Emacs

Emacs
GNU Emacs
Emacs Logo
Emacs-plain-osx.png
Emacs-Startbildschirm im Grafikmodus. Ursprünglich ist Emacs ein Programm für das Terminal
Basisdaten
Entwickler Richard Stallman
Aktuelle Version 23.3
(10. März 2011)
Betriebssystem Unix, GNU/Linux, Windows, Mac OS X u.a.
Programmier­sprache C, Emacs Lisp
Kategorie Texteditor, Integrierte Entwicklungsumgebung
Lizenz GNU General Public License
Deutschsprachig nein
www.gnu.org/software/emacs/

Emacs [ˈiːmæks] ist eine Familie von Texteditoren. Die erste Emacs-Implementierung wurde von Richard Stallman (zusammen mit Guy L. Steele, Jr. und anderen) entwickelt. Besonders populär ist heute der GNU Emacs, welcher durch seine Programmierschnittstelle in der Programmiersprache Emacs Lisp mit beliebigen Erweiterungen ausgestattet werden kann. Es gibt aber auch noch eine Vielzahl von anderen Editoren, die zur Emacs-Familie zählen.[1]

GNU Emacs ist als freie Software unter der GNU General Public License erhältlich und läuft auf den meisten heute üblichen Betriebssystemen (UNIX, GNU/Linux, Mac OS X und Windows).

Inhaltsverzeichnis

Besonderheiten

Emacs bietet eine ganze Reihe Betriebsarten (engl. modes), die bei der Erstellung von Quelltext für diverse Programmier- bzw. Auszeichnungssprachen hilfreich sind. Somit kann man Emacs z. B. als HTML-Editor verwenden, der auch Syntaxüberprüfungen vornimmt.

Syntaxhervorhebung wird in den meisten dieser Betriebsarten unterstützt. Dabei wird der Text aufgrund der Syntax des bearbeiteten Textes (LaTeX, HTML, Perl, Java und andere) eingefärbt, was dem Benutzer die Orientierung erleichtert. Die Modi bieten in der Regel wesentlich mehr als eine Syntaxhervorhebung: Übersetzungsvorgänge, Syntaxprüfer, Debugger und dergleichen mehr lassen sich von Emacs aus aufrufen. Die Modi bieten auch vielerlei Hilfen beim Kodieren.

In der Grundkonfiguration verfügt Emacs bereits über einen Kalender, mehrere Mail- und Newsreader, eine eingebaute Shell, Spiele, einen FTP-Client und einen Webbrowser. Es gibt zusätzlich zahlreiche Tools, die in Emacs eingebunden werden können, darunter IRC-Clients, IM-Clients, Adressbücher, MP3-Player und sogar Webserver.

Emacs ermöglicht per Wiki Mode das Bearbeiten von Webseiten als Wikitext.

Zum Spaß und zur Demonstration, was mit Emacs Lisp alles möglich ist, enthält Emacs mit ELIZA ein Programm zur Unterhaltung mit einem vom Computer generierten „Psychologischen Psychotherapeuten“ (Aufruf mit „M-x doctor“; „M-x“ ist z. B. „ESC x“ oder „Alt-x“). Das Programm wandelt Aussagen des Benutzers in Fragen um, ermuntert ihn, mehr zu erzählen, und suggeriert Lebensprobleme allgemeinster Art. Ein weiterer nostalgischer Zusatz ist ein Textadventure („M-x dunnet“).

Man kann Emacs auch als eine Umgebung zur Programmierung von Spezialeditoren betrachten; so gibt es einen po-mode, mit dem man Übersetzungen erstellen kann.

Geschichte

Emacs entstand 1976 am MIT zunächst als Sammlung von Makros für den Editor TECO. Der Name ist die Abkürzung von „Editor MACroS“.

Benutzer haben weitere, scherzhafte Deutungen aus Eigenarten von Emacs abgeleitet: Eight Megabytes And Constantly Swapping (Acht Megabyte groß und swappt dauernd) nimmt den für damalige Zeiten großen Arbeitsspeicher-Bedarf aufs Korn, ebenso Emacs Makes Any Computer Slow (Emacs macht jeden Computer langsam). Escape-Meta-Alt-Control-Shift ist eine Anspielung auf die Tastenkombinationen, mit denen die meisten Funktionen von Emacs auszulösen sind.

1978/79 portierte Bernard Greenberg den Editor auf das Mainframe-Betriebssystem Multics. Er benutzte dazu die Programmiersprache Maclisp.[2]

1981 schrieb James Gosling den ersten Emacs für Unix-Systeme in C. Die Erweiterungssprache Mocklisp ähnelt Lisp, kennt aber keine strukturierten Datentypen. Gosling schränkte die Verbreitung zunächst nicht ein, aber verkaufte den Code später an UniPress, die diese Version als UniPress Emacs vertrieben. Gosling Emacs zeichnet sich durch einen hoch effizienten Code zur Textausgabe aus; Stallman verwendete Teile des Gosling-Codes in GNU Emacs, was später zu einer Kontroverse mit UniPress führte.[3]

