- Dienstgrade in der Schweizer Armee
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Die Bezeichnungen der Dienstgrade in der Schweizer Armee wurden durch das Parlament in Artikel 102 des Militärgesetzes festgelegt. Der Bundesrat kann für die Mannschaft und die Unteroffiziere weitere Dienstgrade einführen. Von diesem Recht hat er für die Armee XXI in Artikel 5 der Verordnung über die Organisation der Armee (VOA) vom 26. November 2003 Gebrauch gemacht. Für die Änderung der Offiziersgrade ist jedoch eine Gesetzesänderung notwendig.
Im Gegensatz zu anderen Streitkräften tragen die Angehörigen der Luftwaffe der Schweizer Armee dieselben Gradbezeichnungen und Abzeichen wie die Angehörigen des Heeres.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Allgemeines
Wer in einen bestimmten Grad befördert wurde, behält ihn auch dann, wenn er/sie die Funktion nicht mehr innehat (gilt für Fachoffiziere erst nach 6 Funktionsjahren). Aus der Militärdienstpflicht entlassene Angehörige der Armee dürfen ihren zuletzt getragenen Grad mit dem Zusatz „ausser Dienst“ (Abkürzung: „a D“) weiterführen.
Die Bezeichnungen der Grade sind in den Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe sowie in der Logistikbasis identisch.
Weiblichen Soldaten stehen alle Funktionen offen. Sie führen daher die Gradbezeichnungen ihrer ranggleichen männlichen Kameraden, das heisst es wird kein „(w)“ hinter dem Grad gestellt wie bei der deutschen Bundeswehr.
Fachoffiziere
Der Fachoffizier (Fachof) ist im schweizerischen Milizsystem ein Angehöriger der Mannschaft, der Unteroffiziere oder der höheren Unteroffiziere, der auf Grund besonderer Kenntnisse für einen Einsatz oder dauerhaft zum Offizier ernannt wurde.
Die Schweizer Armee ist die einzige Armee weltweit, bei welcher es einen eigenen Dienstgrad (mit eigenen Gradabzeichen) „Fachoffizier“ gibt. Für die Bestimmung der Besoldung sowie der Rechte und Pflichten kann der Fachoffizier je nach Funktion in den Gradstufen zwischen Oberleutnant und Oberst eingestuft werden. In Auslandeinsätzen wird er als Specialist Officer bezeichnet (Spec Of). NATO-Code: OF-2/3, je nach Funktion.
Einer der bekanntesten Fachoffiziere des Schweizer Militärs ist Pepe Lienhard, der Leiter der Swiss Army Big Band[1].
Generalstabsoffiziere
Der Generalstabsoffizier (Gst Of) kann sowohl ein Miliz- wie ein Berufsoffizier sein. Er ist Teil des Korps der Generalstabsoffiziere und wird für besondere Führungsaufgaben eingesetzt. Generalstabsoffiziere bekleiden Offiziersgrade zwischen Major und Oberst mit dem Zusatz i Gst für im Generalstab (früher gab es auch noch Hptm i Gst). Auf der Aussennaht der Hose des Ausgangsanzuges tragen sie einen dicken schwarzen Stoffstreifen.
Im Gegensatz zu den restlichen Stabsoffizieren sind die Generalstabsoffiziere alle ehemalige Kompaniekommandanten und verfügen somit über langjährige Führungserfahrung. Sie durchlaufen eine äusserst anspruchsvolle und intensive Zusatzausbildung und übernehmen höhere Kommandos sowie Schlüsselfunktionen in den Stäben grosser Verbände.
Gradbezeichnungen
In der Schweizer Armee gibt es folgende Grade:
Grade der Mannschaft
- Rekrut (Rekr; französisch: recrue, italienisch: recluta). Er trägt kein Gradabzeichen.
- Soldat (Sdt; französisch: soldat, italienisch: soldato). In der Praxis richtet sich die Bezeichnung meist nach der Truppengattung. So gibt es unter anderem Aufklärer (Aufkl), Füsilier (Füs), Grenadier (Gren), Kanonier (Kan), Pionier (Pi), Funker (Fk), Motorfahrer (Motf) oder Sanitätssoldat (San Sdt). In Auslandeinsätzen wird er als Private bzw. Private E-1 bezeichnet (Pte). NATO-Code: OR-2.
