- Mannheimer Schule
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Die Mannheimer Schule war ein um 1750 von Johann Anton Wenzel Stamitz in Mannheim aus der Hofkapelle Karl Theodors gegründeter Musikerkreis.
Darunter wurde erst eine Violin- und Orchesterschule, dann aber auch zunehmend eine Kompositionsschule verstanden, ähnlich der fast gleichzeitig in Österreich entstandenen Wiener Schule der Vorklassik.Die Mannheimer Schule leistete im Ausgang des Barock wesentliche Vorarbeiten zur Entwicklung der Wiener Klassik und für die spätere Romantik. Sie wandte sich vom bis dahin die europäische Tradition prägenden Generalbass-dominierten Orchestersatz und dem spätbarocken Pathos ab und entwickelte einen neuen, anmutigeren Stil, dessen Harmonik dem Melodieverlauf folgte.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutende Mitglieder der Mannheimer Gruppe
Prominente Mitglieder waren neben Johann Stamitz (1717–1757) noch Franz Xaver Richter (1709–1789), Christian Cannabich (1731–1798), Karl Joseph Toeschi (1731–1788) und Ignaz Holzbauer (1711–1783), sowie Anton Filtz (1733–1760) und später Carl Stamitz (1745–1801), ein Sohn von J. Stamitz. Die erstgenannten Komponisten entwickelten den Sonatensatz zu seiner klassischen Form weiter, der auch Grundlage für die Sinfonie wurde. Tatsächlich nennt Stamitz die für sein Spitzenorchester komponierten Sinfonien "Sonaten für Orchester", weil ihr Aufbau derselbe ist.
Stilistische Merkmale der Frühklassik
Die Besetzung der Orchester wird um Horn und Klarinette erweitert. Die Erziehung der Klangkörper ist durch eine vollkommen neue äußere Disziplin wie etwa den einheitlichen Bogenstrich der Streicher geprägt.
Eine der von der Schule entwickelten Mannheimer Manieren ist die Mannheimer Rakete, deren Dynamik in einem sich rasch steigernden Crescendo-Ausbruch besteht. Später erhält die im Barock noch starre Terrassendynamik weitere Zwischenstufen (sforzando, diminuendo usw.). Zu den weiteren Effekten gehören der Mannheimer Seufzer und die Mannheimer Walze.
In gegenseitiger Anregung mit der Wiener Schule wird in der Sonatenhauptsatzform zunehmend ein zweites Thema forciert und der Durchführung mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Mit weiteren Stilmerkmalen, wie sie teilweise auch von den Bachsöhnen eingeführt werden, erhält die Frühklassik Europas bis etwa 1760 eine weitgehend gemeinsame Linie:
- Stil der Empfindsamkeit und der Leichtigkeit. (siehe auch Galante Musik)
- Homophoner Satz statt barocker Polyphonie
- Die oben aufliegende Melodie wird zur alleinigen Trägerin des Ausdrucks; die Melodiebildung ist dreiklangs-gebunden
- Stärker kontrastierende Gestaltung der musikalischen Einfälle und Themen, die nun eher symmetrisch angelegt sind.
Die Mannheimer Sommerakademien seit 2001
Das Nationalorchester Mannheim veranstaltete unter dem Titel „Mannheimer Schule“ von 2001 bis 2004 jährliche internationale Orchester-Sommerakademien. Studierende und Absolventen von Musikhochschulen und Akademien hatten die Gelegenheit zu praktischer und theoretischer Auseinandersetzung mit den Spieltechniken und stilistischen Besonderheiten der Orchesterliteratur der Zeit der Mannheimer Schule, der Frühklassik, sowie der Musik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Die neue "Mannheimer Hofkapelle"
Anlässlich des 400. Geburtstages der Stadt Mannheim gründete sich 2007 ein neues Barockorchester unter dem Namen „Mannheimer Hofkapelle". Höhepunkt der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr war die Rekonstruktion der „Mannheimer Hofkapelle" auf Originalinstrumenten im Rittersaal des Barockschlosses. In alljährlichen Sommerakademien und einem Wettbewerb für historische Instrumente (Academia Palatina) wurde das „MusikForum Mannheim - Zentrum für Alte Musik" aufgebaut.
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