1984 begann Richard Stallman an einer neuen Implementierung von Emacs, GNU Emacs, zu arbeiten, die das erste Programm des damals entstehenden GNU-Projekts wurde. Die Lizenz des Programms war zu Beginn der Entwicklung die GNU Emacs General Public License. Es war die erste Copyleft-Lizenz und die Grundlage für die später entwickelte GNU General Public License (GPL). GNU Emacs ist zum größten Teil in Emacs Lisp, einem eigenen Dialekt der Lisp-Programmiersprache, programmiert. Diese Lisp-Version von Emacs fußt nicht auf Greenbergs in Maclisp geschriebenen Multics-Emacs, der ersten Lisp-Version und benutzt auch ganz andere Datenstrukturen. Den Kern bildet ein in C geschriebener Interpreter für Emacs Lisp. Gerd Möllmann hat Version 21 (21.1 und 21.2) als Hauptprogrammierer betreut und veröffentlicht. Version 23 wurde im Jahr 2009 fertiggestellt.

Wie Clifford Stoll aufdeckte, ermöglichte ein Bug in Emacs 1986 dem für den KGB spionierenden Hacker Markus Hess den Einbruch in das Lawrence Berkeley National Laboratory.[4]

Varianten

Von Emacs wurden einige Derivate entwickelt,[5] das am weitesten verbreitete ist XEmacs, dessen Projektgruppe sich schon seit längerem mit der Einbindung von GUI-Elementen in Emacs beschäftigt. Bekannt ist auch MicroEmacs, der unter anderem mit AmigaOS ausgeliefert wurde. Ein weiterer Klon ist QEmacs.

Aquamacs von David Reitter ist eine an die Human Interface Guidelines angepasste Variante für Mac OS X. Eine weitere Variante für Mac OS X ist der Carbon Emacs von Seiji Zenitani, der, wie Aquamacs, viele zusätzliche Pakete bereits vorinstalliert enthält, jedoch auch auf dem Mac eine klassische Bedienoberfläche bietet.

Eine besonders kleine, aber dennoch recht leistungsstarke Version ist Zile. Der Name ist ein rekursives Akronym und bedeutet Zile is lossy Emacs.

Bedeutende Erweiterungen

  • AUCTEX: Enthält viele Funktionen, die die Erstellung von TeX- und LaTeX-Dokumenten erleichtern.
  • CEDET: Eine Sammlung von Tools um Emacs zu einer umfangreicheren Entwicklungsumgebung zu machen. Enthält unter anderem Project-Management, Parser für einige Programmiersprachen, Autocompletion und einen UML-Editor. Außerdem enthält CEDET eine CLOS ähnliche Implementierung von Objektorienterter Programmierung für elisp[6]. Seit September 2009 ist CEDET Teil der Entwicklungsversion von GNU Emacs.[7]
  • Dired: ist ein Dateimanager im Emacs.
  • Emacspeak: Ein Screenreader für Emacs, entwickelt von T. V. Raman (http://emacspeak.sourceforge.net/).
  • emacs-w3m: ist ein Webbrowser für Emacs. Er ist in Emacs Lisp geschrieben und verwendet w3m. Die Erweiterung läuft sowohl unter der grafischen Oberfläche als auch in der Textkonsole.
  • Gnus: Ein umfassend konfigurierbarer Mail- und Newsclient.
  • org-mode: Ein Modus zur Strukturierung normaler Textdateien (Desktop-Wiki). Dies ermöglicht das Schreiben von Dokumenten, Webseiten, Todo-Listen und lässt sich als Organizer nutzen.[8] Seit Version 22 ist org-mode offiziell in GNU Emacs enthalten.[9]
  • Shimbun: ergänzt emacs-w3m. Mit Shimbun lassen sich Artikel aus Web-Zeitungen extrahieren und schließlich in einem Emacs anzeigen. Für die Darstellung der Artikel werden Funktionen einer Newsreader-Anwendung genutzt. Mit Shimbun erhält man eine ähnliche Funktion wie mit RSS. Jedoch braucht es anders als bei RSS, nicht aktiv vom Seitenbetreiber unterstützt zu werden. Für jede Website, die mit Shimbun verarbeitet werden soll, muss ein Shimbun-Modul in Emacs Lisp beim Clienten vorliegen. Ein Vorteil dieses Ansatzes ist, dass das Shimbun-Modul so programmiert werden kann, dass es z. B. Werbung herausschneidet. Die mitgelieferten Module sind überwiegend für japanische Websites, aber auch Module für Telepolis und den Heise-Newsticker, Wikipedia, Der Spiegel, Die Zeit, Die Welt und laut.de existieren.
  • SLIME: ist eine Entwicklungsumgebung für Common Lisp.

Humor

Richard Stallman hat scherzhafterweise den Editor Emacs zu einer Spaßreligion erhoben, der „Church of Emacs“, und bezeichnet sich selbst als St. IGNUcius. Als Glaubensbekenntnis muss man dreimal „There is no system but GNU, and Linux is one of its kernels.“ sagen.[10] Dazu gibt es noch die Newsgroup alt.religion.emacs, die sich dieser Parodie widmet.

