Elise Polko

Elise Polko
Elise Polko; Widmung: „Frau Elise Polko, Weihnachtsgruß 1891“[1]

Elise Polko (geb. Vogel; * 31. Januar 1823 auf Wackerbarths Ruh’ (Naundorfer Flur), heute zu Radebeul[2]; † 15. Mai 1899 in München) war eine deutsche Dichterin und Sängerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Elise Polko war das erste Kind des Rektors Carl Vogel, der zusammen mit seinem Schwiegervater Carl Lang die 1816 in Wackerbarths Ruh’ eingerichtete Knabenerziehungsanstalt leitete. 1824 zog die Familie nach Krefeld, wo ihr Vater bis 1832 die Höhere Stadtschule (später Realgymnasium) leitete. Nach 1832 zog die Familie nach Leipzig.

Ihr 1829 in Krefeld geborener Bruder Eduard Vogel, das fünfte Kind der Familie Vogel, wurde ein bekannter Astronom und Afrikaforscher, der 1856 im Sultanat Wadei, östlich vom Tschadsee, auf Befehl des dortigen Herrschers hingerichtet wurde.

Elise Polko gehörte zum Freundeskreis von Felix Mendelssohn Bartholdy; im Hause von Mendelssohns Schwester Fanny Hensel fand sie Aufnahme. Dieser Runde gehörten auch Jenny Lind, Wilhelmine Schröder-Devrient und Rahel Varnhagen von Ense an. Polkos Stimme und ihre Begabung weckten das Interesse Mendelssohns. Auf seinen Rat ließ sie sich zur Sängerin (Mezzosopran) ausbilden. Auch als Opernsängerin hat sie sich erfolgreich versucht; ihr Gesangsstudium vervollständigte sie in Paris. Ihr Plan, zur Bühne zu gehen, wurde durch veränderte Familienverhältnisse verhindert. 1849 heiratete sie den Eisenbahningenieur und späteren Eisenbahndirektor der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft, verzichtete auf eine Bühnenlaufbahn als Sängerin und widmete sich von da an der Schriftstellerei.

Mit ihrem Mann lebte sie in Duisburg, ab etwa 1851/52 für ungefähr 25 Jahre in Minden in Westfalen, wo sie im Bahnhof eine Wohnung bezogen, ab 1877 in Wetzlar und 1880 in (Köln-)Deutz. Im Februar 1887, kurz nach dem Tode ihres unheilbar erkrankten Sohnes, starb auch ihr Mann - unter Hinterlassung von Schulden. Außerdem hatte ihr Gatte es versäumt, sie bei der Verstaatlichung der Eisenbahngesellschaft mit in die Rentenversicherung aufnehmen zu lassen. Und sie musste ihre Familie unterstützen. Zunächst lebte sie in Hannover, das sie aus Gesundheitsgründen wieder verlassen musste, dann in Wiesbaden, von wo sie aus Kostengründen nach Frankfurt wechselte, zuletzt in München. Sie bezog eine kleine Rente auf dem Gnadenwege, verdiente den Lebensunterhalt mit Schriftstellerei sowie durch Aufnahme meist älterer Pensionärinnen, darunter zeitweise auch eine junge Tochter des Dichters Theodor Storm, und gab Gesangs(?)-Unterricht, außerdem wurde sie mit Geldgeschenken und Darlehen unterstützt von Marianne Rhodius, die der Stadt Krefeld neben zahlreichen Legaten 1,8 Millionen Mark als Stiftung hinterließ.

Elise Polkos Arbeiten entstanden größtenteils in Minden, wo sie auch Carl Wilhelm August Krüger kennenlernte, der eine weithin bekannte Kunstsammlung zusammengetragen hatte. In ihrem Buch Bedeutende Menschen. Portraitskizzen, Lebenserinnerungen und Novellen von 1895 gibt sie eine Erzählung des Kunstsammlers wieder. Ihre Themen nahm Polko aber meistens aus dem Gebiet der Musik. Ihre bekanntesten Werke sind die Romane Erinnerungen an Felix Mendelssohn Bartholdy, Faustina Hasse, Nicolo Paganini und die Geigenbauer sowie Musikalische Märchen, Phantasien und Skizzen in drei Bänden, ein Werk, das 25 Auflagen erlebte. Die drei Bände Musikalische Märchen erzählen aus Vergangenheit und Gegenwart Geschichten aus dem Musikleben vergangener Jahrhunderte. Es sind Erinnerungen an berühmte Musiker. In der Erzählung Ein Doppelstern am Kunsthimmel spielen Clara und Robert Schumann die Hauptrolle. Und in Porpoto in Dresden 1744 werden die Leser an den Hof Friedrichs August II., den Sohn Augusts des Starken, geführt.

Diese Werke waren meist sehr erfolgreich und wurden vor allem von Frauen gern gelesen. Trotzdem kam Elise Polko aus den finanziell beengten Verhältnissen nicht heraus, obwohl sie, um Darlehen abzubezahlen, sozusagen pausenlos schrieb. In einem Brief an Marianne Rhodius klagte sie: „Bei der Beliebtheit meiner Feder und der Leichtigkeit, mit der ich arbeite, hätte ich als englische oder französische Schriftstellerin die erwähnten teuren Verpflichtungen ohne große Anstrengungen zu erfüllen vermocht, aber das Honorar der deutschen Schriftsteller ist ja eben ein so geringes im Vergleich zu jenen, – und so muss ich mich denn redlich quälen und fast alle jene Arbeiten, verehrte Frau, an denen sich so manches Herz erfreut, tragen das geheime Motto‚ in doloribus pinxit‘ (in Schmerzen gemalt).“ Zudem hatte sie Pech bei der Wahl ihrer Verlage, die bankrott gingen, so dass sie ihre Bücher zurückkaufen musste.

Heute sind ihre Werke nur noch wenig bekannt und meist nur in Antiquariaten zu haben. Eine ausführliche Bibliographie der Werke, Aufsätze und Erzählungen steht im Westfälischen Autorenlexikon. Weiteres Material findet sich im Krefelder Stadtarchiv.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Manfred Altner: Knabenschule „Wackerbarths Ruhe“ (1816-1823). In: Vorschau und Rückblick. Monatsheft für Radebeul und Umgebung Januar 2000, Heft 1, S. 3–5.
  • Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9. 
  • Franz BrümmerPolko, Elise. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 53, Duncker & Humblot, Leipzig 1907, S. 95–98.
  • Walter Gödden, Iris Nölle-Hornkamp (Hrsg.): Westfälisches Autorenlexikon. Band 2: 1800 bis 1850. Schöningh, Paderborn 1994, ISBN 3-506-79742-5, S. 319–325.
  • Götz J. Pfeiffer: „Etwas vom Löwen …, der Blut geleckt“. Carl Wilhelm August Krüger (1797-1868) und seine Sammlung. In: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins 77, 2005, ISSN 0302-2188, S. 115–142.
  • Karl-Heinz Schock: Theodor Storm und Elise Polko. Ein Beitrag zur Storm-Forschung und zur Mindener Heimatgeschichte. In: Mitteilungen des Mindener Geschichts- und Museumsvereins 39, 1967, ISSN 0302-2188, S. 55–86.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Weitere Daten zu Elise Polko
  2. Geburtsdatum nach Stadtlexikon Radebeul. Bestätigt vom Stadtarchiv Radebeul an Benutzer:Jbergner am 27. August 2009 aufgrund eigener Unterlagen sowie Auskunft der Münchner Friedhofsverwaltung.

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