- Gefreiter (Gfr; appointé, appuntato) In Auslandeinsätzen wird er als Private bzw. Private E-2 bezeichnet (Pte). NATO-Code: OR-2. Vor einigen Jahren wurde noch die aus der britischen Tradition stammende Bezeichnung Lance Corporal (LCpl) verwendet.
- Obergefreiter (Obgfr, teils auch: Ogfr; appointé-chef, appuntato capo) Neuer Grad seit 1. Januar 2004. Er dient als Gruppenführerstellvertreter oder Unteroffiziersanwärter während der Unteroffiziersschule (UOS) und dem ersten Teil des Praktischen Dienstes. In Auslandeinsätzen wird er als Private First Class bezeichnet (PFC). NATO-Code: OR-3.
Grade der Unteroffiziere
Anmerkung: Seit der Armeereform 95 (Ausgangsanzug 95) sind die Gradabzeichen der Gefreiten, Unteroffiziere und höheren Unteroffiziere nicht mehr auf der Uniform aufgenäht (siehe Chevron (Uniform)) sondern in die Patte integriert.
- Korporal (Kpl). (caporal, caporale) Gibt es seit 1. Januar 2004 nur noch für Post- und ABC-Unteroffiziere. In Auslandeinsätzen wird er als Corporal bezeichnet (Cpl). NATO-Code: OR-4. (Alle Gruppenführer im Grad eines Korporals werden bei ihrer nächsten Dienstleistung zum Wachtmeister befördert.)
- Wachtmeister (Wm.) (sergent, sergente) Bis 1. Januar 2004 Grad des Zugführer-Stellvertreters; seit 1. Januar 2004 neu für Gruppenführer oder Wagenkommandanten (zum Beispiel Geschützführer). In Auslandeinsätzen wird er als Sergeant bezeichnet (Sgt). NATO-Code: OR-6.
- Oberwachtmeister (Obwm). (sergent chef, sergente capo) Neuer Grad seit 1. Januar 2004 für Zugführerstellvertreter; Grad der Offiziersanwärter während der Offiziersschule. In Auslandeinsätzen wird er als Sergeant First Class bezeichnet (SFC). NATO-Code: OR-6.
Höhere Unteroffiziere
- Feldweibel (Fw). (sergent-major, sergente maggiore) Seit 1. Januar 2004 nur noch für technische Feldweibel vorgesehen. Alle Einheitsfeldweibel im Grad eines Feldweibels werden bei ihrer nächsten Dienstleistung zu Hauptfeldweibeln befördert. In Auslandeinsätzen wird er als Sergeant Major bezeichnet (SGM/Sgt Maj). NATO-Code: OR-7.
- Fourier (Four). (fourrier, furiere) In Auslandeinsätzen wird er als Quartermaster Sergeant bezeichnet (QMS). NATO-Code: OR-7. Seit 1. Januar 2004 wurde dem Gradabzeichen des Fouriers ein Querbalken angefügt.
- Hauptfeldweibel (Hptfw). (sergent-major chef, sergente maggiore capo) Neuer Grad seit 1. Januar 2004 für den Einheitsfeldweibel. In Auslandeinsätzen wird er als Chief Sergeant Major bezeichnet (CSM). NATO-Code: OR-7.
- Adjutant (Adj Uof). (adjudant, aiutante) Der Adj Uof kann entweder Berufsunteroffizier oder in Milizfunktion Logistikzugführer oder Unfallpikettzugführer sein. In Auslandeinsätzen wird er als Warrant Officer bezeichnet (WO). NATO-Code: OR-8.
- Stabsadjutant (Stabsadj). (adjudant d'état-major, aiutante di stato maggiore) In Auslandeinsätzen wird er als Staff Warrant Officer bezeichnet (SWO). NATO-Code: OR-9.
- Hauptadjutant (Hptadj). (adjudant-major, aiutante maggiore) Neuer Grad seit 1. Januar 2004. In Auslandeinsätzen wird er als Master Warrant Officer bezeichnet (MWO). NATO-Code: OR-9.
- Chefadjutant (Chefadj). (adjudant-chef, aiutante capo) Neuer Grad seit 1. Januar 2004. In Auslandeinsätzen wird er als Chief Warrant Officer bezeichnet (CWO). NATO-Code: OR-9.
