- AmigaOS
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AmigaOS ist das native Betriebssystem für den Commodore Amiga, das aus den Bestandteilen Workbench, dem AmigaDOS mit dem Kommandozeileninterpreter CLI (später in Shell umbenannt) und dem bei den meisten Amiga-Modellen im ROM befindlichen Betriebssystemkern Kickstart besteht.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Das System wurde von der Firma Amiga von 1982 bis 1984 entwickelt und nach deren Übernahme durch Commodore 1985 in der ersten Version fertiggestellt. Die Komponente AmigaDOS und Teile von Kickstart basieren auf TRIPOS, einem Multiuserbetriebssystem der Firma MetaComCo, das in der Programmiersprache BCPL entwickelt wurde.
Für seine Zeit, d. h. zwischen 1985 und 1992, hatte AmigaOS herausragende Eigenschaften, die in der Kombination bis heute von keinem gebräuchlichen Betriebssystem erreicht werden:
- 32-Bit-Architektur
- präemptives Multitasking ähnlich wie bei Unix-Rechnern (AmigaOS war viele Jahre lang das einzige multitaskingfähige Desktop-Betriebssystem)
- Mikrokernel-Architektur mit nachladbaren shared Libraries und Gerätetreibern (Devices)
- Library-Aufrufe mit Versionskontrolle
- programmierbare Echtzeit-Interrupts mit geringer Latenzzeit
- programmierbare Dateisystemgeräte
- anwendungsunabhängige Druckertreiber – mangels Herstellerunterstützung entstand ein Markt für andere Hersteller. Turboprint nutzt die dadurch entstandene Nische heute für Linux.
- anwendungsunabhängige Datentypentreiber. Über DataTypes wurde der Austausch von Daten als Plugin geregelt. Die Ermittlung des Datentyps war zudem vom Dateinamen unabhängig.
- fensterorientierte grafische Benutzeroberfläche
- mausorientiertes Boot-Menü – wurden dem System neue Festplatten mit Betriebssystem hinzugefügt, fragte es ab, von welcher das System zu starten war. Die gesamte Hardware-Erkennung (AutoConfig des Zorro-Busses – schon ähnlich wie bei PCI, zu Zeiten, als man beim IBM-PC noch typischerweise Jumper umstecken musste) erfolgte auch nach heutigen Maßstäben sehr schnell.
- anwendungsbezogene Desktops (sog. Screens) in unterschiedlicher Grafik- und Farbauflösung
- ab der Version 2.1 ist eine internationale Lokalisierung (i18n) dynamisch möglich
- internationaler 8-Bit-Zeichensatz nach ISO 8859-1
- vollständige Abstraktion des Datenspeichers von der Hardware: Spricht man Datenträger über den Namen an, ist es bei Wechseldatenträgern unerheblich, in welchem Laufwerk sie sich befinden, und wenn sie nicht angemeldet sind, werden sie vom Benutzer angefordert – in dieser Form gibt es diese Fähigkeit nur bei AmigaOS.
- standardisierte Prozesskommunikation per ARexx, einer hochkompatiblen REXX-Variante.
Die ersten 68k-CPUs stellten noch keine Memory Management Unit zur Verfügung. Deshalb musste AmigaOS ohne Speicherschutz auskommen – was allerdings Mitte der 1980er im Heimcomputersegment auch noch kein Thema war.
Die Workbench wurde nicht zwingend zum Funktionieren des Computers benötigt, da der Betriebssystemkern und viele Systembibliotheken im Kickstart-ROM enthalten waren, weshalb viele Computerspiele direkt von der Kickstart geladen wurden, um mehr Hauptspeicher nutzen zu können. Dadurch wurden allerdings die Multitasking-Eigenschaften des Betriebssystems außer Funktion gesetzt.
Bis zur Version 3.1 (1994) wurde AmigaOS von Commodore entwickelt. Für die Entwicklung der Versionen 3.5 (1999) und 3.9 (2000) waren Amiga Inc. und Haage & Partner verantwortlich. Danach arbeitete Hyperion Entertainment im Auftrag von Amiga Inc. an der Version 4 von AmigaOS, der ersten Version von AmigaOS, die keine MC68000-Prozessoren mehr unterstützt, sondern ausschließlich auf Motorolas PowerPC-Reihe läuft. AmigaOS 4 steht für die PowerPC-basierte AmigaOne-Plattform von Eyetech zur Verfügung. Parallel dazu wurde an einer Version für traditionelle Amiga-Systeme gearbeitet, die mit einer PowerPC-Prozessor-Erweiterungskarte ausgestattet sind. Diese wird seit dem 3. Dezember 2007 an Endkunden ausgeliefert.
