Eraserhead

Eraserhead
Filmdaten
Deutscher Titel Eraserhead
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1977
Länge 89 Minuten
Altersfreigabe FSK 16[1]
Stab
Regie David Lynch
Drehbuch David Lynch
Produktion David Lynch
Musik David Lynch
Kamera Herbert Cardwell
Frederick Elmes
Schnitt David Lynch
Besetzung
  • Jack Nance: Henry Spencer
  • Charlotte Stewart: Mary X
  • Allen Joseph: Mr X (Marys Vater)
  • Jeanne Bates: Mrs X (Marys Mutter)
  • Laurel Near: Frau im Heizkörper
  • Judy Anna Roberts: Nachbarin

Eraserhead ist das Spielfilm-Debüt des US-amerikanischen Regisseurs David Lynch aus dem Jahr 1977.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

In einer trostlosen Gegend mit flackernden Lichtern, undichten Rohren und ruinenartigen Gebäuden, in der die Natur anscheinend vollständig durch die Industrie ersetzt wurde, ist außer dem aggressiv pfeifenden Wind und mechanischem Brummen von laufenden Maschinen und elektronischen Geräten nichts weiter zu hören.

Der schüchterne, naiv wirkende Drucker Henry wird von den Eltern seiner Ex-Freundin Mary zum Essen eingeladen und erfährt dort, dass diese nach einer enorm kurzen Schwangerschaft ein Baby zur Welt gebracht hat. Auf Druck der Eltern kümmern sich nun also Henry und Mary gemeinsam um das extrem missgebildete Kind, wobei Mary letztlich aus Verzweiflung und Überforderung wegläuft und Henry mit dem Baby allein lässt. Als dann das Kind krank wird und Henrys Leben sowohl im Traum als auch in der Realität vollkommen einzunehmen scheint, greift er zum letzten Mittel, das ihm einfällt, und tötet das Wesen, indem er ihm mit einer Schere eines der Organe zerschneidet, die nach Entfernen der Bandagen offen aus seinem Körper hervortreten.

Während des Films betrachtet Henry mehrmals eine offenbar halluzinierte, deformierte Blondine mit außergewöhnlich großen, kugelförmigen Wangen auf einer Bühne hinter seinem Heizkörper. Abwechselnd kann man sie tanzend und singend beobachten. In einer Szene fallen Föten auf die Bühne, welche im Körperbau identisch mit seinem missgebildetem Baby sind, die von der Blondine zertreten werden. Als Henry versucht, sich der Frau zu nähern, verschwindet sie abrupt von der Bühne, woraufhin dem verunsicherten Henry der Kopf von den Schultern fällt. Dieser versinkt in einer Blutlache, die aus einem Baum herausläuft, und wird in der nächsten Szene zu Radiergummis (englisch Eraser) für Bleistifte verarbeitet.

Weitere Handlungsstränge zeigen Henry, wie er eine Affäre mit seiner Nachbarin eingeht, und einen verwesenden, die Szenerie betrachtenden Mann, der Hebel bedient.

Hintergrund

Eraserhead war David Lynchs erster abendfüllender Spielfilm. Das Budget des Films betrug nur 20.000 Dollar, die Produktion dauerte fünf Jahre, von 1971 bis 1976. Gefördert wurde die Produktion vom American Film Institute, wo Lynch zu Beginn der Dreharbeiten noch studierte; trotzdem musste er sich Geld von Freunden und Familie borgen und arbeitete als Zeitungsbote.[2] Von ursprünglich 108 Minuten schnitt Lynch nach Probevorführungen den Film auf 89 Minuten herunter, weswegen einige im Abspann genannte Figuren im fertigen Werk nicht zu sehen sind. Mel Brooks übertrug Lynch nach diesem Film die Regie von Der Elefantenmensch, womit dessen Karriere als Ausnahmeregisseur begann.

Rezeption

Der Film, der komplett in Schwarzweiß gedreht wurde, ähnelt einem langen, exzessiven Albtraum mit surrealen, horrorartigen und psychedelischen Elementen. Deutungen reichen von einem Horrorszenario nach einer nuklearen Katastrophe über eine männliche Wochenbettpsychose, Abtreibung und Auseinandersetzung mit den Verwerfungen der industrialisierten Welt bis zu religiösen Verbindungen von Zeugung und Tod. Lynch wollte explizit verschiedene Deutungen zulassen.

