- VFW 614
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VFW 614 Typ: Kurzstreckenverkehrsflugzeug Entwurfsland: Bundesrepublik Deutschland Hersteller: Vereinigte Flugtechnische Werke Erstflug: 14. Juli 1971 Indienststellung: 1975 Produktionszeit: 1975–1977 Stückzahl: 19 (darunter drei Prototypen) Die VFW 614 ist als Passagierflugzeug ein mit zwei Strahltriebwerken ausgerüsteter Tiefdecker. Sie war das erste in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte Flugzeug, das auch im Linienbetrieb eingesetzt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Entwicklung der VFW 614 begann 1961 unter der Leitung von Programmchef Rolf Stüssel mit dem Ziel, einen Ersatz für die veraltete DC-3 zu schaffen. Es war geplant, einen Jet zu schaffen, der die Eigenschaften einer robusten kurzstartfähigen Propellermaschine aufweisen sollte. 1969 übernahm das niederländische Unternehmen Fokker VFW und damit auch das Projekt. Der Rollout fand am 5. April 1971 in Bremen statt.[1] Der 32-minütige Erstflug erfolgte am 14. Juli 1971 mit Leif Nielsen und Hans Bardill an Bord. Zu dieser Zeit lagen zwar zusammen 26 Optionen von Bavaria und General Air zum Erwerb der Maschine, aber keine Festbestellungen vor. Die Besonderheit dieser ansonsten konventionellen Maschine war die Position der Triebwerke, die oberhalb der Tragflächen an Pylonen montiert waren. Grund war der geplante Einsatz der Maschinen in Entwicklungsländern, wo es häufig zu Triebwerkschäden kommt, weil die Triebwerke Sand und kleine Steine von den oft schlecht vorbereiteten Pisten einsaugen. Aus diesem Grunde wurde auch auf eine Schubumkehranlage verzichtet. Ebenso konnte das Fahrwerk kurz und entsprechend stabil gehalten werden.
Die Maschine wurde von zwei Piloten gesteuert und konnte 40 bis 44 Passagiere in der Sitzanordnung 2+2 aufnehmen.
Während der Erprobungsphase ging der erste Prototyp D-BABA am 1. Februar 1972 verloren; die Maschine stürzte aus einer Höhe von 3000 m über dem Flughafen Bremen ab. Der Testpilot Leif Nielsen und der Ingenieur Jürgen Hammer konnten sich mit dem Fallschirm retten, der Copilot Hans Bardill verunglückte tödlich. Ursache des Absturzes waren durch den Abgasstrom der Turbinen angeregte antisymmetrische Resonanzschwingungen (Flattern) des Höhenleitwerks. Die Zulassung vom Luftfahrt-Bundesamt wurde am 23. August 1974 erteilt. Zuvor war der Winkel der V-Stellung beider Hälften des Höhenleitwerks geändert worden. Die Maschine zeigte gute Leistungen und insbesondere ihre Start- und Landeeigenschaften waren gut.
Die Maschine der Vereinigten Flugtechnischen Werke-Fokker GmbH (VFW-Fokker) wurde kein kommerzieller Erfolg, es wurden insgesamt nur 13 Serienmaschinen gebaut. Staatliche Mittel flossen zunehmend in das Airbus-Programm. Bis zum Ende der Serienfertigung am 31. Dezember 1977 bestellte die Touraine Air Transport acht Maschinen, die Air Alsace drei und die dänische Cimber Air zwei. Die erste Serienmaschine (G4) für die Cimber Air flog am 28. April 1975.
Dazu kamen noch drei Flugzeuge für die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung. Die Bundeswehr bezahlte 1977 26,2 Millionen DM pro Maschine. Diese Maschinen waren noch bis März bzw. September 1998 bei der Luftwaffe im Einsatz.
Da auch der Verkauf nach Amerika für die US Coast Guard und Osteuropa scheiterte, stellte die Bundesregierung die Unterstützung der Entwicklung ein. Kurz darauf beschloss Fokker am 15. Dezember 1977 die Einstellung der Serienfertigung. Auch zur Entwicklung der verlängerten Version GAC 616 kam es nicht mehr. Die Mehrzahl der Flugzeuge wurde 1980 an den Hersteller zurückgegeben, der sie entweder verschrottete oder der Bundeswehr für Sprengversuche überließ. Die drei Jets der Flugbereitschaft BMVg wurden bis 1998 betrieben, danach dann an die dänische MUK-Air verkauft. Diese konnte den Flugbetrieb mit dem Muster aber nie aufnehmen. Die letzte noch flugfähige Maschine ist die D-ADAM des DLR.
Heutiger Einsatz oder Ausstellung
Die erste am 28. August 1975 an die Cimber Air übergebene Maschine (G4, OY-TOR) ist heute im Technikmuseum Speyer zu sehen.
Eine Maschine dieses Typs (G17) wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Rahmen des Advanced Technologies Testing Aircraft System (ATTAS)-Projektes unter anderem für die Simulation von Flugeigenschaften eines noch nicht gebauten Typs genutzt. Dies dient zur Validierung von Berechnungen. Dazu ist das Flugzeug mit einem frei programmierbaren Steuerungssystem ausgestattet. Laut Aussage des DLR handelt es sich bei dieser Maschine um „die letzte noch fliegende VFW 614“.[2] Auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld war diese Maschine während der ILA 2008 zu besichtigen.
Eine Maschine dieses Typs (Seriennummer G15, F-GATI) wurde 1997 von Daimler-Benz Aerospace Airbus zu einem Technologiedemonstrator (ATD) umgebaut. Dazu wurden Teile der Avionik und die komplette Flugsteuerung ausgetauscht. Sie wurde mit dem Fly-By-Wire-Flugsteuerungssystem Electronic Flight Control System (EFCS) ausgerüstet und sollte als Versuchsträger für den Airbus A380 dienen. Die Maschine steht inzwischen auf der Besucherterrasse des Bremer Flughafens. Sie ist im Frühjahr 2006 restauriert worden und hat dabei eine neue Lackierung erhalten, die dem Werksdesign der G11 entspricht.