Grade der Offiziere
Subalternoffiziere
- Leutnant (Lt). (lieutenant, tenente). Der Leutnant ist der unterste Offiziersgrad. Im Gegensatz zur „Armee-95“-Zeit wird ein Zugführer nach seinem praktischen Dienst nicht mehr automatisch befördert, sondern bleibt während zwei Wiederholungskursen Leutnant. In Auslandeinsätzen wird er als Second Lieutenant bezeichnet (2Lt). NATO-Code: OF-1.
- Oberleutnant (Oblt). (premier-lieutenant, primo tenente) Der Oberleutnant ist in der Regel ein Zugführer. Der Grad wird dem Leutnant nach zwei Wiederholungskursen «geschenkt», gute Qualifikationen vorausgesetzt. Diese Abstufung ermöglicht es (wieder), die Erfahrung eines Zugführers abzuschätzen. In Auslandeinsätzen wird er als First Lieutenant bezeichnet (1Lt). NATO-Code: OF-1.
Hauptleute
- Hauptmann (Hptm). (capitaine, capitano) Häufig hat ein Hauptmann die Funktion eines Kompaniekommandanten, er kann aber auch in einem Stab tätig sein. Der Hauptmann ist im Prinzip der niedrigste Dienstgrad eines Berufsoffiziers. In Auslandseinsätzen wird er als Captain bezeichnet (Capt). NATO-Code: OF-2.
Stabsoffiziere
- Major (Maj, bzw. Maj i Gst). (major, maggiore) In Auslandeinsätzen wird er als Major bezeichnet (Maj). NATO-Code: OF-3.
- Oberstleutnant (Oberstlt bzw. Oberstlt i Gst). (lieutenant-colonel, tenente colonello) In Auslandeinsätzen wird er als Lieutenant Colonel bezeichnet (LTC/Lt Col). NATO-Code: OF-4.
- Oberst (Oberst bzw. Oberst i Gst). (colonel, colonello) In Auslandeinsätzen wird er als Colonel bezeichnet (Col). NATO-Code: OF-5.
Generalstabsoffiziere (Gradzusatz „i Gst“) tragen auf der Aussennaht der Ausgangshose einen dicken schwarzen Stoffstreifen.
Höhere Stabsoffiziere
Höhere Stabsoffiziere (HSO) tragen auf der Aussennaht der Ausgangshose zwei dicke schwarze Stoffstreifen.
- Brigadier (Br). (brigadier, brigadiere). Ein-Sterne-General. Im Verkehr mit dem Ausland wird er als Brigadier General bezeichnet (Brig Gen). NATO-Code: OF-6.
- Divisionär (Div). (divisionnaire, divisionario). Zwei-Sterne-General. Im Verkehr mit dem Ausland wird er als Major General bezeichnet (Maj Gen). NATO-Code: OF-7.
- Korpskommandant (KKdt). (commandant de corps, comandante di corpo). Drei-Sterne-General. Im Verkehr mit dem Ausland wird er als Lieutenant General bezeichnet (Lt Gen). NATO-Code: OF-8.
Oberbefehlshaber der Armee
- General (Gen). (général, generale) Vier-Sterne-General. Wird nur im Verteidigungsfall/Kriegszustand vom Parlament (Vereinigte Bundesversammlung) auf Vorschlag des Bundesrates gewählt und verliert seine Funktion wieder, wenn die Krise abgewendet ist.
In Friedenszeiten gibt es keinen Oberbefehlshaber, wohl aber einen Chef der Armee (CdA) im Range eines Korpskommandanten. Seit dem 1. März ist André Blattmann offiziell neuer Armeechef. Er führte dieses Amt interimistisch bereits seit dem Rücktritt von Roland Nef.
