Adolfo Wildt

Adolfo Wildt

Adolfo Wildt (* 1. März 1868 in Mailand; † 12. Mai 1931 ebenda[1], Via Sottocorno 3[2]) war ein italienischer Bildhauer, dessen herausragende Bedeutung für die moderne Plastik und Skulptur von Kunsthistorikern immer wieder bestätigt wird, wenngleich sein Werk bislang noch kaum bekannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Adolfo Wildt, Sant'Ambrogio.

Wildt stammte aus einer äußerst armen Familie schweizerischen Ursprungs, die schon seit einigen Generationen in der Lombardei ansässig war. Wegen ihres geringen Einkommens musste er seine Schulausbildung schon im Alter von neun Jahren abbrechen und zum Lebensunterhalt als Hilfskraft bei einem Friseur und in einer Goldschmiede beitragen. Mit elf Jahren begann er eine Lehre in der Werkstatt des Bildhauers Giuseppe Grandi, der ihn mit dem Werkstoff Marmor vertraut machte.[3] Schon als 18-jähriger war er für sein Geschick in der Feinbearbeitung von Marmor bekannt. Ab 1888 arbeitete er bei Federico Villa, der ihn mit den berühmtesten lombardischen Bildhauern seiner Zeit bekannt machte. Gleichzeitig konnte Wildt seine Ausbildung im Mailänder Altstadtviertel Brera fortsetzen, zunächst an der Oberschule für Angewandte Kunst (Scuola Superiore d’Arte Applicata) und dann an der Akademie der Schönen Künste (Accademia di Belle Arti).

1892 entstand das erste Werk aus Marmor, ein Frauenkopf, der mit den Namen „La Vedova“ und „Atte“ überliefert ist.[4] Seit 1894 arbeitete er für den preußischen Kunstsammler Franz Rose, der ihn für 18 Jahre unter Vertrag nahm. Diese finanzielle Absicherung ermöglichte Wildt eine regelmäßige Beteiligung an Ausstellungen in Mailand, München, Zürich, Berlin und Dresden. Angesichts seiner Bewunderung für Adolf von Hildebrand und Auguste Rodin experimentierte Wildt mit Marmor, um seinen Werken eine opalisierende Transparenz zu verleihen.

Nach dem Tod seines Mäzens Rose (1912) war er erstmals gezwungen, sich dem Kunstmarkt zu stellen. 1913 wurde er für den großdimensionalen Entwurf eines Brunnens (La trilogia in der Ausstellung der Münchner Sezession) mit dem Preis des Prinzen Umberto (Premio Principe Umberto) ausgezeichnet. Das Werk wurde daraufhin von der Stadt Mailand erworben und dauerhaft im Hof der Humanitären Gesellschaft (Società Umanitaria) aufgestellt. Ab 1914 stellte er in regelmäßigen Abständen aus. Darüber hinaus erhielt er 1919 eine eigene Ausstellung in der Mailänder Galleria Pesaro und beteiligte sich 1921, 1924 und 1926 mit seinen Werken an der Biennale in Venedig. 1921 gründete er die Schule für Marmorbildhauerei (Scuola del Marmo), die daraufhin in die Accademia Brera eingegliedert wurde und sich dort seit 1927 in einem dreijährigen Programm weiterentwickelte. Im Siegesdenkmal Bozen stehen drei Büsten Wildts, die die Irredentisten Cesare Battisti, Damiano Chiesa und Fabio Filzi darstellen.

Zu seinen bekanntesten Schülern zählen u. a. Lucio Fontana, Fausto Melotti und Luigi Broggini.

Kunsthistorische Bedeutung

Ausgehend von der Romantik des späten 19. Jahrhunderts, widmete sich Wildt schon früh einer von der Secession und dem Jugendstil geprägten Bildhauerei, die sich durch komplexe Symbolismen und eine beinahe gotische Definition ihrer Formen charakterisieren lässt. Die äußerst glatt geschliffenen Oberflächen verleihen seinen Marmorbüsten eine absolute Reinheit und plastische Integrität, die er mit dem dramatischen Gefühl einer geradezu paroxystischen Intensität zu vereinen sucht. In dieser Hinsicht steht Wildt an der Schwelle zum Expressionismus, der sich vor allem im schmerzhaft erschütterten Ausdruck seines Selbstporträts von 1908 zeigt.

Literatur

  • Nicodemi, Giorgio: Adolfo Wildt. 3. Auflage. Mailand: Hoepli, 1945 (engl.)
  • Mola, Paola (Hrsg.): Adolfo Wildt: ein italienischer Bildhauer des Symbolismus. Darmstadt: Druck- und Verl.-Ges., 1990 - Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Mathildenhöhe Darmstadt, 25. März - 17. Juni 1990
  • Pontiggia, Elena (Hrsg.): L'arte del marmo / Adolfo Wildt. Mailand: Abscondita, 2002, ISBN 88-8416-006-5 (ital.)

Weblinks

 Commons: Adolfo Wildt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.exibart.com/profilo/autoriv2/persona_view.asp?id=5925
  2. Paola Mola: Biographie In: Katalog zur Darmstädter Ausstellung 1990 (siehe Literaturverzeichnis). S. 281-296, hier: S. 296
  3. Paola Mola: Adolfo Wildt. Ein Bildhauer zwischen Tradition und Moderne. In: Katalog zur Darmstädter Ausstellung 1990 (siehe Literaturverzeichnis). S. 13-40, hier: S. 13
  4. Ebd. S. 14

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