- Ein Mann in einer fremden Welt
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Fremder in einer fremden Welt (Originaltitel Stranger in a Strange Land) ist ein Science-Fiction-Roman von Robert A. Heinlein aus dem Jahre 1961. In ihm wird die Geschichte von Valentine Michael Smith erzählt, einem Menschen, der von Marsianern auf dem Mars aufgezogen wurde und nun als junger Mann zur Erde zurückkehrt. Es wird erzählt, wie er die zunächst fremde irdische Kultur erlebt – und wie er sie verändert. Der Titel des Romans ist dem Buch Exodus der Bibel entnommen.[1]
Das Buch war ein ausgesprochener Bestseller und erreichte eine deutlich breitere Leserschaft als andere Science Fiction-Werke seiner Zeit. In ihm behandelte Themen wie Sexuelle Befreiung und Libertarismus fanden Aufnahme in der sich entwickelnden Gegenkultur der 1960er Jahre in den USA und regten unter anderem auch die Entwicklung von Vorläufern der Polyamory-Subkultur mit an.
Große Teile des Romans bestehen aus Monologen von Dr. Jubal Harshaw, einem Schriftsteller, der Smith hilft, sich auf der Erde zurechtzufinden. Die Figur des Jubal Harshaw dient Heinlein als Alter Ego, in seinen Reden führt er viele Aspekte aus, die für Heinleins Weltsicht, wie sie in seinen Büchern zum Ausdruck kommt, typisch sind. Jedoch behält Harshaw keineswegs immer recht, und seine meist pragmatischen Positionen werden oft genug durch die fremdartigen und mystischen Sichtweisen von Smith kontrastiert.
Auf Wunsch der Verleger wurde der Roman zunächst in einer gekürzten Version (dt. Titel Ein Mann in einer fremden Welt) veröffentlicht, die unter anderem auch um eine Sexszene gekürzt worden war. Erst 1991 wurde die ungekürzte Fassung von Heinleins Witwe aus dessen Nachlass herausgegeben. 1962 wurde die gekürzte Fassung mit dem Hugo Award in der Kategorie bester Roman („best novel“) und 1987 mit dem Prometheus Award ausgezeichnet. Unter Kritikern herrscht keine Einigkeit darüber, welche Fassung die bessere ist.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung und Einfluss des Romans
Wie auch andere einflussreiche Werke der Literatur hat Fremder in einem fremden Land es vermocht – zumindest im englischen Sprachraum – ein neues Wort zu prägen: „to grok“. Wortwörtlich aus Heinleins fiktiver Marsianersprache übersetzt bedeutet es „trinken“. Übertragen bedeutet es im Roman soviel wie „verstehen“, „lieben“ und „vereint sein mit“. Es wird unter anderem verwendet von Science Fiction Fans, Hippies oder auch Hackern und es hat einen Eintrag im Oxford English Dictionary erhalten. In der deutschen Sprache hat das Wort sich jedoch nicht durchsetzen können.
Ein zentrales Thema der zweiten Romanhälfte ist die Darstellung der von Smith begründeten „Kirche aller Welten“ („Church of All Worlds“), ein Mysterienkult, der heidnische Elemente und Aspekte der Erweckungsbewegung mit parapsychologischem Training und der Unterweisung in der marsianischen Sprache verbindet. Im Jahre 1968 gründete eine neopaganistische Gruppe – inspiriert von den Entwürfen des Romans – denn auch tatsächlich die Church of All Worlds. Diese Sekte, die in ihrer Verfasstheit in vielfacher Hinsicht den Ideen des Romans folgt, ist bis heute in der neopaganistischen Szene der USA aktiv.
Mit Fremder in einer fremden Welt wollte Heinlein gezielt die akzeptierten Normen sittlichen Verhaltens in Frage stellen. Er nutzt den in seinem Denken vollkommen freien Smith, um Konzepte wie Religion, Monogamie, Geld und Angst vor dem Tod zu thematisieren. Heinlein selber schrieb, dass er die Veröffentlichung des Romans zehn Jahre zurückgehalten hatte, bis die gesellschaftliche Entwicklung eine positive Rezeption des Buches ermöglichte.[2]
Im Roman findet sich außerdem eine frühe Beschreibung eines Wasserbettes, eine Erfindung, die tatsächlich erst 1968 entwickelt wurde. Charles Hall, dem Erfinder des Wasserbettes, wurde jedoch kein Patent darauf gewährt. Das Patentamt bewertete das Wasserbett wegen der Beschreibungen bei Heinlein (auch im Buch Ein Doppelleben im Kosmos) als dem Stand der Technik entsprechend („Prior Art“).[3]
Ausgaben
Erstausgaben beider Fassungen in Englisch:
- Juni 1961, Putnam Publishing Group, gebunden, ISBN 0-399-10772-X
- Januar 1991, uncut edition, Ace/Putnam, gebunden, ISBN 0-399-13586-3
Deutsche Erstausgaben beider Fassungen:
- 1970, Heyne (Science Fiction and Fantasy Nr. 3170), broschiert
- 1996, Bastei-Lübbe, broschiert, ISBN 3-404-24214-9
Anmerkungen
- Der Roman ist Robert Cornog (Kriegskamerad von Heinlein und Ingenieur beim Manhattan-Projekt), Fredric Brown (Autor) und Phillip José Farmer (einer der ersten Science-Fiction-Autoren, der sexuelle Fragestellungen thematisierte) gewidmet.
- In Billy Joels Popsong We Didn't Start the Fire wird das Buch genannt.
- Auf dem Album Somewhere in Time der Band Iron Maiden erschien ein gleichnamiger Song, der auch als Single veröffentlicht wurde.
Weblinks
- Church of All Worlds (in englischer Sprache)
- Umfangreiche Erläuterung zum Buch (in englischer Sprache)
- Vergleich der Kurz- mit der Langfassung (in englischer Sprache)
Quellen
- ↑ Nachdem Mose einen Ägypter erschlagen hat, flieht er aus Ägypten, und heiratet Zippora. Exodus 2:22: (Einheitsübersetzung alt.bibelwerk.de) „Als sie einen Sohn gebar, nannte er ihn Gerschom (Ödgast) und sagte: Gast bin ich in fremdem Land.“ (englische Bibelübersetzung „Stranger in a strange land“)
- ↑ „I had been in no hurry to finish it, as that story could not be published commercially until the public mores changed. I could see them changing and it turned out that I had timed it right.“ Heinlein, Expanded Universe, Seite 403.
- ↑ ebbs.english.vt.edu
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