- Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens
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Karte Basisdaten Fläche: 14 900 km² Leitender Geistlicher: Landesbischof
Jochen BohlMitgliedschaften: VELKD, LWB, EKD Regionen: 5 Kirchenkreise: 25 Kirchengemeinden: 776 Gemeindeglieder: 773.850 (31. Dezember 2010[1]) Anteil an der
Gesamtbevölkerung:20 % Offizielle Website: www.landeskirche-sachsen.de Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens (EvLKS) ist eine von 22 Gliedkirchen (Landeskirchen) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit Sitz in Dresden. Wie alle Landeskirchen ist sie eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Die Kirche hat 773.850 Gemeindeglieder (Stand: Dezember 2010) in 776 Kirchengemeinden. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens ist eine der lutherischen Kirchen innerhalb der EKD. Die Kirche ist auch Mitglied der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
Die Hauptkirche des Landesbischofs ist der Dom zu Meißen. Die Landeskirche unterhält eine Evangelische Akademie in Meißen.
Inhaltsverzeichnis
Gebiet der Landeskirche
Das Gebiet der „Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens“ umfasst das ehemalige Königreich bzw. den ehemaligen Freistaat Sachsen, in den Grenzen bis 1945 ohne das Gebiet um Bogatynia (Reichenauer Zipfel). Heute umfasst dieses Gebiet einen Großteil des Landes Sachsen und einen geringen Teil Thüringens.[2]
Geschichte
Die Reformation wurde im albertinischen Sachsen 1539 offiziell eingeführt. Grundlage des Kirchenwesens war die Kirchenordnung von 1580. Die Leitung der Landeskirche lag beim Kirchenrat, dem Oberkonsistorium und mehreren Konsistorien. Der Landesherr fungierte als summus episcopus (landesherrliches Kirchenregiment). Da der Kurfürst 1697 katholisch wurde, übertrug er seine bischöflichen Rechte den in evangelicis beauftragten Geheimen Räten. Höchster Geistlicher Sachsens war der Oberhofprediger, der zugleich Vizepräsident des Oberkonsistoriums war.
Nach dem Wiener Kongress 1815 musste das Königreich einige seiner Gebiete an Preußen abgeben, das hiervon unter Einbeziehung anderer Gebiete die Provinz Sachsen bildete (siehe Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen).
1835 wurde ein Organisationsedikt erlassen, wonach die kirchliche Verwaltung auf die staatlichen Mittelbehörden (Kreisdirektionen) übertragen wurde. An der Spitze der Landeskirche stand das Kultusministerium, das in dieser Eigenschaft nur dem Kollegium der in evangelicius beauftragten Staatsminister verantwortlich war. Dieses Gremium nahm die Stellung des Bischofs ein, die der katholische Landesherr nicht ausfüllen konnte. Außerdem bestand in Dresden ein Landeskonsistorium als Mittelbehörde, die nur aus nebenamtlichen Beisitzern (unter einem juristischen Präsidenten) bestand und nur für kirchliche und pädagogische Examina zuständig war.
1868 erhielt die Landeskirche eine Kirchenvorstands- und Synodalordnung und 1871 wurde auf dieser Grundlage eine erste Landessynode gewählt. Im Zusammenhang mit einer umfassenden verfassungs- und Verwaltungsreform des Königreichs Sachsen wurde 1874 die kirchliche Verwaltung von der staatlichen Verwaltung getrennt. Oberste Kirchenbehörde war nun das Evangelisch-Lutherische Landeskonsistorium (nicht zu verwechseln mit dem eben erwähnten Landeskonsistorium), das weiter den in evangelicis beauftragen Staatsministern unterstand. Jedoch lagen „die Konsistorialgeschäfte der luther.[ischen] Kirche in der Oberlausitz […] der Kreishauptmannschaft Bautzen ob“.[3] Das Kultusministerium übte über die Landeskirche nur noch solche Aufsichtsrechte aus, die es auch über andere Religionsgemeinschaften hatte.
