- Dynamisches Kurvenlicht
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Mit Kurvenlicht werden Autoscheinwerfer bezeichnet, die bei Kurvenfahrt ihre Leuchtrichtung in Kurvenrichtung verändern. Dadurch soll die Fahrsicherheit bei nächtlicher Kurvenfahrt durch besseres Sichtfeld erhöht werden. Ausführliche Beschreibung der Technik siehe im Abschnitt Funktionsweise.
Inhaltsverzeichnis
Historische Entwicklung
Ein erstes Kurvenlicht wurde bereits 1918 im Cadillac Type 57 angeboten. Auch für den Cadillac V16 von 1930 wurde es angeboten.
Bei Tatra wurde schon 1935 im T77 und später im T87 ein Kurvenlicht verbaut.
Auch der Tucker Torpedo, welcher ab 1948 nur in einer Kleinstserie produziert wurde, besaß einen dritten Scheinwerfer in der Mitte, das so genannte „Zyklopenauge“.
Im September 1968 wurde das Kurvenlicht erstmals in Europa serienmäßig von Citroën in der DS eingesetzt. Über einen Seilzug, der mit der Lenkung verbunden war, wurde das Fernlicht gelenkt.
Der 1970-1975 produzierte Citroën SM hatte, anders als die „Göttin“ Citroën DS mit ihrer Seilzugbetätigung der inneren Scheinwerfer, an dieser Stelle ein hydraulisches Kurvenlicht, das ebenso eine Bewegung der Scheinwerfer um die Querachse (zum Ausgleich von Eintaucheffekten) ermöglichte. Die in Zusammenarbeit mit Cibié entwickelte Frontbeleuchtung des SM besaß sechs Hauptscheinwerfer. Die äußeren, größeren, sind kombinierte klassische Scheinwerfer. Nach der Mitte hin folgen dann breitstreuende Abblendlichter für den Nahbereich. Ganz innen, zu beiden Seiten des Kennzeichens, sitzen die der Lenkung nicht nur nachfolgenden, sondern in den Winkelgraden etwas „vorauseilenden“ schwenkenden Fernscheinwerfer. Dadurch wird eine ideale Kurvenausleuchtung bewirkt, die durch den „antizipierenden“ Effekt sogar den Bereich des Kurvenendes erfassen kann.
In den 1960er Jahren hat der Gesetzgeber aus Sicherheitsgründen das Schwenken des Abblendlichtes verboten. Erst 2002 wurden die entsprechenden ECE-Regelungen wieder geändert. [1]
Seit diesem Zeitpunkt bieten verschiedene Fahrzeughersteller Kurvenlicht (meist nur in Verbindung mit Xenonlicht) an, so z. B.: Audi, BMW, Citroën, Mercedes-Benz, Opel und VW. Ausnahmen sind Peugeot, Ford, Opel und Renault, die Kurvenlicht mit Halogenscheinwerfern z. B. im Peugeot 207, Ford Focus, im Opel Corsa und Meriva sowie im Renault Clio anbieten. Fiat bietet beispielsweise beim Modell Bravo, ein Abbiegelicht an. Dabei schaltet sich unterhalb einer gewissen Geschwindigkeit und Betätigung des Fahrtrichtungsanzeigers oder bei einer gewissen Mindestlenkradumdrehung automatisch der linke bzw. rechte Nebelscheinwerfer, welcher Kurven wesentlich besser ausleuchtet, ein.
Ausführungen
Man unterscheidet statisches Kurvenlicht und dynamisches Kurvenlicht. Auch eine Kombination beider Ausführungen ist zulässig.
- Das statische Kurvenlicht (auch Abbiegelicht genannt) wird durch Zuschalten einer separaten Lichtfunktion realisiert. Der Reflektor ist feststehend und so ausgerichtet, dass er den gewünschten Bereich vor dem Fahrzeug ausleuchtet. Meist liegt der Lichtschwerpunkt 60–80 Grad vor dem Fahrzeug und erleichtert das Abbiegen mit kleinen Kurvenradien, etwa das Einbiegen in eine Einfahrt.
