Frühlingserzählung

Frühlingserzählung
Filmdaten
Deutscher Titel Frühlingserzählung
Originaltitel Conte de printemps
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1990
Stab
Regie Éric Rohmer
Drehbuch Éric Rohmer
Produktion Margaret Ménégoz
Musik Ludwig van Beethoven, Robert Schumann
Kamera Luc Pagès
Besetzung
  • Anne Teyssèdre: Jeanne
  • Hugues Quester: Igor
  • Florence Darel: Natacha
  • Eloïse Bennett: Eve
  • Sophie Robin: Gaelle

Frühlingserzählung (Conte de printemps) ist eine französische Filmkomödie aus dem Jahr 1990 und bildet den ersten Teil des Zyklus Erzählung der vier Jahreszeiten (Contes des quatre saisons). Die weiteren Filme des Zyklus sind Sommer (1996), Herbstgeschichte (1998) und Wintermärchen (1992). Regisseur und Drehbuchautor ist Éric Rohmer, einer der führenden Vertreter der Nouvelle Vague (franz. Neue Welle), dessen lapidarer Stil sich mit einer großen Liebe zu minutiöser Detailschärfe paart.

Handlung

Jeanne ist eine junge Philosophielehrerin, die an einem Gymnasium im Großraum Paris ihren Vorbereitungsdienst leistet. Sie lebt bei ihrem Freund Mathieu, einem Mathematiker mit Hang zur Unordnung. Doch Jeanne, die eigentlich keine Unordnung mag, hält es darum nicht in seiner Wohnung aus, wenn er verreist und sie allein ist. Ihr eigenes Appartement wird aber momentan von ihrer Kusine Gaelle in Beschlag genommen, der sie es überlassen hat und die sie auch nicht vor die Tür setzen will. Ohne zu wissen, wo sie die Nacht verbringen soll, geht Jeanne abends auf eine Party zur Wohnungseinweihung und kommt dort mit dem hübschen Mädchen Natacha ins Gespräch. Beide sind sich von Anfang an sympathisch und schließen schnell Freundschaft. Natacha, die am Konservatorium Klavier studiert, lädt Jeanne zu sich nach Hause ein und bietet an, ihr das Schlafzimmer ihres Vaters zu überlassen, der fast nie zu Hause übernachtet. Ihr Vater Igor ist Beamter im Kulturministerium und lebt bei seiner Freundin Eve, die kaum älter ist als seine Tochter. Jeanne nimmt die Einladung an und beide verlassen die Party früh.

Am nächsten Morgen kommt – ob zufällig oder nicht, bleibt unklar – Igor zu Hause vorbei, als Jeanne gerade duscht. Nach ersten komplizierten Diskussionen rückt Jeanne davon ab, sofort zu gehen, stattdessen verlässt Igor die Wohnung wieder. Am Nachmittag, als Natacha vom Unterricht zurückkehrt, brennt sie förmlich darauf, die erste Begegnung von Jeanne mit Igor geschildert zu bekommen – sie kann Eve nämlich nicht ausstehen und wünscht sich nichts sehnlicher als eine andere Freundin für ihren Vater. Von nun an versucht Natacha mit mäßigem Geschick, Jeanne und Igor zusammen zu bringen, wann immer sie es einrichten kann. Abends treffen erstmals alle drei Frauen, Jeanne, Natacha und Eve, beim Abendessen aufeinander. Es entspannt sich eine hitzige Diskussion, in der die einzelnen Charaktere mit ihren wechselseitigen Vorlieben füreinander und besonders ihren Abneigungen gegeneinander hervortreten. Am nächsten Tag sind Jeanne und Natacha wieder allein und fahren gemeinsam nach Fontainebleau zum Landhaus von Natachas Vater. Es ist der erste Besuch dort nach dem Winter und der Garten zeigt sich im weißen Blütenkleid. Natacha erzählt von ihrem Verdacht, dass Eve und Igor am Verschwinden einer Halskette ihrer Mutter, die sie, Natacha, eigentlich zum Geburtstag erhalten sollte, nicht ganz unschuldig sind. Immer wieder spricht sie dies Thema an und macht den beiden Vorwürfe.

Eine Woche später fahren sie wieder zum Landhaus hinaus, doch diesmal ist auch Igor dort, leider, wie Natacha feststellen muss, zusammen mit Eve. Bei den Vorbereitungen zum Mittagessen kommt es zwischen Eve und Natacha zum Eklat, Jeanne versucht vergeblich zu schlichten, und Igor bringt Eve notgedrungen zum Bahnhof. Nachdem Natacha die verhasste Eve erfolgreich vertrieben hat, taucht plötzlich Natachas Freund, kaum jünger als ihr Vater, auf und beide setzen sich ebenfalls ab, so dass Jeanne und Igor allein zurück bleiben. Abends, im Hintergrund läuft eine Aufnahme, auf der Natacha Schumann spielt, kommen sich Igor und Jeanne zaghaft näher, sie gewährt ihm drei Wünsche – sich neben sie zu setzen, ihre Hand zu halten, sie zu küssen – doch damit ist es ihr genug und sie beendet das Spiel. Als Jeanne, wieder nach Paris zurückgekehrt, ihre Sachen aus Igors Schlafzimmerschrank herausnimmt, fällt ihr durch Zufall die langgesuchte Halskette vor die Füße, womit sich schließlich Igors und vor allem Eves Unschuld herausstellt. Nachdem sie sich in aller Herzlichkeit von Natacha, die voller Stolz ihre Halskette trägt, verabschiedet hat, kehrt sie in Mathieus Wohnung zurück, wo sie die Heimkehr ihres Freundes erwartet.

Kritik

  • Lexikon des internationalen Films: Der erste Teil von Eric Rohmers filmischem Zyklus "Vier Jahreszeiten" beschreibt in einer eleganten Inszenierung und mit leichter Hand das oft schwierige Miteinander der Menschen. Durch die Diskrepanz zwischen ihrem Denken und Handeln wird der Zuschauer auf einer ironischen Distanz gehalten, die es ihm ermöglicht, der Handlung ebenso amüsiert wie fasziniert zu folgen.
  • Katholische Filmarbeit: Wie Blumengebinde arrangiert der 70jährige Moralist des französischen Kinos die Personenkonstellationen stets neu und lotet so die Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit von Beziehungen aus. Im Mittelpunkt des ebenso elegant wie schwerelos inszenierten Frühlings-Märchens steht der geschliffene Dialog als die zivilisierteste Ausdrucksform des menschlichen Miteinanders, da er Rückschlüsse auf den Wesens- und Seelenzustand der Protagonisten ermöglicht. [...] Dabei bestimmen Nachsicht und ironische Distanz die Inszenierung, die man amüsiert verfolgt, auch wenn dabei auf Schwächen des eigenen Charakters verwiesen wird.

Weblinks


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