- Aenne Burda
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Anna Magdalene („Aenne“) Burda, die „Königin der Kleider“, (* 28. Juli 1909 in Offenburg; † 3. November 2005 ebenda) war eine deutsche Verlegerin von Zeitschriften. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute sie mit Burda-Moden einen der größten deutschen Zeitschriftenverlage auf.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Familie
Aenne Burda war die Tochter des Lokomotiv-Heizers Franz Lemminger und seiner Frau Maria. Ihren späteren Rufnamen Aenne gab sie sich nach ihrem Lieblingslied Ännchen von Tharau. Sie besuchte eine Klosterschule und absolvierte nach der Mittleren Reife an der Höheren Handelsschule Offenburg eine kaufmännische Lehre im Offenburger Elektrizitätswerk. Dort musste sie auch bei säumigen Zahlern die Beiträge eintreiben und lernte dabei ihren späteren Mann, den damals als Buchdrucker tätigen Dr. Franz Burda (1903–1986), kennen. Am 9. Juli 1931 heiratete sie ihn. Sie hatte mit ihm drei Söhne, Franz (* 24. Mai 1932), Frieder (* 29. April 1936) und Hubert (* 9. Februar 1940).
Die Verlegerin
1949–1961
Den Grundstein zu Aenne Burdas eigenem Verlag legte ihr Mann in doppelter Hinsicht: der defizitäre Verlag Elfi-Moden von Elfriede Breuer, einer seiner zahlreichen Geliebten, wurde von ihm finanziert. Anstatt die Scheidung einzureichen, zwang Aenne Burda ihren Mann zum Rückzug aus diesem Projekt und erreichte seine finanzielle Unterstützung zu ihrer eigenen Verlagsgründung. So konnte sie 1949 den verschuldeten Modeverlag von Franz Burdas ehemaliger Sekretärin Elfriede Breuer in Lahr mit damals 48 Mitarbeitern übernehmen. Am 1. Oktober 1949 gab sie erstmals die Zeitschrift Favorit heraus, die ab Januar 1950 als Burda Moden mit einer Auflage von 100 000 Exemplaren erschien. Die Ehe wurde zwar aufrechterhalten, jedoch als offene Beziehung, und für den Haushalt und die Betreuung der Kinder wurden Haushaltshilfen eingestellt.
Die bahnbrechende Geschäftsidee des Magazins sind die seit 1952 beiliegenden Schnittmuster-Bögen, die es den Lesern erlauben, in Heimarbeit die Modelle aus dem Magazin nachzuschneidern. Schnittmusterbögen sind seit dem 19. Jahrhundert bekannt, der US-amerikanische Unternehmer Ebenezer Butterick[1] erfand diese Methode 1863. Doch erst mit Burdas Geschäftsidee eroberte sich diese Schnittmusterhilfe ihren Platz in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Während die Mode anderer Magazine für die meisten ihrer Leserinnen unerschwinglich blieb, konnte man sich damit nun seine Vorstellungen von Geschmack und Eleganz preiswert verwirklichen.
1961–1994
Nach der Übernahme von Beyer Mode am 1. Oktober 1961 war Burda Moden mit einer Auflage von 1,2 Millionen die weltgrößte Modezeitschrift. 1965 verkaufte Burda Moden über eine Million Exemplare, 1968 1,5 Millionen. Das Burda Modemagazin erschien 2005 in 89 Ländern, übersetzt in 16 Sprachen.
Mit diesem Konzept eroberte sie bald auch die ausländischen Märkte und sie ließ weitere Zeitschriftentitel folgen: Anna von 1974 bis 2007,[2] zuerst als Burda Spaß an Handarbeiten erschienen, Carina seit 1977 und Verena von 1986 bis 1997.
1987 wurde die Zeitschrift Burda Moden als erste westliche Zeitschrift in russischer Sprache in der Sowjetunion verkauft. Diese spektakuläre Marktöffnung verdankte sich vor allem dem Interesse von Raissa Gorbatschowa und ihrem Mann, dem damaligen Generalsekretär der KPdSU und Staatspräsident Gorbatschow. Beim Internationalen Frauentag, dem 8. März 1987, ließ sie sich bei einem Festakt im fürstlichen Stadtpalais feiern. In ihren Erinnerungen bezeichnet sie die Präsentation ihrer Zeitschrift und Kollektion in Moskau als ihren Lebenshöhepunkt.
Nach 45 Jahren Geschäftsführung wies ihr Verlag 1994 einen Umsatz von 172 Millionen DM aus. Erst im Alter von 85 Jahren zog sie sich aus der Verlagsleitung zurück und übergab ihren drei Söhnen zu gleichen Anteilen ihren Verlag. Frieder und Franz Burda verkauften ihre Anteile an Hubert, da dieser nun auch bei Burda-Moden die Leitung übernommen hatte.[3]
Vorlieben und Engagement
Burda widmete sich danach vermehrt ihrer privaten Leidenschaft, der Malerei mit Ölfarben. Auch dies war ein Kontrapunkt zu ihren Söhnen, die nicht selbst malen, sondern Gemälde sammeln. In jüngeren Jahren war sie eine Liebhaberin schöner Sportwagen (Karmann Ghia) und genoss den mondänen Auftritt bei Modeschauen und Filmgalas. Burda hatte einen starken Willen zum Erfolg und duldete weder geschäftliche Widersacher noch interne Kritik. Als eigenständige Geschäftsfrau hielt sie nichts von der Emanzipationsbewegung, sie bevorzugte es, sich allein gegen Widerstände durchzusetzen. Guten Ideen und Talenten wie etwa Jil Sander war sie dagegen aufgeschlossen. Burda verstand es außerdem, ein einzigartiges Beziehungsgeflecht von Persönlichkeiten aus Politik, Filmgeschäft, Mode und Medien aufzubauen.
