- Erich Kasten
-
Erich Kasten (* 11. Dezember 1953 in Travemünde, Schleswig-Holstein) ist ein deutscher Psychologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Besuch des Katharineum zu Lübeck in Lübeck war er in der Zeit von 1973 bis 1977 unter anderem an der Psychiatrischen Anstalt in Rickling und in einem Heim für geistig Behinderte tätig. Es folgte ein Psychologie-Studium an der Universität Kiel. In der Zeit von 1992 bis 2006 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.
1993 wurde er zum Doktor der Philosophie promoviert. Drei Jahre später erhielt er den Peter-Jacobi-Preis der Deutschen Gesellschaft für Medizin. Psychologie (DGMP). Seit dieser Zeit leitet er auch die Arbeitsgruppe Neuropsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). 1998 kam er in Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie. Im Folgejahr habilitierte Kasten sich im Fach „Medizinische Psychologie“ und erhielt die Approbation zum Psychologischen Psychotherapeuten. Danach war er in der Zeit von 2000 bis 2002 Gastprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin und seit 2006 außerplanmäßiger Professor. Von 2007 bis 2011 war er am Institut für Medizinische Psychologie der Universität zu Lübeck tätig, seit 2011 ist er an der Abteilung für medizinische Psychologie der Georg-August Universität in Göttingen.
Forschung
Kasten arbeitet seit Anfang der 1990er Jahre im Bereich Neuropsychologie an der Entwicklung von PC-Programmen zur Rehabilitation von Patienten mit Hirnschäden (LernReha-Software), vordringlich mit visuellen Wahrnehmungsstörungen (Hemianopsie). Das von ihm auf der Basis der Arbeiten von Ernst Pöppel, Josef Zihl und Fritz Schmielau entwickelte Gesichtsfeldtraining führte zu kritischen internationalen Diskussionen über die Plastizität des Sehsystems nach Läsionen.
Außerdem erforscht er die psychologischen Motive für Body-Modifications (Piercing, Tattoo, Skarifizierung, Branding, Implants und andere). Hier widmet Kasten sich insbesondere den Extremformen wie Ganzkörpertätowierung, Genitalpiercing und dem Übergangsbereich zwischen Selbstverletzung und Körpermodifikation. Sein Buch über Body-Modification erregte im Jahr 2006 erhebliches Medieninteresse. In diesem Rahmen arbeitet er auch an einem Projekt über Body Integrity Identity Disorder (BIID, bzw. Apotemnophilie): Die Betroffenen spüren den kaum unterdrückbaren Wunsch, sich Körperteile amputieren zu lassen.
Des Weiteren führt er Untersuchungen über nicht-psychotische Formen visueller Halluzinationen wie zum Beispiel das Charles-Bonnet-Syndrom und über den Einfluss von Musik auf Wahrnehmungs- und Gedächtnisleistungen durch.
Aktuell Beschäftigung mit Somatopsychologie, das heißt körperliche Erkrankungen als Ursachen für psychische Störungen. Viele physische Erkrankungen von A wie Addison-Krankheit bis Z wie Zytomegalie führen auch zu psychischen Störungen mit emotionaler Instabilität, Reizbarkeit, Erschöpfung und Depression. Kasten kristisierte in seinem Buch „Somatopsychologie“, dass die organische Verursachung durch Fachleute aus den psychosozialen Fächern häufig nicht adäquat erkannt wird und es zu Fehlbehandlungen kommt.
Schriften
- Effektive neuropsychologische Behandlungsmethoden, Deutscher Psychologenverlag, 2002, ISBN 3-931589-19-6
- Body Modification – Psychologische und medizinische Aspekte von Piercing, Tattoo, Selbstverletzung und anderen Körperveränderungen, Ernst Reinhardt Verlag, 2006, ISBN 3-497-01847-3
- Einführung Neuropsychologie, Ernst Reinhardt Verlag, 2007, ISBN 3-825-22862-2
- Die irreale Welt in unserem Kopf – Halluzinationen, Visionen, Träume, Ernst Reinhardt Verlag, 2008, ISBN 3-497-01982-8
- 1ÄP – Medizinische Psychologie, Medizinische Soziologie, Thieme-Verlag, 16. Aufl., 2011, ISBN 978-3-1311-4927-5
- Somatopsychologie: Körperliche Ursachen psychischer Störungen von A bis Z, Ernst Reinhardt Verlag, 1. Aufl., Mai 2010, ISBN 3-497021-20-2
Weblinks
Kategorien:- Hochschullehrer (Universität zu Lübeck)
- Psychologe
- Deutscher
- Geboren 1953
- Mann
Wikimedia Foundation.