Embraer-ERJ-145-Familie

Embraer-ERJ-145-Familie
Embraer-ERJ-145-Familie
Embraer ERJ 145 von bmi
Typ: Zweistrahliges Regionalverkehrsflugzeug
Entwurfsland: BrasilienBrasilien Brasilien
Hersteller: Embraer
Erstflug: 1995
Indienststellung: 1996
Stückzahl: >1000

Die Embraer-ERJ-145-Familie (ERJ steht für „Embraer Regional Jet“) besteht aus Regionalverkehrsflugzeugen, die vom brasilianischen Flugzeughersteller Embraer produziert werden. Die Mitglieder sind der ERJ 135, der ERJ 140, der ERJ 145 und das Businessflugzeug Legacy. Die Flugzeugfamilie gehört zu den meistproduzierten Regionalflugzeugen der Welt und ist der wohl größte Konkurrent zum Bombardier Canadair Regional Jet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kabine

Als Canadair mit den öffentlichen Planungen für seinen Regionaljet 1989 begann, wurden auch von Embraer Studien für ein Flugzeug für ungefähr 50 Passagiere unter dem Namen EMB-145 „Amazon“ angekündigt, unter anderem, weil man bereits gemerkt hatte, dass man die Entwicklung des Propfanflugzeuges Embraer/FMA CBA 123 Vector werde einstellen müssen. Zu dieser Zeit wollte man noch die Triebwerke ähnlich wie bei dem deutschen Jet VFW 614 auf der Tragflächenoberseite montieren, was man dann aber auf Grund der schlechten Leistungswerte schnell aufgab. Aus Kostengründen wurde auf Winglets verzichtet und der Rumpfquerschnitt der Embraer EMB 120 bzw. der Vector beibehalten und einige bei dem letztgenannten Flugzeug entwickelte neue Technologien übernommen; der Rumpfquerschnitt ist jedoch nicht unbedeutend schmaler als der des Bombardier Canadair Regional Jet. Nach der Beendigung der Planung 1993 wurde mit dem Bau begonnen, so dass am 11. August 1995 der Erstflug erfolgte. Die erste Auslieferung an die Airlines begann im Dezember 1996. Der Markenname „Embraer Regional Jet“ wurde im Oktober 1997 eingeführt. Zur selben Zeit erfolgte der Beginn der Planungen für die eng verwandten Muster Embraer ERJ 140 und Embraer ERJ 135. Der ERJ 145 ist der erste in Südamerika hergestellte Jet. Im November 2007 gab Embraer bekannt, dass das 1000. Flugzeug aus der ERJ Baureihe an Kunden ausgeliefert wurde.

Kommunalität

Ähnlich wie beim Familienkonzept bei Airbus sind die anderen Modelle dieser Familie (Embraer ERJ 135, Embraer ERJ 140 und Embraer ERJ 145) lediglich Derivate dieses Grundmodells ERJ 145; dieses wiederum verfügt über den gleichen Rumpf des deutlich kleineren Turboprop-Flugzeuges Embraer EMB 120. Der ERJ 140 besitzt zu seinen beiden Geschwistern jeweils eine Rumpfgleichheit von 95%.

Versionen

ERJ 135

Embraer ERJ-135

Die Geschichte des ERJ-135 begann 1989 mit dem Beginn der Planung für die Baureihe. Der Baubeginn für den ERJ-135 war allerdings erst im September 1997 und nach dem Jungfernflug am 4. Juli 1998 erfolgte die erste Auslieferung im September 1999.

Der Rumpf weist große Ähnlichkeiten mit der Embraer EMB 120 auf und ist gegenüber dem Standardmuster ERJ-145 um 3,54 m kürzer. In der Kabine haben 37 Passagiere Platz. Das Muster ist mit bisher 123 bestellten Exemplaren (Stand 31. März 2005) recht erfolgreich, nicht zuletzt, da es in diesem Segment nach der Pleite von Dornier, die als Konkurrenzmodell den 328JET angeboten haben, fast konkurrenzlos ist.

