E220

E220
Strukturformel
Strukturformel von Schwefeldioxid
Allgemeines
Name Schwefeldioxid
Andere Namen

Schwefel(IV)-oxid, Schwefligsäureanhydrid

Summenformel SO2
CAS-Nummer 7446-09-5
PubChem 1119
Kurzbeschreibung farbloses, stechend riechendes, giftiges Gas
Eigenschaften
Molare Masse 64,06 g·mol−1
Aggregatzustand

gasförmig

Dichte

2,73 kg·m−3 (1 bar, 15 °C) [1]

Schmelzpunkt

−75 °C [1]

Siedepunkt

−10 °C [1]

Dampfdruck

3,3 bar [1] (21 °C)

Löslichkeit

gut (112 g/l [1]) in Wasser

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung aus RL 67/548/EWG, Anh. I [2]
Giftig
Giftig
(T)
R- und S-Sätze R: 23-34
S: (1/2)-9-26-36/37/39-45
MAK

1,3 mg·m−3 [3]

LD50

2520ppm (Ratte, inhalation) [4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Schwefeldioxid, SO2, ist das Anhydrid der schwefligen Säure H2SO3. Schwefeldioxid ist ein farbloses, schleimhautreizendes, stechend riechendes und sauer schmeckendes, giftiges Gas. Es ist sehr gut (physikalisch) wasserlöslich und bildet mit Wasser in sehr geringem Maße schwefelige Säure.Es entsteht vor allem bei der Verbrennung von schwefelhaltigen fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Erdölprodukten, die bis zu 4 Prozent Schwefel enthalten. Dadurch trägt es in erheblichem Maß zur Luftverschmutzung bei, es ist der Grund für sauren Regen, wobei das Schwefeldioxid zunächst von Sauerstoff zu Schwefeltrioxid oxidiert wird und dann mit Wasser zu Schwefelsäure (H2SO4) umgesetzt wird.[5] Um dies zu verhindern gibt es verschiedene Verfahren zur Rauchgasentschwefelung.

Inhaltsverzeichnis

Herstellung

Schwefeldioxid kann durch verschiedene Verfahren hergestellt werden:

  • durch Verbrennen von Schwefel oder Schwefelwasserstoff
 \mathrm { S + O_2 \ \longrightarrow \ SO_2}
  • durch das Rösten von sulfidischen Erzen, z. B. von Pyrit:
 \mathrm {4 \; FeS_2 + 11 \; O_2 \ \longrightarrow \ 2 \; Fe_2O_3 + 8 \; SO_2} \qquad \Delta H<0
  • aus Sulfiten durch stärkere Säuren
 \mathrm { Na_2SO_3 + 2 \; HCl \ \longrightarrow \ 2 \; NaCl + H_2O + SO_2}

Eigenschaften

Schwefeldioxid ist ein stechend riechendes, farbloses Gas. Es hat eine gute Wasserlöslichkeit, Lösungen sind dabei leicht sauer. Das Molekül ist gewinkelt:

Strukturformel von Schwefeldioxid mit Bindungslängen und Winkeln

E-Nummer 220
kritische Temperatur 157,5 °C [3]
kritischer Druck 79 bar [3]


Schwefeldioxid ist mesomeriestabilisiert:

Mesomere Grenzformeln von Schwefeldioxid

Verwendung

Flüssiges Schwefeldioxid löst zahlreiche Stoffe und hat sich daher als wertvolles Lösungsmittel etabliert.

In der Lebensmittelindustrie findet Schwefeldioxid als Konservierungs–,Antioxidations– und Desinfektionsmittel Verwendung, vor allem für Trockenfrüchte, Kartoffelgerichte, Fruchtsäfte, Marmelade und Wein. Wein- und Bierfässer werden zur Desinfizierung vor der Verwendung durch Behandlung mit SO2–Gas ausgeschwefelt.