Nach dem Wegfall des landesherrlichen Kirchenregiments (1918) erhielt die Landeskirche 1922 eine überarbeitete Verfassung, die 1926 in Kraft trat. 1926 entfiel dann auch die separate Kirchenverwaltung der Kreishauptmannschaft Bautzen. Gemäß der neuen Kirchenordnung nannte sich die Kirche nunmehr Evangelisch-lutherische Landeskirche des Freistaats Sachsen. Dem leitenden Geistlichen, der bislang den Titel eines Oberhofpredigers getragen hatte, wurde die Amtsbezeichnung „Landesbischof“ beigelegt.
Nach dem Tod des ersten Landesbischofs der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, D. Ludwig Ihmels, am 7. Juni 1933 nutzte der sächsische Innenminister Fritsch die entstandene Vakanz, um am 30. Juni 1933 die Befugnisse sämtlicher kirchenleitender Organe (Landesbischof, Landeskirchenamt, ständiger Synodalausschuss) auf den Führer der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Pfarrer, Friedrich Coch, zu übertragen. Die Geheimräte im Landeskonsistorium, 7 Superintendenten und 14 Pfarrer wurden beurlaubt. Am 7. Dezember 1933 kamen die Pfarrer des „Pfarrernotbundes“, aus dem die „Bekennende Kirche“ hervorging, in der Dresdner Zionskirche zusammen. Indem sie Friedrich Coch als Irrlehrer die geistliche Führung absprachen, begann innerhalb der sächsischen Landeskirche der Kirchenkampf.
1945-1947 stand die Landeskirche unter der Leitung des Landessuperintendenten Franz Lau.
Nach dem Zweiten Weltkrieg trat die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei und war Mitbegründerin der VELKD. 1950 gab sie sich eine neue Verfassung, die mit Wirkung zum 1. Januar 2008 geändert wurde. Von 1974 bis 1981 war der sächsischen Landeskirche der ehemals hannoversche Konsistorialbezirk Ilfeld im Harz angegliedert.
In den Jahren 1954 und 1997 war sie Gastgeberin der Deutschen Evangelischen Kirchentage in Leipzig. Der 33. Deutsche Evangelische Kirchentag fand vom 1. bis 5. Juni 2011 in Dresden statt.
Leitung der Landeskirche
An der Spitze der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens steht der Landesbischof, der geistliche Leiter der Kirche. Er wird von der Landessynode gewählt und ist Vorsitzender der ebenfalls von der Synode gewählten Kirchenleitung.
Landesbischöfe seit 1922
- 1922–1933: Ludwig Heinrich Ihmels
- 1933–1945: Friedrich Otto Coch
- 1945–1947: Landessuperintendent Franz Lau
- 1947–1953: Hugo Hahn
- 1953–1971: Gottfried Noth
- 1971–1994: Johannes Hempel
- 1994–2004: Volker Kreß
- seit 2004: Jochen Bohl
siehe auch: Liste der sächsischen Oberhofprediger
Landessynode
Als „Parlament“ hat die Landeskirche eine Landessynode. Deren Mitglieder, die Synodale, werden einerseits von den Kirchenvorständen auf 6 Jahre gewählt, andererseits von der Kirchenleitung berufen. Die Aufgabe der Synode ist ähnlich wie die von politischen Parlamenten. Die Landessynode wurde 1871 eingeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Synode 1948 wieder ihre Arbeit auf. Sie tagt in der Regel zweimal jährlich. Vorsitzender der Synode ist der Präsident der Synode Otto Guse. Seine Vorgängerin war Präsidentin Gudrun Lindner.
