- Empfindsamer Stil
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Unter dem Begriff empfindsamer Stil versteht man eine musikalische Stilrichtung, die etwa ab den 1720er- bis 1730er-Jahren die Barockmusik ablöste. Ihre Tonsprache ist subjektiv gefühlsbetont, die Melodiephrasen sollen den Hörer unmittelbar und direkt berühren. Typische Merkmale sind lombardische Rhythmen, Vorhaltsbildungen und Seufzermelodik.
Die Satztechnik wird einfacher, der Generalbass (Continuo) verliert an Bedeutung, und der harmonische Rhythmus wird verlangsamt.
Inhaltsverzeichnis
Einflüsse des Zeitgefühls
Ähnlich wie in der Architektur (Rokoko etwa 1720–1760) erfolgten eine Absage an die strenge Regelhaftigkeit der älteren, von Johann Sebastian Bach mitgeprägten Musizierpraxis und ein Stilwandel zu mehr Emotion – doch anders als im Rokoko auch mit einfacheren Mitteln. Diese Veränderungen fanden in den Ländern Westeuropas zeitgleich statt.
Wesentliche Beiträge dazu leisteten Komponisten wie Domenico Scarlatti, Giuseppe Tartini, Giovanni Battista Sammartini und Giovanni Battista Pergolesi, Jean-Marie Leclair, Georg Philipp Telemann, Johann Joachim Quantz, Johann Adolf Hasse, Carl Philipp Emanuel Bach und andere Bachsöhne, Georg Christoph Wagenseil und Johann Stamitz.
Einfluss hatten auch die Musikinstrumente (Trend zu Flöte, Streichern und Cembalo).
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde durch Scarlatti die Cembalosonate zu einer Hauptgattung der Epoche.Vergleich galanter Stil – empfindsamer Stil
Der empfindsame Stil kann als Intensivierung des galanten Stils gelten (siehe auch galant und Galanterie).
Der galante Stil
entstand schon im Spätbarock in Abkehr vom strengen polyphonen Stil
- Wichtigste Merkmale:
- Nähe zum Ideal des Belcanto (Kantabilität, Natürlichkeit, Verständlichkeit)
- durchsichtige Wenigstimmigkeit, dominante Melodiestimme
- einfache, aber effektvolle harmonische Abläufe
- kurze, einfache Melodiephrasen, die oft wiederholt werden
- elegante Melodik und Ornamentation
Der empfindsame Stil
- Zulassen von Emotion und Empfindung
- Intensivierung des galanten Stils (in Norddeutschland zwischen 1740 und 1765), Höhepunkt in den 1770er Jahren (als die Klassik schon etabliert war)
- häufige Abwechslung der Affekte
- Zusammenhänge mit dem Sturm und Drang; Begriffsprägung nach einem Schauspiel von Friedrich Maximilian Klinger
- einige Parallelen im Musikdrama (Franz Benda, Glucks Reformopern, Teile von W. A. Mozarts Oper Idomeneo)
Wichtige Komponisten
- Domenico Scarlatti (1685–1757): obwohl altersgleich wie Bach, stellt er die erste Brücke zur Frühklassik dar – insbesondere durch Cembalo und Vorstufen zur späteren Klaviersonate. Seine Experimentierfreude nennt Barbara Zuber „Wilde Blumen am Zaun der Klassik“. Spanische Tanzformen und Volksmusik auch in „feudalen“ Sonaten bringen den Zuhörern alltägliche Klangerfahrungen.
- Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788): prägnantes Beispiel ist seine Sonate Nr.6 (in c/Es), die er in sein bekanntes Klavierlehrbuch Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen (wichtigste Auflage 1753) aufnahm.
- Johann Christian Bach (1735–1782) und sein Einfluss auf den jungen Mozart (London 1764)
- Georg Philipp Telemann
- Giovanni Battista Pergolesi
- Carl Ditters von Dittersdorf
- Georg Christoph Wagenseil
- Johann Stamitz und Johann Adolf Hasse
- Leopold Mozart (unter anderem seine verbreitete Gründliche Violinschule (1756, 3. Auflage 1787)
- Johann Joachim Quantz (1697–1773: Wie C. P. E. Bach und L. Mozart verfasste auch er ein fundamentales Lehrwerk, den Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen (1752).
Siehe auch
Weblinks
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