Die von Hyperion Entertainment für das 3. Quartal 2008 angekündigte Version 4.1 wird seit Anfang September ausgeliefert. Unterstützt wird die AmigaOne-Plattform und erstmalig die Mainboards der Baureihe SAM440 der Firma ACUBE Systems. Dies ist für AmigaOne-Benutzer das erste Update, das nicht mehr kostenlos erhältlich ist.
Seit dem 31. Januar 2009 steht AmigaOS 4.1 auch für die Mainboards vom Typ Pegasos-II zur Verfügung.
Unter AmigaOS 4 werden Programme für 68k-Amigas grundsätzlich in einer Emulation des 68k-Prozessors ausgeführt, für die abhängig von der notwendigen Kompatibilität auch JIT-Compilierung eingesetzt wird.
Mit Hilfe der GNU-Hilfsprogramme lässt sich AmigaOS in ein unixoides Betriebssystem verwandeln. In diesem Kontext entstand der Editor vim, außerdem war AmigaOS Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre eine Zeitlang die Hauptentwicklungsplattform für zahlreiche GNU-Werkzeuge, unter anderem den GCC.
Etliche Grafik- und Multimediaprogramme, die es heute für Windows und/oder Mac gibt, stammen von der Amiga-Plattform dieser Tage.
Versionen
Siehe: Kickstart
Von AmigaOS abgeleitete Systeme
- MorphOS – Eine Alternative zur Ausführung von 68k-AmigaOS-3.1-Programmen auf aktueller PowerPC-Hardware in Form der Pegasos-Rechnerfamilie ist MorphOS. Für die Ausführung von nativer PowerPC-Software verwenden AmigaOS 4 und MorphOS unterschiedliche Ansätze, die nicht miteinander kompatibel sind. Durch Bereitstellung wechselseitiger Emulationsansätze (OS4Emu bzw. ppclibemu) wird hier von dritter Seite an Lösungen gearbeitet, die mangels Bereitschaft zur offiziellen Kooperation allerdings eher ein prototypenhaftes Nischendasein führen.
- AROS und AfA – Das AROS-Projekt ist ein Ansatz, eine freie AmigaOS-3.1-Umgebung auf x86-Prozessoren (und anderen CPUs) nachzubilden. Durch eine genaue Abbildung der AmigaOS-API sollen Amiga-Programme durch Neukompilation auf AROS portiert werden können.
In Form von AfA (AROS for AmigaOS) existiert außerdem ein Projekt, mit dem angestrebt wird, die von AROS eingeführten Neuerungen per Rückportierung auch unter AmigaOS und auf der Emulationslösung WinUAE verfügbar zu machen.
Programmierschnittstellen
Internet
Sechseck = PowerPC nativ
Rechteck = Kein SANA-IILAN
- Envoy
- Parnet (eigentlich Peer-to-Peer)
Grafik
2D:
- CyberGraphX (phase5) von Frank Mariak
- Picasso 96 von Tobias Abt and Alexander Kneer
- EGS (obsolet)
3D:
- MiniGL von Hyperion Entertainment
- mglut.library
- Warp3D (low-level Rasterizer) von Hyperion Entertainment
- StormMesa (agl.library) von Haage & Partner
- CyberGL (phase5) von Frank Mariak
Audio
- AHI von Martin Blom
- CAMD für MIDI
- MHI von Paul Qureshi und Thomas Wenzel
- mpeg.device des CD³²
- toccata.library von MacroSystem
Video
- VHI von IOSPIRIT GmbH
- tv.library von Elbox Computer
- tvcard.library bzw. valiantvision.library von Guido Mersmann
- p4specials.library von Village Tronic Computer
GUI
- GadTools
- BGUI von Jan van den Baard
- Triton von Stefan Zeiger
- StormWIZARD von Haage & Partner
- Magic User Interface (kurz MUI) von Stefan Stuntz
- ReAction (zuvor ClassAct)
- Feelin von Olivier Laviale
- OX von Andreas Szabo
Bus
- Zorro
- expansion.library
- PCI
- openpci.library von Benjamin Vernoux
- pcix.library und cybpci.library von Ralph Schmidt
- pci.library von Elbox Computer
- USB
- Poseidon
- Sirion
- ANAIIS
HDD
- Trackdisk 64-bit (TD64)
- New Style Device (NSD)
Benutzerverwaltung
- usergroup.library (AmiTCP)
- accounts.library (Envoy)
Virtueller Speicher
Commodore hat keine Schnittstelle zur Verfügung gestellt, alternativ gibt es
- vmem.library (GigaMem)
- vmm.library (VMM von Martin Apel)
- VMEM Evolution (MacroSystem)
Siehe auch
Literatur
- Commodore-Amiga Inc., Reading MA
- The Amiga ROM Kernel Manual: Libraries. ISBN 0-201-56774-1.