Präsidenten der Synode
- 1871: Karl von Gerber
- 1917–1927: Friedrich Seetzen
- 1927–1933: Woldemar Graf Vitzthum von Eckstädt
- 1948–1966: Reimer Mager
- 1967–1983: Johannes Cieslak
- 1983–1984: Dr. Rainer Gaebler
- 1984–1996: Rolf Böttcher
- 1996–2008: Gudrun Lindner
- seit 2008: Otto Guse
Verwaltung der Landeskirche
Landeskirchenamt und Verwaltungshierarchie
Als oberste Verwaltungsbehörde der Landeskirche besteht in Dresden ein Landeskirchenamt mit einem Präsidenten an der Spitze. Das Landeskirchenamt vertritt die Landeskirche rechtlich und ist grundsätzlich für die Verwaltung aller Angelegenheiten der Landeskirche zuständig.
Das Landeskirchenamt ist Sitz der Kirchenleitung, die aus dem Landesbischof als Vorsitzender, dem Präsidenten des Landeskirchenamtes, dem Präsidenten der Landessynode und neun weiteren durch die Landessynode gewählten Mitgliedern besteht.
Präsidenten des Ev.-Luth. Landeskonsistoriums (bis 1933) bzw. des Landeskirchenamts
- 1874–1875: Eduard Freiherr von Könneritz
- 1875–1883: Bernhard von Uhde
- 1883–1892: Dietrich Otto von Berlepsch
- 1892–1910: Johann Alfred von Zahn
- 1910–1927: Franz Fürchtegott Böhme
- 1927–1933: Friedrich Seetzen
- 1933–1945: Johannes Klotsche
- 1945–1957: Johannes Kurt Erich Kotte
- 1957–1959: Rudolf Harzer
- 1960–1975: Kurt Johannes
- 1975–1989: Kurt Domsch
- 1990–2009: Hans-Dieter Hofmann
- seit 2010: Johannes Kimme
Ab 2008 wurde eine Verwaltungsstrukturreform durchgeführt. Mit Wirkung vom 1. Januar 2008 ist die Landeskirche in der Verwaltungshierarchie von unten nach oben wie folgt aufgebaut:[4]
An der Basis stehen die Kirchgemeinden als Körperschaften des öffentlichen Rechts. Sie werden von gewählten und berufenen Kirchenvorstehern und dem Pfarrer bzw. der Pfarrerin verwaltet. Einige Kirchengemeinden haben sich zu Kirchspielen zusammengeschlossen.
Mehrere Kirchengemeinden bilden zusammen einen Kirchenbezirk (auch „Ephorie“ genannt, in der staatlichen Verwaltung einem Landkreis vergleichbar), an dessen Spitze ein Superintendent steht. Derzeit existieren 20 Kirchenbezirke. Die Kirchenbezirke haben als Leitungsorgane die Kirchenbezirkssynode und einen Kirchenbezirksvorstand. Die Mitglieder der Kirchenbezirkssynode werden von den jeweiligen Kirchenvorstehern gewählt. Die Kirchenbezirke sind Körperschaften des öffentlichen Rechts und haben als solche das Recht der Selbstverwaltung. Zugleich sind sie Verwaltungsgliederungen der Landeskirche (Doppelnatur des Kirchenbezirks). Rechtlich werden die Bezirke durch den Kirchenbezirksvorstand vertreten.
Die Kirchenbezirke sind einem der drei Regionalkirchenämter zugeordnet (in der staatlichen Verwaltung den Landesdirektionen vergleichbar).
Regionalkirchenämter und Kirchenbezirke
- Regionalkirchenamt Chemnitz
- Regionalkirchenamt Dresden
- Kirchenbezirk Bautzen-Kamenz[13]
- Kirchenbezirk Dresden Mitte[14]
- Kirchenbezirk Dresden Nord[15]
- Kirchenbezirk Freiberg[16]
- Kirchenbezirk Großenhain[17]
- Kirchenbezirk Löbau-Zittau[18]
- Kirchenbezirk Meißen[19] (ehemaliger Kirchenbezirk von Herbert Böhme)
- Kirchenbezirk Pirna[20]
- Regionalkirchenamt Leipzig
Kirchengemeinden
Die 20 Kirchenbezirke sind in 776 Kirchengemeinden und Kirchspiele unterteilt[25].