Mit ihrer Aenne-Burda-Stiftung förderte sie Kunst, Kultur, Umwelt- und Denkmalschutz, die Altenpflege und unterstützte hilfsbedürftige Menschen in Offenburg. Aenne Burda starb im Alter von 96 Jahren im Kreise ihrer Familie.
Orden und Ehrungen
- Bundesverdienstkreuz (1974)
- Ehrenring der Stadt Offenburg (1979)
- Bayerischer Verdienstorden (1984)
- Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg (1985)
- Jakob-Fugger-Medaille der bayerischen Verleger (1989)
- Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt Offenburg (1989)
- Carl-Friedrich von Rumohr-Ring für Verdienste um die Kochkunst (1989)
- Karl-Valentin-Orden (1990)
- Goldenes Ehrenzeichen des Landes Salzburg (1994)
- Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern (2001)
- Benennung einer Allee in der Stadt Offenburg nach Aenne Burda (2004)
- Mehrere Rosenzüchtungen sind nach ihr benannt worden.
- Zum Andenken an das unternehmerische und soziale Engagement seiner Mutter stiftete Hubert Burda 2006 einen „Aenne Burda Award“, der alljährlich an „erfolgreiche junge Frauen in den Medien“ verliehen werden soll.
- Anlässlich ihres 100. Geburtstags präsentierte die Stadt Offenburg vom 18. Juli 2009 bis zum 10. Januar 2010 eine Ausstellung über ihr Leben und Werk im Museum im Ritterhaus.[4]
Schriften
- Aenne Burda: Ansichten, Einsichten, Erfahrungen. Burda Verlag, Offenburg 1989, ISBN 3889780393.
- Aenne Burda (Hrsg.): Handarbeitsbücher für Schule, Beruf und Haus. Modeverlag Burda, Lahr (Schwarzwald).
Literatur
- Judith Betzler: Aenne Burda. Die Macht des Schönen. Econ, München 1999, ISBN 3-430-11194-3 (Ausschnitt, 22 Seiten, pdf-Datei).
- Peter Köpf: Die Burdas. Europa Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-203-79145-5.
- Ute Dahmen: Aenne Burda – Wunder sind machbar. Burda, Offenburg 2009, 420 S., ISBN 978-3-87115-003-6
Filme
- Aenne Burda. Mode für Millionen. Dokumentation, Deutschland, 1999, 45 Min., Buch und Regie: Kathrin Pitterling, Produktion: NDR, Erstausstrahlung: 28. November 1999
- - Inhaltsangabe des WDR
- Aenne Burda - Eine Frau erobert die Welt. Dokumentation, Deutschland, 2009, 45 Min., Buch und Regie: Dora Heinze, Produktion: SWR, Erstausstrahlung: 23. Juli 2009
- - Inhaltsangabe des SWR mit Videoausschnitt, 8:54 Min., Besprechung: [5]
Weblinks
- Aenne Burda - Ein Leben für die Mode, offizielle Internetseite
- Literatur von und über Aenne Burda im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- „Fotostrecke zu Aenne Burda“, Tagesspiegel, 4. November 2005
- Aenne-Burda-Dossier, Bunte, 2009
- Aenne Burda im Stammbaum-Wiki
- Artikel
- „Das Leben der Aenne Burda: Schnittmuster des Erfolgs“, Badische Zeitung, Juli 2009
- „Einigkeit und Recht und Burda“, Tagesspiegel, 9. November 2007, Reportage
- Maria von Welser: „Stolz bis zuletzt “, Welt am Sonntag, 6. November 2005
- Artikeldossier über Aenne Burda (pdf-Datei, 5 Seiten; 108 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Ebenezer Butterick, englische Wikipedia.
- ↑ Pressemitteilung des Burda-Verlags zur Einstellung von Anna.
- ↑ Hermann Simon erwähnt den Verlag Aenne Burda in seinem gleichnamigen Buch als Beispiel für einen „Hidden Champion“. (Hermann Simon: Hidden Champions des 21. Jahrhunderts. Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer. Campus, Frankfurt a. M. 2007, ISBN 978-3-593-38380-4, S. 17.)
- ↑ Ralf Burgmaier: „100. Geburtstag Aenne Burdas: Die große Ausstellung“, Badische Zeitung, 15. Juli 2009, mit 2 Videos
- ↑ Willi Winkler: „Adrett am Herd. Der SWR schenkt Welteroberin Aenne Burda ein feudales Portrait“, Süddeutsche Zeitung, 23. Juli 2009
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