ERJ 140

Das Programm des ERJ 140 wurde im September 1999 gestartet, der Jungfernflug des ERJ-140 erfolgte am 27. Juni 2000. Die erste Auslieferung folgte im späten Juli 2001 an die amerikanische Fluggesellschaft American Eagle Airlines, für die das Flugzeug maßgeschneidert wurde.

Der ERJ-140 liegt in seiner Größe genau zwischen den beiden eng verwandten Baureihen Embraer ERJ 135 und Embraer ERJ 145. Der Hauptunterschied besteht in dem um zum ERJ-135 2,2 m verlängerten Rumpf. Bis zum 31. März 2005 lagen 94 feste Bestellungen für den ERJ 140 vor.

Der ERJ 140 steht in direkter Konkurrenz zum Bombardier CRJ440.

ERJ 145

Embraer ERJ 145 der Luxair

Das Projekt wurde erstmals 1989 unter dem Namen EMB-145 „Amazon“ angekündigt. Nach der Beendigung der Planung 1993 wurde mit dem Bau begonnen, so dass am 11. August 1995 der Jungfernflug erfolgte. Die Auslieferung an die Airlines begann im Dezember 1996.

Die Passagierkabine hat eine Innenbreite von nur 2,10 m, die Sitzreihen haben daher je drei Sitze, zwei Sitze rechts und einer links des Mittelgangs. Das Muster ist mit 682 festen Aufträgen (Stand: 31. März 2005) äußerst erfolgreich und steht in direkter Konkurrenz mit dem Bombardier Canadair Regional Jet.

Legacy 450/500

Auf der EBACE 2008 in Genf verkündete Embraer, dass die bisher unter dem Namen MSJ und MLJ geführten Entwicklungsprojekte für einen Leicht- bzw. Midsize-Jet als Legacy 450 bzw. Legacy 500 auf den Markt gebracht werden. Beide sollen mit HTF7500E Triebwerken von Honeywell ausgestattet werden. Als Avionikpaket soll bei beiden das Pro Line Fusion von Rockwell Collins zum Einsatz kommen. Die Zulassung soll Ende 2012 für die Legacy 500 und ein Jahr später für die Legacy 450 erreicht werden.

Legacy 600/650

Legacy 600

Die Embraer Legacy 600 ist eine Business-Jet-Variante des ERJ 135.

Hauptartikel: Embraer Legacy 600

Militärische Varianten

EMB 145 AEW&C

Embraer EMB-145AEW&C am Flughafen Santa Lucia

Bei dem EMB 145 AEW&C handelt es sich um ein mit einem AESA Hochleistungsradar Erieye ausgestattetes Aufklärungsflugzeug ähnlich den AWACS, jedoch deutlich kleiner und damit preisgünstiger zu betreiben. Erkennbar ist es an der längs auf dem Rumpf montierten Radarantenne. Der Zusatz AEW&C steht für Airborne Early Warning and Control. Die militärische Typenbezeichnung lautet R99-A. Der Erstflug erfolgte am 22. Mai 1999.

Derzeit nutzen die griechische (4xEMB-145H), Mexiko (1xEMB-145SA) und die brasilianische Luftwaffe (5xEMB-145) dieses Flugzeug, letztere auch u. a. zur Überwachung des Amazonasgebiets im Rahmen des sog. SIVAM-Projekts. Indien hat eine Absichtserklärung für 3 Flugzeuge unterzeichnet.

EMB 145 RS/AGS

Bei dem EMB 145 RS/AGS handelt es sich um ein mit zahlreichen elektronischen und elektro-optischen Überwachungssystemen ausgestattetes Aufklärungsflugzeug. Erkennbar ist es an einem deutlichen Wulst unter dem Rumpf.Der Zusatz RS/AGS steht für Remote Sensing/Air to Ground Surveillance (deutsch: Fernerkundung/Luft-Boden-Überwachung). Die militärische Typenbezeichnung lautet R99-B.

Derzeit nutzt die brasilianische Luftwaffe dieses Flugzeug u. a. zur Überwachung des Amazonasgebiets im Rahmen des sog. SIVAM-Projekts.