Ulrich von Sax (Pavierzug, 1511) | Johann Ludwig von Erlach (1633/1636) | Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach (1653/1656) | Wilhelm Bernhard von Muralt (1792) | Karl Ludwig von Erlach (1798) | Augustin Keller (Helvetik) | Johann Weber (Helvetik) | Joseph Leonz Andermatt (Helvetik) | Pierre von der Weid (Helvetik) | Niklaus Rudolf von Wattenwyl (1805/1809/1813) | Niklaus Franz von Bachmann (1815) | Charles-Jules Guiguer de Prangins (1830/1838) | Peter Ludwig von Donatz (1845) | Guillaume-Henri Dufour (1847/1849/1856/1859) | Johann Ulrich von Salis-Soglio (Sonderbund 1847) | Hans Herzog (Dt.-Frz. Krieg, 1870–1871) | Ulrich Wille (Erster Weltkrieg, 1914–1918) | Henri Guisan (Zweiter Weltkrieg, 1939–1945)
Gradabzeichen
Die Gradabzeichen der Armee sind unterteilt in
- die Stoffabzeichen für den Ausgangsanzug (auf beiden Schultern getragen; oben im Bild links) und
- die Klettabzeichen für den Dienst- und Kampfanzug (nur auf dem rechten Kragenspiegel und der Kopfbedeckung getragen, auf dem vom Soldaten aus gesehen linken Kragenspiegel ist die Truppengattung gemäss Einteilung ablesbar; oben im Bild rechts).
Seit dem 1. Januar 2006 werden die metallischen Grad- und Funktionsabzeichen (Spiegel), sowie die Namensschilder durch Stoffabzeichen (Klett) ersetzt, welche den NATO-Standards entsprechen.
Inoffiziell ist der Grund für die Anpassung an die Stoffabzeichen der NATO ein relativ simpler: Die Metallabzeichen am Kampfanzug haben die Strahlung der Nachtsichtgeräte überdeutlich reflektiert, was einen Nachteil im Gefecht darstellte. Seit einiger Zeit werden die Metallabzeichen vom Schweizer Zivilschutz verwendet. Allerdings werden auch dort immer mehr Stoffabzeichen verwendet. Die metallenen Abzeichen werden an den Jacketts der Eliteverbände des schweizerischen Militärspiels noch verwendet.
Truppenfarben
Die Truppenfarben sind einerseits anhand der Farbe der Achselschlaufe und des Kragenspiegels, andererseits anhand der Berétfarbe ersichtlich. Die Farben der Bérets sind nicht zwingend mit den Farben der Achselschlaufen identisch.
Farben der Achselschlaufen und des Kragenspiegels
Es gibt folgende Farben für die Achselschlaufen und Kragenspiegel (Reihenfolge und Bezeichnungen nach „Schweizer Armee 2006“):
- Truppengattungen
- dunkelgrün: Infanterie
- gelb: Panzertruppen (inklusive Aufklärer)
- rot: Artillerie
- königsblau: Luftwaffe (Flieger- und Fliegerabwehrtruppen)
- schwarz: Genietruppen, Führungsunterstützung
- silbergrau: Übermittlungs- und Führungsunterstützungstruppen
- dunkelrot: Rettungstruppen
- bordeauxrot: Logistiktruppen, Swisscoy
- blau: Sanitätstruppen
- grau: Militärische Sicherheit
- senfgelb: ABC-Abwehrtruppen
- Dienstzweige
- schwarz: Generalstabsdienst, Militärischer Nachrichtendienst, Armeeseelsorge, Bereitschaftsdienst
- violett: Militärjustiz
- orange: Territorialdienst
- Weitere Dienste
- hellblau: UNO-Militärbeobachter
Béretfarben
Grundsätzlich richtet sich die Farbe des Bérets nach der Farbe der Truppengattung. Es gibt jedoch Abweichungen, da man zum Beispiel silbergraue oder gelbe Bérets für zu unpraktisch hält. Angehörige betroffener Truppen werden in der Regel mit schwarzen Bérets ausgerüstet. Somit gibt es folgende Farben für die Bérets:
- schwarz: Generalstabsdienst, Territorialdienst, Panzer, Genie, Rettung, Übermittlung/Führungsunterstützung, ABC-Abwehr, Militärischer Nachrichtendienst, Militärjustiz, Armeeseelsorge, Bereitschaftsdienst, Sport
- grün: Infanterie, Militärmusik
- rot: Artillerie
- dunkelblau: Luftwaffe
- blau: Sanitätstruppen, Rotkreuzdienst
- bordeauxrot: Logistiktruppen (Versorgung, Material, Transporte, Veterinäre)
- grau: Militärische Sicherheit
- hellblau: Friedensförderungseinsatz für die UNO
Weblinks
- Gradstrukturen der Schweizer Armee mit deutschen, französischen, italienischen und englischen Bezeichnungen sowie NATO-Entsprechungen (Website der Höheren Kaderausbildung der Schweizer Armee)
Einzelnachweise
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