Gesangbücher
Die Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens singen bzw. sangen in den letzten Jahrzeiten vor allem aus folgenden Gesangbüchern:
- Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Landeskirche des Königreichs Sachsen; eingeführt 1883 (späterer neuer Titel des Gesangbuchs: Gesangbuch für die evang.-lutherische Landeskirche Sachsens)
- Evangelisches Kirchengesangbuch (EKG) – Ausgabe für die Evang.-Lutherische Landeskirche Sachsens; eingeführt 1950
- Evangelisches Kirchengesangbuch (EKG) – Ausgabe für die Evang.-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs, Evang.-luth. Landeskirche Sachsens, Evang.-lutherische Kirche in Thüringen, eingeführt in allen lutherischen Kirchen der DDR im Jahre 1975
- Evangelisches Gesangbuch (EG) – Ausgabe für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens; eingeführt ca. 1994[26]
Weblinks
Commons: Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Webseite
- Karte sächsischer Kirchenbezirke
- DER SONNTAG – Wochenzeitung für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens
- Rechtssammlung der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens
- Evangelische Verlagsanstalt Leipzig
- Evangelische Medienzentrale Sachsens
- Personen-Artikel in der Sächsischen Biografie
Einzelnachweise
- ↑ Evangelische Landeskirche Sachsen
- ↑ Das heutige Gebiet der Landeskirche
- ↑ Cf. Paul Langhans, Justus Perthes´ Staatsbürger-Atlas: 24 Kartenblätter mit über 60 Darstellungen zur Verfassung und Verwaltung des Deutschen Reichs und der Bundesstaaten (11896), Gotha: Perthes, 21896, p. 10. Hinzufügung und Auslassung in eckigen Klammern nicht im Original.
- ↑ Seite der Landeskirche zur aktuellen Verwaltungsstruktur
- ↑ Kirchenbezirk Annaberg
- ↑ Kirchenbezirk Aue
- ↑ Kirchenbezirk Auerbach
- ↑ Kirchenbezirk Chemnitz
- ↑ Kirchenbezirk Glauchau
- ↑ Kirchenbezirk Marienberg
- ↑ Kirchenbezirk Plauen
- ↑ Kirchenbezirk Zwickau
- ↑ Kirchenbezirk Bautzen-Kamenz
- ↑ Kirchenbezirk Dresden Mitte
- ↑ Kirchenbezirk Dresden Nord
- ↑ Kirchenbezirk Freiberg
- ↑ Kirchenbezirk Großenhain
- ↑ Kirchenbezirk Löbau-Zittau
- ↑ Kirchenbezirk Meißen
- ↑ Kirchenbezirk Pirna
- ↑ Kirchenbezirk Leipziger Land
- ↑ Kirchenbezirk Leipzig
- ↑ Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz
- ↑ Kirchenbezirk Rochlitz
- ↑ Seite der Landeskirche zu den Kirchgemeinden
- ↑ Gesangbuchverlag
Quellen für Korrekturen Landeskonsistorium/Landeskirchenamt 30. März 2007: Landeskirchenarchiv der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, Best. 2, Landeskirchenamt
Literatur
- Gerhard Graf; Markus Hein: Kleine Kirchengeschichte Sachsen. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2007, ISBN 978-3-374-02283-0
- Markus Hein: Die sächsische Landeskirche nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1945–1948). Neubildung der Kirchenleitung und die Selbstreinigung der Pfarrerschaft. (Herbergen der Christenheit, Bd. 6, Sonderband), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2001, ISBN 3-374-01918-8
- Heinrich Herzog: Beitrag zur Geschichte des sächsischen Konsistorialgesetzes vom 15. April 1873. Herbergen der Christenheit 1969, S. 149–211
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Gaststatus: Oldenburg | Württemberg
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