Eine Maschine (G18) ist seit 2003 im Luftschiff- und Marinefliegermuseum Aeronauticum in Nordholz ausgestellt, und eine weitere (G14) befand sich seit 2003 im EADS-Werk Lemwerder bei Bremen. Sie sollte von der Universität Oldenburg als Kabinensimulator für schwingungstechnische Versuche modifiziert werden. Aus finanziellen Gründen scheiterte dieses Projekt im Februar 2008. Das Deutsche Technikmuseum Berlin bemühte sich seit 2005 um diese Maschine. Im Februar 2008 konnte das Flugzeug auf dem Landweg nach Berlin überführt werden und wurde zwischeitlich am ehemaligen Flughafen Tempelhof mit demontierten Tragflächen in einem Hangar eingelagert. Nach der Schließung des Flughafens (und damit des Hangars) ist die Maschine mit wieder montierten Tragflächen auf dem Freigelände ausgestellt.
Die letzte Maschine des Typs (G19) befindet sich seit 2003 in Besitz der Firma Lufthansa Resource Technical Training.[3] In dieser EASA-Part-147-Trainingsschule dient die VFW 614 als Flugsimulator für Wartungsarbeiten. Seit ihrem letzten Flug im Jahre 2003 auf das Flugfeld St. Athan in Südwales ist die G19 im Sommer 2010 mit Lufthansa Resource Technical Training auf den Cotswold Airport in England umgezogen.
Technische Daten
VFW 614 Kenngröße Daten Länge 20,60 m Höhe 7,84 m Spannweite 21,50 m Flügelfläche 64 m² Kabinenbreite 2,66 m Kabinenhöhe 1,92 m Leergewicht 12.180 kg Beladen 17.180 kg Startgewicht (maximal) 19.950 kg Reisegeschwindigkeit 720 km/h in 7600 m Flughöhe Maximale Geschwindigkeit 780 km/h (Mach 0,697) Steigleistung 15,75 m/s Dienstgipfelhöhe 7600 m Startstrecke ca. 850 m Landestrecke ca. 620 m Landegeschwindigkeit 160 km/h Minimalgeschwindigkeit 157 km/h Passagiere und Besatzung 40 + 2 Reichweite (leer) 2010 km Reichweite (beladen) 1200 km Triebwerke 2 Rolls-Royce/Snecma M45 H Mk.501
mit je 32,4 kN SchubSiehe auch
Literatur
- Karl Morgenstern, Gerd Simberger: VFW 614. Wilhelm Goldmann, München 1977, ISBN 3-442-03473-6.
- F.-Herbert Wenz, F.-Peter Zistler: VFW 614 – Deutschlands erstes Kurzstrecken-Düsenverkehrsflugzeug. Stedinger, Lemwerder 2003, ISBN 3-927697-33-8.
Einzelnachweise
- ↑ FliegerRevue Juli 2011, S. 51–53, Frühes Aus für die VFW 614
- ↑ VFW 614 / ATTAS beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
- ↑ Lufthansa Resource Technical Training
Weblinks
Commons: VFW 614 – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienStrahlgetriebene Kampfflugzeuge: Eurofighter Typhoon | MiG-29 (ex NVA) | Tornado | Alpha Jet | F-4F Phantom II | F-104G Starfighter | Fiat G.91 | Sea Hawk | North American F-86K | Canadair CL-13 Sabre | F-84 Thunderstreak
Schulflugzeuge: Zielschleppflugzeug Rockwell OV-10B Bronco | Fouga Magister | Lockheed T-33A | Beechcraft T-6 Texan II | Piper PA-18 | Northrop T-38 | Cessna T-37 | Grob G 120A
Verbindungsflugzeuge: Dornier Do 27 | Dornier Do 28 | Piaggio P.149
Hubschrauber: Kampfhubschrauber UHT Tiger | Schulungshubschrauber EC 135 | Transporthubschrauber Piasecki H-21C | Transporthubschrauber Sikorski S-58/H-34G | Transporthubschrauber CH-53G/GS | NH90 | Panzerabwehrhubschrauber BO 105VBH / BO 105P | Westland Mk.88 „Sea Lynx“ | Sikorsky S-61 „Sea King“ | Mehrzweckhubschrauber Bell UH-1D | Bell 47 | Aérospatiale SE.3130 Alouette II | Mil Mi-8 (ex NVA) | Mil Mi-2 (ex NVA) | Eurocopter AS532U2 | Bristol 171 Sycamore | Sud-Ouest SO 1221 Djinn | Saunders-Roe "Skeeter" Mk. 50/51
Transportflugzeuge: Airbus A310 | Airbus A340 | Boeing 707-320 | Tupolew Tu-154M (ex NVA) | Tupolew Tu-134 (ex NVA) | Bombardier Challenger 601 | Lockheed JetStar C-140 | HFB 320 Hansa Jet | VFW 614 | Let L-410 (ex NVA) | Transall | Airbus A400M | Canadair CL-601 | Percival C.MK.54 Pembroke | de Havilland D.H.114 Heron | Douglas C-47B | Douglas DC-6 B | Convair CV 440 Metropolitan | Noratlas
Marineflugzeuge: Grumman HU-16D Albatross | Fairey Gannet | Dornier Do 228 | Breguet Atlantic | Lockheed P-3
Unbemannte Flugzeuge: EuroHawk | Aladin | Luna | KZO | CL-289
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