Edmund Käbisch

Edmund Käbisch

Edmund Käbisch (* 9. Januar 1944 in Waldenburg) ist ein deutscher Pfarrer. Aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen mit der Landeskirche Sachsens und der Staatssicherheit in der DDR setzt er sich vor allem in der Arbeit mit Jugendlichen für die Aufarbeitung der beiden deutschen Diktaturen ein.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Käbisch wurde 1970 Pfarrer in Quesitz bei Leipzig. 1979 promovierte er an der Universität Leipzig mit einer Arbeit über Das Gebet in Jugendgottesdiensten. 1981 wurde Käbisch zum zweiten Pfarrer am Mariendom in Zwickau gewählt. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit der Kirchenleitung wegen seines Engagements für "Problembürger" wurde er mit den Mitteln des Kirchenrechts gemaßregelt[1] und gegen ihn sogar ein "Predigtverbot" verhängt[2]. 62 inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit waren auf ihn angesetzt, um ihn einzuschüchtern und auszuhorchen. Bei der Staatssicherheit wurden diese Maßnahmen der „Zersetzung“ als operativer Vorgang (OV) "Kontrahent" geführt.[3]

Käbisch setzte sich für die Würdigung der Malerin Tatjana Lietz ein, die 1998 Ehrenbürgerin ihrer Wahlheimat Zwickau wurde. Zu ihrer Beerdigung am 16. März 2001 hielt er die Trauerrede.[4]

Im Rahmen der Arbeit mit Jugendlichen betreute er deren Ausstellung „Christliches Handeln in der DDR“.[5] Dabei wurde Edmund Käbisch überregional bekannt, weil der auch Käbisch bespitzelnde ehemalige inoffizielle Stasimitarbeiter (IM „Schubert“) im März 2008 vor dem Landgericht Zwickau eine einstweilige Verfügung wegen Verletzung seines Persönlichkeitsrechts (Nennung des Klarnamens) erwirkte.[6] Die Ausstellung musste daraufhin vorläufig abgebrochen werden.[7]

Ende März 2010 entschied das Gericht, dass Käbisch den Klarnamen von „IM Schubert“ öffentlich machen darf. „Die Tätigkeit des IM, der sein früheres Tun mehrfach zugegeben habe“, sagte der zuständige Richter, „sei von historischem Interesse“ (Aktenzeichen 1 O 1275/08).[8][9]

Werke

  • Das Fanal von Falkenstein. Eine Studie über die Zersetzung der Kirche durch die Stasi nach der Selbstverbrennung des Pfarrers Rolf Günther. Editions La Colombe, Bergisch Gladbach 2007, ISBN 3-929351-27-7 Informationen zum Buch
  • Zumutbare Wahrheiten - Erfahrungen mit der Aufarbeitung der beiden deutschen Diktaturen in der Landeskirche Sachsens (gemeinsam mit Martin Böttger). Editions La Colombe, Bergisch Gladbach 2011, ISBN 978-3-929351-34-7 Inhalt

Literatur

  • Peter Wensierski: Recht auf Vergessen?. In: Der Spiegel. Nr. 47, 2008 (17. November 2008, online).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Produktbeschreibung zu Edmund Käbisch, Martin Böttger "Zumutbare Wahrheiten" (Kurzbeschreibung). Libri, abgerufen am 30. Mai 2011.
  2. "Zumutbare Wahrheiten", Wochenspiegel - Zeitung für Westsachsen, Ausgabe Zwickau, 27. April 2011, S. 4
  3. http://www.welt.de/welt_print/article1854398/Der_Rebell_von_Reichenbach.html
  4. Auszüge bzw. Ausarbeitungen seiner Texte über T. Lietz sind auch im Buch von Christian Siegel: Die Bilderwelt der Tatjana Lietz. Chemnitzer Verlag, 2002, ISBN 3-928678-79-5 erschienen.
  5. http://www.dr-kaebisch.de/projekt.htm
  6. Uwe Müller: „Der späte Triumph der Stasi-Täter“ (Die Welt, 21. April 2008)
  7. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-56479823.html
  8. Tino Moritz: „Ex-Pfarrer darf Klarnamen von Stasi-IM nennen“ (Leipziger Volkszeitung onliney, 24. März 2010)
  9. http://www.dr-kaebisch.de/imschubert.html



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