Als Mittelpunkt des durch seine Morbidität verstörenden Films werten viele Kritiker das monströs missgebildete Baby. Lynch weigert sich bis heute, die Funktionsweise des Wesens zu erklären, und verhinderte einige Zeit, dass Fotografien davon auftauchten. In einem Interview weist er darauf hin, dass das Lüften von Produktionsdetails dem Film seinen Zauber nehmen und ihn ruinieren würde.[3]

Eraserhead wird große Originalität zugesprochen. Lynchs Film sei nicht nur ein verfilmtes Drehbuch – das Drehbuch war nur 21 Seiten lang[4] – sondern nutze alle filmischen Möglichkeiten von der Kameraführung über die Beleuchtung, Ausstattung und insbesondere auch Ton und Soundtrack aus. Einige Kritiker vergleichen Eraserhead mit dem surrealistischen Werk Ein andalusischer Hund von Luis Buñuel und Salvador Dalí. Georg Seeßlen bemerkte:[5]

„David-Lynch-Fans erkennen in diesem Film, der ein Bindeglied zwischen seinen noch als sehr ‚experimentell‘ empfundenen Kurzfilmen und seinen großen Produktionen ist, so etwas wie einen Katalog aller jener Motive, Bilder und Obsessionen, die in seinen späteren Arbeiten immer wieder auftauchen werden.“

Der Film gilt als typischer Kultfilm. Diesen Status erlangte er auch dadurch, dass er ein Jahrzehnt lang nur als ein sogenannter Midnight Movie in vielen amerikanischen Kinos um Mitternacht ausgestrahlt wurde. Mittlerweile ist er in die Popkultur eingezogen. So interpretierten die Pixies das Lied, das die Frau hinter dem Heizkörper singt als "In Heaven". Weiterhin heißt es in dem Lied "Too Drunk To Fuck" der kalifornischen Politpunkband Dead Kennedys: „You bawl like the baby in Eraserhead.“ Es wird berichtet, dass er einer der Lieblingsfilme Stanley Kubricks war.[6]

Eraserhead wurde im Jahre 2004 in das National Film Registry der US-amerikanischen Library of Congress aufgenommen. 1982 wurde der Film beim portugiesischen Fantasyfilmfestival Fantasporto in der Kategorie Bester Film nominiert, gewann den Preis aber nicht.

Einzelnachweise

  1. Freigabekarte der FSK, abgerufen am 4. März 2011
  2. Chris Rodley (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt am Main 2006. Seite 85.
  3. Chris Rodley (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt am Main 2006. Seite 102f.
  4. Chris Rodley (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt am Main 2006. Seite 84.
  5. Kritik von Georg Seeßlen auf getidan.de
  6. Chris Rodley (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt am Main 2006. Seite 102.

Literatur

  • Christian Fischer: Traumkino – Zu Eraserhead von David Lynch. Hamburg 2007.
  • Chris Rodley (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt am Main 2006.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eraserhead — Données clés Réalisation David Lynch …   Wikipédia en Français

  • Eraserhead — Saltar a navegación, búsqueda Eraserhead Título Cabeza borradora Archivo:Film Reel Series by Bubbels.jpg Ficha técnica Dirección David Lynch Guión …   Wikipedia Español

  • Eraserhead — Infobox Film name = Eraserhead image size = caption = Theatrical release poster. director = David Lynch producer = David Lynch writer = David Lynch narrator = starring = Jack Nance Charlotte Stewart Jeanne Bates music = David Lynch cinematography …   Wikipedia

  • Eraserhead —    (Tête à effacer)    ou Labyrinth Man Eraserhead    Drame de David Lynch, avec John Nance (Henry Spencer), Charlotte Stewart (Mary X), Allen Joseph (Mr X père de Mary), Jeanne Bates (Mrs. X), Judith Anna Roberts (la «Belle fille de l autre côté …   Dictionnaire mondial des Films

  • Eraserhead — …   Википедия

  • Labyrinth Man — Eraserhead Eraserhead Réalisation David Lynch Acteurs principaux Jack Nance Charlotte Stewart Jeanne Bates Jack Fisk Scénario …   Wikipédia en Français

  • David Lynch — For other people named David Lynch, see David Lynch (disambiguation). David Lynch Lynch in Washington D.C., January 23, 2007 Born David Keith Lynch January 20, 1946 (194 …   Wikipedia

  • David Lynch — Saltar a navegación, búsqueda David Lynch David Lynch en Cannes (2001) Nombre real David Keith Lynch Nacimiento …   Wikipedia Español

  • David Lynch — bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes, 2001 David Keith Lynch (* 20. Januar 1946 in Missoula, Montana) ist ein US amerikanischer Regisseur, Schauspieler, Maler, Fotograf, Komponist und Animationskünstler …   Deutsch Wikipedia

  • Голова-ластик — Eraserhead Жанр …   Википедия

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”