Schwefeldioxid zerstört das Vitamin B1. In der EU ist es als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 220 auch für „Bio“-Produkte zugelassen. Es dient auch zur Herstellung von Sulfurylchlorid SO2Cl2 und Thionylchlorid SOCl2.

Ferner ist Schwefeldioxid ein wichtiges Edukt zur Herstellung von Schwefeltrioxid, um anschließend konzentrierte Schwefelsäure z. B. mit dem Kontaktverfahren herzustellen.

Schwefeldioxid dient auch zur Herstellung von vielen Chemikalien, Medikamenten und Farbstoffen und zum Bleichen von Papier und Textilien.

Umweltverschmutzung

SO2 schädigt in hohen Konzentrationen Mensch, Tiere und Pflanzen. Die Oxidationsprodukte führen zu „Saurem Regen“, der empfindliche Ökosysteme wie Wald und Seen gefährdet, Gebäude und Materialien angreift. Die SO2-Emissionen der entwickelten Industriestaaten konnten jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten durch die Nutzung schwefelarmer bzw. schwefelfreier Brenn- und Kraftstoffe stark reduziert werden.

Von allen Verkehrsträgern leistet der internationale Schifffahrtsverkehr den höchsten Emissionsbeitrag. Verschärfte Auflagen für PKW und LKW-Kraftstoffe führten in der Vergangenheit dazu, dass der beim Raffinieren entfernte Schwefel entsorgt wurde, indem er dem in der Schifffahrt verwendeten Schweröl zugesetzt wurde. Dort liegt der maximal zulässige Schwefelgehalt derzeit bei 4,5 Prozent. Die IMO hat den Grenzwert jedoch reduziert: Bis 2012 soll er auf 3,5 und bis 2020 auf 0,5 Prozent gesenkt werden. Diese Grenze gilt bereits heute für kalifornische Küstengewässer.[6] In der Ost- und Nordsee gibt es Schwefelemissionsüberwachungsgebiete, in denen der Grenzwert heute 1,5 Prozent beträgt. Bis zum Jahr 2010 soll er auf 1 Prozent und bis 2015 auf 0,1 Prozent abgesenkt werden. Selbst dann ist dieser Kraftstoff noch 100 mal schmutziger, als der in Europa für Nutzfahrzeuge zugelassene Dieselkraftstoff.[7]

Das Max-Planck-Institut für Meteorologie konnte im Rahmen einer Studie zeigen, dass in der Umgebung der stark frequentierten Seehäfen Rotterdam, Antwerpen und Milford Haven eine erheblich dichtere Wolkendecke herrscht als im Umland. Schwefeldioxid und Stickoxide wirken als Kondensationskeime und regen die Wolkenbildung an. Das durch diese Wolkendecke verstärkte Albedo führte zu einer Verringerung der Sonnenenergie, die die darunterliegenden Gebiete erhalten.[8]

Sicherheitshinweise

Eine Schwefeldioxidkonzentration, die über dem MAK-Wert liegt, kann beim Menschen zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Benommenheit führen. In höheren Konzentrationen schädigt das Gas stark die Bronchien und Lungen oder sogar die Nucleinsäuren, die Träger der Erbeigenschaften.

Quellen

  1. a b c d e Sicherheitsdatenblatt (Praxair)
  2. Eintrag zu CAS-Nr. 7446-09-5 im European chemical Substances Information System ESIS
  3. a b c Eintrag zu CAS-Nr. 7446-09-5 in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 30. März 2008 (JavaScript erforderlich)
  4. Sulfur dioxide bei ChemIDplus
  5. Holleman-Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie 102. Auflage, de Gruyter, Berlin, 2007. ISBN 978-3-11-017770-1
  6. Neuer Antrieb für Schiffe Online auf www.wiwo.de
  7. Schiffe werden Umweltfreundlicher Online auf www.taz.de
  8. Dicke Luft am Meer Online bei www.planet-erde.de

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