- Edwin Marian
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Edwin Marian (bürgerlich Marian Kmieczak, * 14. Juni 1928 in Łódź, Polen) ist ein Regisseur, Autor und Schauspieler.
Karriere
Noch während seiner Schulzeit zog man ihn im letzten Kriegsjahr zum Reichsarbeitsdienst ein, die Wirren der letzten Kriegstage erlebte er in Straubing und Regensburg. Anschließend hielt er sich in Bad Kosen mit Gelegenheitsjobs über Wasser und war unter anderem als Dolmetscher für Russisch tätig.
Im Jahr 1946 begann Marian am Deutschen Theaterinstitut in Weimar eine Ausbildung zum Schauspieler, vier Jahre später gab er am Staatstheater Leipzig sein Bühnendebüt und gehörte dort bis 1952 zum Ensemble. Danach wechselte er an das von Bertolt Brecht gegründete Berliner Ensemble, seit Mitte der 50er Jahre war er Mitglied der Ost-Berliner Volksbühne, der er jahrzehntelang angehörte; im Sommer 1980 kehrte der Schauspieler während einer Gastspielreise wegen unüberbrückbarer politischer Differenzen nicht mehr in die DDR zurück und blieb in Westdeutschland. Dort konnte er sowohl als Schauspieler als auch Regisseur Fuß fassen, trat beispielsweise bei den Würzburger Festspielen, den Bühnen der Stadt Bonn sowie bei den Bad Hersfelder Festspielen auf. Als Regisseur inszenierte er unter anderem am Hamburger Ernst-Deutsch-Theater Anouilhs Eurydike.
Rasch hatte sich Marian sowohl mit klassischen als auch modernen Bühnenfiguren einen Namen als vielschichtiger Charakterdarsteller gemacht. Zu seinen frühen Rollen zählen beispielsweise an der Volksbühne der Narr in Shakespeares König Lear, die männliche Hauptrolle in Günther Rückers Harlekin und Colombine oder der Reichstags-Brandstifter von der Lübbe in Hedda Zinners Schauspiel Der Teufelskreis.
Anfang der 1980er-Jahre brillierte Marian bei den Festspielen in Bad Hersfeld als Kaiser Franz Josef in Shaffers Amadeus und als Domingo in Schillers Don Carlos, dass ihm auch das komödiantische liegt, bewies Marian mit der Rolle des Dr. Chumley in dem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Bühnenklassiker Mein Freund Harvey von Mary Chase (Bonn, 1983).
Zum Film war Edwin Marian Anfang der 50er Jahre gekommen, hatte erste Erfahrungen hinter der Kamera mit kleinen Rollen in den propagandistischen DEFA-Streifen Jacke wie Hose (1953) und Das Kleine und das große Glück (1953) gesammelt. Der Durchbruch zum anerkannten Leinwanddarsteller gelang ihm als Artist Pero Lamberti bzw. Filmsohn von Henny Porten in Hans Müllers Zirkusfilm Carola Lamberti – Eine vom Zirkus (1954), überzeugend war er auch als Bauernjunge Pablo in Mich dürstet (1956) sowie – an der Seite von Manfred Krug – als José Martinez in Fünf Patronenhülsen (1960), Filme, mit denen die DEFA die Geschichte des Spanienkrieges (1936–1939) thematisierte; gemeinsam mit Krug stand Marian auch in der CSSR für den Kinofilm Der Boxer und der Tod (1963, Boxer a smrt) vor der Kamera.
Für das Fernsehen war er als Darsteller, Drehbuchautor und Regisseur tätig, schrieb zwischen 1970 und 1976 mehr als 10 Drehbücher für Fernsehfilme des DFF. Besondere Beachtung fand das mehr als zehn Stunden lange Werk über die Frühgeschichte des Jugendverbandes FDJ mit dem Titel Der Sonne Glut (1971), welches vor allem im 3. Teil autobiografische Züge aufweist. Marians letztes Drehbuch zum TV-Film Geschenk wurde noch verfilmt, aus politischen Gründen jedoch nicht ausgestrahlt, weitere Arbeiten fielen der Zensur zum Opfer.
In den letzten Jahren wurde es auf dem Bildschirm ruhig um Edwin Marian. Er konzentrierte sich verstärkt auf interessante Audio-Produktionen, ist ein vielbeschäftigter Sprecher beim Hörfunk und wirkt bei Hörbüchern mit. Schon in der DDR war Marian in etlichen Hörspielen zu erleben, beispielsweise Ende der 1950er-Jahre in Günther Weisenborns Die Reiherjäger (Rolle: Urwaldjäger Narcisso) oder 1976 in der Gaunerkomödie Energische Leute von Wassili Schukschin.
Zu seinen Arbeiten für den Rundfunk zählt die beliebte Sendung Ohrenbär und die 1999 vom MDR KULTUR produzierte Radio-Version von Die Reiterarmee, dem Erzählzyklus nach Isaak Babel über die legendäre Reiterarmee des roten Generals Budjonny in den russischen Bürgerkriegswirren des Jahres 1920; letztgenannte Produktion ist seit 2002 auch als Hörbuch auf dem Markt und erhielt ein Jahr später den im Jahr 2003 von der lit.cologne erstmals vergebene Hörbuchpreis in der Kategorie „Best of all – Bestes Hörbuch des Jahres“. An weiteren Hörspielinszenierungen sind etwa der Spionage-Krimi Moskau, mon amour des amerikanischen Autors Robert Littell oder der Klassiker In 80 Tagen um die Welt von Jules Verne zu nennen.
Edwin Marian, der heute in München lebt, trennte sich schon früh von seiner Frau Virginia; aus der Verbindung stammen die Töchter Danielle und Michèle Marian. Letztere ist in die Fußstapfen ihres Vaters getreten.
Filmografie (Auswahl)
- 1954: Carola Lamberti – Eine vom Zirkus
- 1960: Fünf Patronenhülsen
- 1964: Mir nach, Canaillen!
- 1964: Viel Lärm um nichts
- 1966/2009: Hände hoch oder ich schieße
- 1967: Ein Lord am Alexanderplatz
- 1967: Die Fahne von Kriwoj Rog
- 1969: Mit mir nicht, Madam!
- 1970: Meine Stunde Null
- 1975: Jakob der Lügner
- 1975–1992: Polizeiruf 110
- 1976: Nelken in Aspik
- 1976: Liebesfallen
- 1977: El Cantor (TV)
- 1979: Die lange Straße
- 1981–1993: Derrick
- 1982: Besuch von drüben
- 1983: Heimat, die ich meine
- 1984: Der Sohn des Bullen
- 1986: Hans im Glück
- 1988: Die Gunst der Sterne
- 1982–1989: Der Alte
- 1989: Forsthaus Falkenau
- 1991: Fremde, liebe Fremde
- 1992: Rotlicht
- 1994: Cornelius hilft
- 1994: Tödliches Erbe
- 1995: Tatort (Mordauftrag)
- 1998: Blutiger Ernst
- 2001: Der Solist – Niemandsland
Weblinks
- Edwin Marian in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
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