EMB 145 MP/ASW

Bei dem EMB 145 MP/ASW handelt es sich um ein speziell für die Aufklärung auf See und den Kampfeinsatz gegen U-Boote entwickeltes Flugzeug. Erkennbar ist es an einem deutlichen Wulst unter dem Rumpf, genauso wie das Schwestermodell Embraer EMB 145 RS/AGS. Der Zusatz MP/ASW steht für Marine Patrol/Anti Submarine Warfare (deutsch: Marineüberwachung/Anti-U-Bootkampf). Die militärische Typenbezeichnung lautet P99.

Derzeit nutzt die mexikanische Luftwaffe dieses Flugzeug.

Zwischenfälle

Das abgebrochene Winglet an der Legacy 600
  • Am 29. September 2006 ereignete sich ein Zusammenstoß einer Embraer Legacy 600 mit einer Boeing 737-800 über dem brasilianischen Amazonasgebiet. Die Embraer verlor dabei das Winglet der linken Tragfläche sowie einen Teil des linken Höhenleitwerks, konnte jedoch auf einem Militärstützpunkt notlanden. Die Boeing stürzte durch den Zusammenstoß ab, wobei alle 154 Passagiere und Besatzungsmitglieder starben.
  • Am 18. Juli 2005 konnte die Besatzung einer ERJ-145 nur knapp verhindern, dass das Flugzeug wegen Aquaplanings auf dem Flughafen Nürnberg die Landebahn verließ. Die Maschine drehte sich bei dem Bremsmanöver um etwa 180°, was leichte Schäden an der Struktur verursachte. Grund für diese Störung waren Fehler in der Berechnung der Anfluggeschwindigkeit (diese lag 20 kt, also 37 km/h über der eigentlichen Referenzgeschwindigkeit), der der Besatzung unbekannte Zustand der Bahn, die aufgrund eines Gewitters sehr nass war, sowie ein böenbedingt zu hoher Landeanflug, der zu einem späten Aufsetzen auf der Bahn führte[1].
  • Am 14. August 2005 schoss eine ERJ-145 auf dem Flughafen Hannover infolge Aquaplanings über die Start- und Landebahn 27L hinaus und kam erst 161 Meter nach dem Ende der Bahn zum Stehen. Eine Person wurde dabei verletzt, die Ursachen waren laut Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung die Tatsache, auf der deutlich kürzeren Bahn 27L zu landen (diese ist 2340 Meter lang, die parallele Bahn 27R hat eine Länge von 3800 Metern), das späte Aufsetzen wegen Rückenwindes, die fehlende Bremswirkung und das Betätigen der Notbremse, was laut den Ermittlern das Aquaplaning begünstigte[2].

Technische Daten

Kenngröße Embraer ERJ 135 Embraer ERJ 140 Embraer ERJ 145 LR/XR Embraer Legacy 500 Embraer Legacy 600
Länge 26,3 m 28,5 m 29,9 m 20,52 m 26,33 m
Spannweite 20,00 m 20,20 m 20,25 m 21,17 m
Rumpfhöhe 1,82 m
Höhe 6,8 m 6,5 m 6,74 m 6,76 m
Maximales Startgewicht 22.500 kg 21.100 kg 21.900 kg  ?  kg 22.500 kg
Reisegeschwindigkeit 850 km/h
Passagiere 37 44 48-50 8 16
Reichweite mit max. Zuladung 3241 km 3056 km XR: 3700 km, LR: 2800 km 5556 km 6019 km
Antrieb  2 Rolls-Royce/Allison AE3007A1/3-Turbofans mit je 33,2 kN   2 Rolls-Royce/Allison AE3007A1/3-Turbofans mit je LR: 36,3, XR: 38,9 kN   2 Honeywell HTF7500E-Turbofans mit je 31,7 kN   2 Rolls-Royce Allison AE 3007A-Turbofans mit je 33,0 kN 

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Untersuchungsbericht EX005-0/05 zur Untersuchung einer Schweren Störung auf dem Flughafen Nürnberg am 18. Juli 2005, erschienen im Juli 2010, Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, Braunschweig, abgerufen am 13. März 2011
  2. Untersuchungsbericht EX006-0/05 zur Untersuchung einer Schweren Störung auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen am 14. August 2005, erschienen im Januar 2007, Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, Braunschweig, abgerufen am 13. März 2011

Weblinks

 Commons: Embraer ERJ-145-Familie – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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