Der Freund meiner Freundin

Der Freund meiner Freundin
Filmdaten
Deutscher Titel Der Freund meiner Freundin
Originaltitel L’ami de mon amie
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1987
Länge 103 Minuten
Altersfreigabe FSK ab 12
Stab
Regie Éric Rohmer
Drehbuch Éric Rohmer
Produktion Margaret Menegoz
Musik Jean-Louis Valéro
Kamera Bernard Lutic
Schnitt María Luisa García
Besetzung
  • Emmanuelle Chaulet: Blanche
  • Sophie Renoir: Léa
  • Eric Viellard: Fabien
  • François-Eric Gendron: Alexandre
  • Anne-Laure Meury: Adrienne

Der Freund meiner Freundin ist der 1986 entstandene sechste und abschließende Film des Zyklus Komödien und Sprichwörter von Éric Rohmer.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die junge, schüchterne Verwaltungsangestellte Blanche lebt in Cergy-Pontoise, einer auf dem Reißbrett entworfenen modernen Trabantenstadt von Paris. Sie lernt die lebenslustige Studentin Léa und ihren stillen Freund Fabien kennen, ein Paar, das kaum gemeinsame Interessen hat, was Léa zur unbekümmerten Feststellung veranlasst, beide würden besser ohneeinander auskommen.

Das Quartett komplettiert Alexandre, ein charismatischer Beau, der Blanche auf den ersten Blick in seinen Bann zieht. Doch als Léa die beiden einander bekannt macht, ist Blanche zu befangen, um Alexandres Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und dieser hat bloß Augen für ihre Freundin.

Während Léa übers Wochenende verreist, um ihre Gefühle für Fabien auf eine Probe zu stellen, versucht Blanche Alexandre näher zu kommen. Doch sie trifft fortwährend nur auf Léas alleine gelassenen Freund Fabien, bis sich die beiden zum Windsurfen verabreden. Blanche und Fabien kommen einander näher, und mit widerstrebenden Gefühlen kommt es auf einer Waldlichtung zum Kuss und schließlich zu einer gemeinsam verbrachten Nacht.

Beide sind sich einig, dass die Nacht keine Fortsetzung finden darf, sind doch die „Freunde ihrer Freunde“ füreinander tabu. Nach Léas Rückkehr scheint ihre Beziehung zu Fabien besser als je zuvor. Und erneut nimmt sie ihre Bemühungen auf, Alexandre für Blanche zu interessieren. Doch Alexandres Interesse gilt nicht Blanche sondern Léa selbst, bei der sein Charme allmählich verfängt. Und auch Blanche hat inzwischen das Interesse an Alexandre verloren. Das erste Mal seit der gemeinsamen Nacht trifft sie Fabien wieder. Die Paare haben sich aufgelöst und finden verändert zusammen.

Das Bemühen, den alten Partnern aus dem Wege zu gehen, führt das Quartett zielsicher ins gleiche Restaurant. Noch einmal kommt es zu einem Missverständnis zwischen Blanche und Léa, das ihre frischen Gefühle für den jeweils neuen Freund auf die Probe stellt. Doch am Ende stehen einander zwei neu gebildete Paare gegenüber. Nur die Farbe ihrer Kleidung verrät noch die ursprünglichen Formationen.

Kulisse

Der Film spielt überwiegend in der Pariser Trabantenstadt Cergy-Pontoise mit ihrer in der 1980er Jahren von Ricardo Bofill und Dani Karavan in der Optik der Renaissance neu gestalteten Axe Majeur. Rohmer hatte die moderne Vorstadt bereits in ihrer frühen Entstehungsphase 1975 kennengelernt, als er dort L'enfance d'une ville, den ersten Teil einer vierteiligen Dokumentarserie unter dem Titel Ville nouvelle, für das französische Fernsehen produzierte.

Bemerkungen

  • Der Film illustriert auf ironische Weise die Redewendung „Die Freunde meiner Freunde sind auch meine Freunde.“
  • Er ist angelegt wie eine geometrische Patience Les Quatre Coins (Vier Ecken), in der fünf Personen um vier Plätze streiten, ehe das Spiel am Schluss in veränderter Konstellation aufgeht.[1]
  • Als dominierende Farben ziehen sich Blau- und Grüntöne durch den gesamten Film.
  • Vom Komponisten Jean-Louis Valéro forderte der Regisseur 25 Minuten Musik, die im Film nicht zu hören sein sollten.[2]
  • In den Besuch der French Open ist eine Originalszene aus einem Match von Ivan Lendl montiert, der 1986 und 1987 das Tennisturnier gewann.
  • Sophie Renoir, die Darstellerin der Léa, war bereits 1982 in Rohmers Film Die schöne Hochzeit zu sehen.
  • Anne-Laure Meury wirkte in seinen früheren Filmen Perceval le gallois und Die Frau des Fliegers oder Man kann nicht an nichts denken mit.
  • Das Lied der deutschen Indie-Band Tocotronic Meine Freundin und ihr Freund bezieht sich auf den Film und knüpft inhaltlich an diesen an.
  • Die anderen Filme des Zyklus Komödien und Sprichwörter sind: Die Frau des Fliegers oder Man kann nicht an nichts denken (1981), Die schöne Hochzeit (1982), Pauline am Strand (1982), Vollmondnächte (1984) und Das grüne Leuchten (1986).

Kritik

„Eine einfühlsame, erzählerisch-analytische, leicht und natürlich wirkende Charakter- und Situationsbeschreibung junger Menschen. Besonders brillant: Dialog- und Schauspielerführung.“

Lexikon des internationalen Films

„‚L’Ami de Mon Amie‘ erscheint so rein und funktional wie die Satellitenstadt, aber er ist voller unerwarteter Vergnügen. […] Ein Freund beschwerte sich nach dem Presse-Screening, der Film müsse 16 Stunden lang gewesen sein. […] Tatsächlich sind es 102 Minuten, und sie sind alle wunderbar.“

Vincent Canby[3]

Auszeichnungen

Der Freund meiner Freundin wurde 1988 für den César in den Kategorien Beste Regie, Bestes Drehbuch und Beste Nachwuchsdarstellerin (Sophie Renoir) nominiert, wurde allerdings nicht prämiert.

Literatur

  • Éric Rohmer: Comédies et Proverbes. Volume II, Les nuits de pleine lune, Le Rayon vert, L’Ami de mon amie. Cahiers du cinéma, Paris 1999 (Petite Bibliothèque Bd. 38), ISBN 2-86642-241-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Claude-Marie Trémois: Éric Rohmer. Éloge d'un cinéma impur (französisch).
  2. Internetseite von Jean-Louis Valéro (französisch und englisch).
  3. Vincent Canby: Rohmer’s Own View of the Mind. In: New York Times, 15. Juli 1988 (englisch).

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