- Detlef Weigel
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Detlef Weigel (* 1961) ist ein deutsch-amerikanischer Entwicklungsbiologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Detlef Weigel studierte von 1981 bis 1985 Biologie und Chemie in Bielefeld und Köln. Seine Diplomarbeit über die Neurogenese bei Drosophila fertigte er bei José Campos-Ortega an. Danach wechselte er an das Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, wo er bei Herbert Jäckle die Musterbildung im Drosophila-Embryo untersuchte. In seiner Doktorarbeit beschrieb er das erste Mitglied einer wichtigen Klasse von Transkriptionsfaktoren, der Forkhead-Proteine[1][2]. Seine Dissertation reichte er 1988 an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen ein.
Während seines Postdoc-Aufenthalts bei Elliot M. Meyerowitz am Caltech in Pasadena wandte er sich der pflanzlichen Molekularbiologie zu: er klonierte und charakterisierte das Blüten-Identitätsgen LEAFY aus der Arabidopsis thaliana (Ackerschmalwand)[3]. Von 1993 bis 2002 war er als Assistant und Associate Professor am Salk Institute for Biological Studies in La Jolla tätig. Er nahm 2002 einen Ruf als wissenschaftliches Mitglied und Direktor am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie an, wo er die Abteilung für Molekularbiologie gründete. Er ist weiterhin Honorarprofessor am Salk Institute und an der Universität Tübingen.
Werk
Weigel hat in den 1990ern hauptsächlich die Blütenentwicklung und die Kontrolle des Blühbeginns untersucht. Auf beiden Gebieten haben die Arbeiten seines Labors wesentliche und oft Bahn brechende Erkenntnisse geliefert. So gelang es ihm und seinem Mitarbeiter Ove Nilsson, das LEAFY-Gen aus der Arabidopsis thaliana auf Zitterpappeln zu übertragen, wodurch sich der Zeitraum bis zur Blüte dieses Baumes auf wenige Monate reduziert[4]. Des Weiteren entdeckten Weigel und seine Mitarbeiter das FT-Gen[5], dessen Produkt ein wichtiger Bestandteil des mobilen Blühsignals ist[6]; die Fachzeitschrift „Science“ zählte dies zu den drei wichtigsten Erkenntnissen des Jahres 2005. Von ihm entwickelte neuartige genetische Verfahren führten zur Entdeckung der ersten MicroRNA-Mutante in Pflanzen[7].
Die Beschäftigung mit Faktoren, die den Blühbeginn steuern, erweckte bei Weigel das Interesse für die Evolution adaptiver Merkmale, für die das Blühen ein Paradebeispiel darstellt. Neben Arbeiten zur genetischen Variation beim Blühbeginn und anderen umweltabhängigen Entwicklungsvorgängen[8][9] kommt ebenfalls der Erstellung neuer genomischer Ressourcen, wie der ersten Haplotypkarte bei einem nicht-menschlichen Organismus[10][11], eine große Bedeutung zu. Zu diesem Zweck hat Weigel das 1001 Genomes Projekt für Arabidopsis thaliana ins Leben gerufen. Darüber hinaus wird als neuestes Thema die reproduktive Isolation untersucht, wobei Weigel entdeckt hat, dass genetische Barrieren in Pflanzen oft mit Autoimmunität verbunden sind, bei der in hybriden Nachkommen Genprodukte der beiden Eltern eine Immunantwort in Abwesenheit von Pathogenen auslösen, was zu Hybrid-Nekrosen, Zwergwuchs und einer allgemeinen Einschränkung der Reproduktivität in diesen Hybriden führt. [12].
Preise und Auszeichnungen
- 1989 Dieter-Rampacher-Preis der Max-Planck-Gesellschaft
- 1994 Young Investigator Award der National Science Foundation der USA
- 2001 Charles Albert Shull Preis der American Society of Plant Biologists
- 2003 Wahl zum Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO)
- 2007 Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
- 2008 Wahl zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
- 2009 Als US-Bürger Wahl zum Mitglied der US-amerikanischen National Academy of Sciences
- 2010 Wahl zum Mitglied der Royal Society
- 2010 Otto-Bayer-Preis
- 2010 Wahl zum Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- 2011 Landesforschungspreis Baden-Württemberg
Literaturnachweise
- ↑ D. Weigel et al.: The homeotic gene fork head encodes a nuclear protein and is expressed in the terminal regions of the Drosophila embryo. In: Cell. 57, S. 645-658, 1989
- ↑ D. Weigel & H. Jäckle: The fork head domain, a novel DNA-binding motif of eucaryotic transcription factors? In: Cell. 63, S. 455-456, 1990
- ↑ D. Weigel et al.: LEAFY controls floral meristem identity in Arabidopsis. In: Cell. 69, S. 843-859, 1992
- ↑ D. Weigel & O. Nilsson: A developmental switch sufficient for flower initiation in diverse plants. In: Nature. 377, S. 495-500, 1995
- ↑ I. Kardailsky et al.: Activation tagging of the floral inducer FT. In: Science. 286, S. 1962-1965, 1999
- ↑ P. A. Wigge et al.: Integration of spatial and temporal information during floral induction in Arabidopsis. In: Science. 309, S. 1056-1059, 2005
- ↑ J. F. Palatnik et al.: Control of leaf morphogenesis by microRNAs. In: Nature. 425, S. 257-263, 2003
- ↑ J. N. Maloof et al.: Natural variation of light sensitivity in Arabidopsis. In: Nature Genetics. 29, S. 441-446, 2001
- ↑ S. Balasubramanian et al.: The PHYTOCHROME C photoreceptor gene mediates natural variation in flowering and growth responses of Arabidopsis thaliana. In: Nature Genetics. 38, S. 711-715, 2006
- ↑ R. M. Clark et al.: Common sequence polymorphisms shaping genetic diversity in Arabidopsis thaliana. In: Science. 317, S. 338-342, 2007
- ↑ S. Kim et al.: Recombination and linkage disequilibrium in Arabidopsis thaliana. In: Nature Genetics. 39, S. 1151-1155, 2007
- ↑ K. Bomblies et al.: Autoimmune response as a mechanism for a Dobzhansky-Muller-type incompatibility syndrome in plants. In: PLoS Biology. 5, S. e236, 2007
Weblinks
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