- Das dynamische Kurvenlicht wird durch horizontales Schwenken des kompletten Abblendlichtes realisiert. Der Schwenkbereich beträgt typischerweise maximal 15 Grad in jede Richtung. Dieser Bereich ist optimal für Kurven, die mit Geschwindigkeiten über 30 km/h durchfahren werden. Auf Autobahnen sind die Kurvenradien meist so groß, dass ein Schwenken des Abblendlichtes nicht notwendig erscheint.
Nicht zu verwechseln ist das statische Kurvenlicht mit den an einigen amerikanischen Fahrzeugen installierten zusätzlichen, seitlichen Scheinwerfern, in Amerika Cornering Light genannt. Diese schalten sich ausschließlich bei Betätigung des Fahrtrichtungsanzeigers (Blinker) zu und ab. Auch sind die US-gesetzlichen lichttechnischen Anforderungen nicht mit denen nach den ECE-Regelungen zu vergleichen.
Bei immer mehr Fahrzeugtypen ist Kurvenlicht serienmäßig oder als Option verfügbar. Zum Nachrüsten ist es bisher nur für wenige Modelle erhältlich (etwa für VW Golf V, Opel Astra H, Ford Focus I von Hella).
Funktionsweise
Für beide Ausführungen des Kurvenlichtes bilden die Geschwindigkeit, der Lenkwinkel und die Gierrate die Grundeingangsgrößen, die in einem speziellen Algorithmus verrechnet werden. Dies geschieht in einem Steuergerät der Fahrzeugelektronik. Das Steuergerät gibt dann die notwendigen Signale an die Aktoren weiter.
- Beim statischen Kurvenlicht wird zusätzlich der Schalter für den Fahrtrichtungsanzeiger als Eingangsgröße für den Algorithmus verwendet. Als Aktuator dient eine zusätzliche Halogen-Glühlampe. Um den Komfort dieser Lichtfunktion zu erhöhen, geschieht das Ein- und Ausschalten nicht schlagartig, sondern durch Dimmen der Systeme nach speziellen zeitlichen Parametern.
- Beim dynamischen Kurvenlicht sind die Aktoren sogenannte Schrittmotoren, die das Abblendlicht horizontal in die gewünschte Richtung schwenken. Vorgegeben wird dazu nicht nur die Endposition, also der Schwenkwinkel, sondern auch die Winkelgeschwindigkeit, d. h. wie schnell die Endposition erreicht werden soll.
Zur Realisierung der Kurvenlichtfunktion in einem Fahrzeug sind zusätzliche lichttechnische Einrichtungen und Steuergeräte notwendig. Die vorhandenen Einrichtungen für die automatische Leuchtweitenregulierung (Sensoren, Algorithmen, Stellmotoren) können nicht genutzt werden, da sie die Lichtverteilung nur vertikal verstellen können.
Gesetzliche Bestimmungen
Das dynamische Kurvenlicht darf bei stehendem Fahrzeug auf einen Lenkradeinschlag nach links nicht reagieren (gilt für Rechtsverkehr, Linksverkehr entsprechend). Hintergrund: es soll eine Blendung des entgegenkommenden Verkehrs vermieden werden.
Das Abbiegelicht darf nur bei einer Geschwindigkeit unterhalb 40 km/h aktiv sein.
Literatur
- Karl-Heinz Dietsche, Thomas Jäger, Robert Bosch GmbH: Kraftfahrtechnisches Taschenbuch. 25. Auflage, Friedr. Vieweg & Sohn Verlag, Wiesbaden, 2003, ISBN 3-528-23876-3
- Robert Bosch (Hrsg): Autoelektrik Autoelektronik. 5. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Vieweg & Sohn Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-528-23872-8
Siehe auch
Weblinks
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