Vor- und Nachteile

Von einigen Benutzern, die vorher andere Editoren benutzt haben, wird die Vielfalt der Emacs-Modi als wenig überschaubar und der Editor selbst wegen seiner „umständlichen Tastenbindungen“ als schwierig zu erlernen bezeichnet. Bisweilen ist zu hören, seine Struktur widerspreche der Unix-Philosophie, nach der ein Tool nur eine ganz bestimmte Aufgabe zu erfüllen hat.

Leider wird in diesem Zusammenhang oft nicht gesagt, was unter einem Tool verstanden wird. Die Aufgabe des Emacs ist die Texterstellung und -editierung nicht nur in einer einzigen, genau definierten Situation, sondern in allen nur denkbaren.

Die größten Vorteile des Editors sind sein konsequent durchdachtes Konzept und seine gute Dokumentation. Jede Funktionalität wird durch eine einzige Lisp-Funktion bereitgestellt, die eine genau definierte Aufgabe erfüllt. Diese Funktionalität ist von der Existenz einer Tastenbindung unabhängig. Mit Emacs Lisp steht zudem eine sehr ausgereifte Programmiersprache zur Verfügung, die es nicht nur erlaubt, eigene Funktionen und Modi zu erstellen, sondern auch (mit Ausnahme einiger in C geschriebener Elementarfunktionen), die vorhandene Funktionalität zu ändern. Die möglichen Anpassungen können somit erheblich tiefgreifender sein als es eine Skriptsprache erlaubt, mit der nur weitere Funktionalitäten den bereits vorhandenen hinzugefügt werden können.

Da die Aufgaben der Texterstellung so vielfältig sind wie die Individualität der Autoren, darf nicht erwartet werden, dass ohne jede eigene Initiative für jede spezifische Frage eine Antwort bereits zur Verfügung steht. Dennoch ist die Zahl der fertigen Lösungen, die „out of the box“ abrufbar sind, derart überwältigend, dass ein Erlernen von Emacs Lisp zunächst nicht unbedingt erforderlich ist. Bei häufigem Einsatz des Editors zahlen sich Kenntnisse in dieser leistungsfähigen Sprache aber sehr schnell aus (wobei in diesem Zusammenhang auch ein Blick auf Scheme zu empfehlen ist, mit dem neue Funktionen für zukünftige Emacs-Versionen programmiert werden sollen).

Die vordefinierten Tastenbindungen erfordern für manche Benutzer, die mit anderen Editoren vertraut sind, eine gewisse Überwindung. Zwar kann der Emacs auch über Menüs mit der Maus bedient werden, aber eine erhebliche Steigerung der Produktivität, die weit über die meisten grafischen Editoren hinausgeht, erfordert den Einsatz von Tastaturkürzeln, von denen die vordefinierten ebenfalls sehr gut durchdacht sind. Sie können allerdings nicht jede individuelle Erwartung von dem, was der Einzelne als angenehm bezeichnet, zufriedenstellen. Entscheidend ist, dass sämtliche Belegungen beliebig geändert werden können und die Zahl der möglichen Tastenkombinationen nicht begrenzt ist.

In Emacs wird eine Suche mit der Tastenkombination „C-s“ gestartet. Das zugehörige Steuerzeichen <CTRL>S wurde aber auch von vielen seriellen Terminals zur Datenflusssteuerung zum Rechner verschickt. Das führte in den 1980er Jahren dazu, dass eine der am häufigsten zum Emacs zu findenden Problem-Meldungen eine anscheinend selbsttätig angefangene Suche beschrieb.

Zitate

“Emacs started out as a text editor, which became a way of life for many users because they could do all their work on a computer while never exiting from Emacs, and ultimately it became a religion as well.”

„Emacs begann als Texteditor, der zu einer Lebensweise für viele Benutzer wurde, weil man die ganze Arbeit damit erledigen kann, ohne Emacs zu verlassen, und wurde letztlich zu einer Religion.“

Richard Stallman

“You should always keep one principle in mind: Emacs does many things well, but it isn't important for that reason. Emacs is important, because of the integration of different things you need to do.”

„Sei Dir stets dessen bewusst: Emacs kann vieles sehr gut, aber das ist nicht das Entscheidende. Emacs ist wichtig, weil er verschiedene zu erledigende Aufgaben unter einen Hut bringt.“

Debra Cameron, James Elliott, Marc Loy, Eric Raymond & Bill Rosenblatt

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Emacs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Liste der Emacs-Implementierungen
  2. Multics Emacs History
  3. The History of the GPL
  4. Clifford Stoll: Kuckucksei. Die Jagd auf die deutschen Hacker, die das Pentagon knackten. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2001, ISBN 3-596-13984-8
  5. Emacs Timeline (englisch)
  6. http://cedet.sourceforge.net/eieio.shtml
  7. Chong Yidong: CEDET merge. abgerufen am 23. Oktober 2009 (englisch): „I have merged most of the CEDET branch into the trunk.
  8. http://orgmode.org/
  9. Pre-testing Emacs 22. Abgerufen am 23. Oktober 2009 (englisch).
  10. Richard Stallman als Prophet (englisch)

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