Dr. Murkes gesammeltes Schweigen

Dr. Murkes gesammeltes Schweigen

Doktor Murkes gesammeltes Schweigen nennt sich eine Kurzgeschichte von Heinrich Böll. Erstveröffentlicht wurde sie 1955 in den Frankfurter Heften. Eine erweiterte und überarbeitete Fassung erschien 1958 in dem Sammelband Doktor Murkes gesammeltes Schweigen und andere Satiren (Abb.→ [1]). Doktor Murke ist eine Satire auf die „Hohlheit“ mancher angeblich hoch-niveauvoller kultureller Beiträge (Features).

Heinrich Böll entlarvt den Rundfunk und insbesondere dessen sog. Kulturabteilungen als eine Institution, die selbstgefälligen Pseudointellektuellen zu zweifelhaftem Ruhm verhilft. Diesen Typus verkörpert der Literat Bur-Malottke, der wegen „religiöser Bedenken“ darauf besteht, dass in seinen in der frühen Nachkriegszeit (im religiösen Überschwang) produzierten Vorträgen nachträglich das Wort „Gott“ durch „jenes höhere Wesen, das wir verehren“, ersetzt wird. Ein willfähriger Intendant ordnet die Maßnahme an. Die Aufgabe übernimmt der als „jung, intelligent und liebenswürdig“ beschriebene Dr. Murke, der, innerlich gegen das Ansinnen rebellierend, die Gelegenheit benutzt, Bur-Malottke zu demütigen und zum Opfer seines eigenen Opportunismus zu machen. Das titelgebende Hobby des Dr. Murke besteht darin, dass er aus Bändern herausgeschnittenes Schweigen sammelt, um es sich abends zur Erholung von der Geschwätzigkeit des Mediums, also zur Seelenhygiene vorzuspielen.

Die Geschichte wurde 1963/64 für das Fernsehen verfilmt; siehe Doktor Murkes gesammeltes Schweigen.

Sie ist auch Gegenstand eines Songs der Punk-Band EA80.

Interpretationen

  • Erhard Friedrichsmeyer: Die satirische Kurzprosa Heinrich Bölls. Chapel Hill 1981. S. 7-50.
  • Erhard Friedrichsmeyer: Doktor Murkes gesammeltes Schweigen. In: Heinrich Böll, Romane und Erzählungen. Hrsg. von Werner Bellmann. Reclam, Stuttgart 2000. (Literaturstudium: Interpretationen.) S. 149-160.
  • John Klapper: Heinrich Böll’s „Doktor Murkes gesammeltes Schweigen“. In: German teaching. The German journal of the Association for Language Learning 5 (1992) H. 5. S. 24-29.
  • Dieter E. Zimmer: Doktor Murkes gesammeltes Schweigen. In: In Sachen Böll. Ansichten und Einsichten. Hrsg. v. Marcel Reich-Ranicki. dtv, München 8. Aufl. 1985. S. 205-209.
  • Werner Zimmermann: Doktor Murkes gesammeltes Schweigen (1958). In: W. Z.: Deutsche Prosadichtungen unseres Jahrhunderts. Interpretationen. Teil 2. 2. Aufl. der Neufassung. Schwann, Düsseldorf 1970. S. 239-249.

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