s), die allerdings durch sogenannte Schnell-Lader (z. B. Turbo-Tape) auf etwa das Zehnfache gesteigert werden konnte, wodurch jedoch die Datensicherheit sank. Bei Modellen anderer Firmen war die Standard-Datenrate meist etwas höher, wodurch weniger Bedarf für Schnell-Lader bestand.

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