- The Amiga ROM Kernel Manual: Devices. ISBN 0-201-56775-X.
- The Amiga ROM Kernel Manual: Includes and Autodocs. ISBN 0-201-56773-3.
- The Amiga User Interface Style Guide. ISBN 0-201-57757-7.
- The AmigaDOS Manual. 3rd Edition. ISBN 0-553-35403-5.
- Ralph Babel: The Amiga Guru Book. Selbstverlag, Taunusstein 1993.
- Wilfried Häring: AmigaDOS 1.3. Anwender- und Programmiererbuch. 2 Auflage. Markt-und-Technik-Verlag, Haar bei München 1989, ISBN 3-89090-802-0.
- Wilfried Häring: Schnellübersicht AMIGA DOS 1.3. Schnellübersicht Amiga. Markt-und-Technik-Verlag, Haar bei München 1989, ISBN 3-89090-730-X.
- Wilfried Häring: AMIGA OS 2.0. Anwenderhandbuch. Bedienung der Workbench, Bedienung der Shell (CLI), DOS-Referenzteil, Batchprogrammierung, FastFileSystem, Linker, DOS-Editoren, MEMACS, AREXX, AREXX für Anwender. Markt-und-Technik-Verlag, Haar bei München 1991, ISBN 3-89090-924-8.
- Ralf Leithaus: AmigaDOS für Anwender. Ein Lernkurs nicht nur für Einsteiger. TechnicSupport, Berlin 1989, ISBN 3-926847-09-3.
Weblinks
Commons: Amiga Software – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- AmigaOS 4 – offizielle Website (englisch)
- AmigaOS – inoffizielle Website (deutsch/englisch)
- Amiga Inc. (englisch)
- Visualisierung von 25 Jahren AmigaOS-Entwicklung (englisch)
PET/CBM: KIM-1 | PET 2001 | CBM 3000 | CBM 4000 | CBM 8000 | MMF 9000 CBM II: CBM 500∗ | CBM 600 | CBM 700 | CBM 900∗
Heimcomputer: VC 10 | VC 20 | C64 (SX, GS♦) | 264-Reihe (C16, C116, Plus/4) | C128 | C65∗
Amiga (Übersicht): 1000 | Sidecar | 500 | 2000 | CDTV♦ | 600 | 3000/T/UX | 1200 | 4000 | CD³²♦
IBM-kompatibel: PC-1 | PC-10 bis PC-60 | x86LT | A1060
Peripherie: Laufwerke: Datasette | VC15xx (VC1540/41, VC1551, VC1570/71, VC1581) | SFD100x (SFD1001, SFD1002) | CBM 2020 bis 8250 | A570 | A590 | A3070
Drucker: MPS-Serie | MPS 801 | MPS 1000 | MPS 1500C | VC1520 | CBM-8000-Serie | CBM 4022
Sonstige Hardware: Zorro-Bus | Uhrenport | WOM | RAM Expansion Unit | Commodore-Maus | Monochrom- und Farb-Monitore | Lautsprecher A10 | Mehrfachbenutzersysteme (MBS)
Historische Hardware: Schreib- und Tischrechenmaschinen | LED-Uhren | 2000K/3000H♦ | ChessmateChips: MOS Technology | VIC | VIC II | TED | VDC | SID | PIA | VIA | TPI | CIA | ACIA | Agnus (Blitter, Copper) | Paula | EHB-Modus | HAM-Modus Chipsätze: OCS | ECS | AGA
Software: Commodore BASIC | Commodore Basic V2 | Kernal | CBM-ASCII (PETSCII) | GEOS | Commodore DOS | AmigaOS | Kickstart | Workbench | ARexx | AmigaGuide | AMIX
∗: nur Prototyp ♦: Spielkonsole
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