Ermenegildo Zegna

Ermenegildo Zegna

Ermenegildo Zegna (eɾmeneˌʤildo ˈʣeɲɲa) ist ein italienisches vertikal integriertes Mode- und Textilunternehmen im Besitz der Familie Zegna, welches seit 1910 feine Tuche sowie Herrenmode im oberen Preissegment entwirft, produziert und verkauft.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Name leitet sich vom Gründer des Unternehmens, dem Schneider und Unternehmer Ermenegildo Zegna (1892–1966) ab, der ab 1910 als 18-Jähriger in die Stoffweberei seines Vaters Angelo Zegna, welcher eigentlich gelernter Uhrmacher war und eine kleine Firma mit vier Webstühlen aufgebaut hatte, in Trivero einstieg. Noch im gleichen Jahr gründete Ermenegildo - als jüngstes von 10 Kindern - die Lanificio Zegna (dt. Wollweberei Zegna), übernahm nach dem Tod des Vaters 1923 die Fabrik und begann mit der Produktion hochwertiger Stoffe.[1] Bis zum Jahr 1930 wuchs das Unternehmen bereits auf 1000 Mitarbeiter an und produzierte vorwiegend feine Anzugstoffe. Bereits 1938 wurden Zegna-Stoffe in die USA exportiert und nach dem Zweiten Weltkrieg in 40 Länder geliefert. Mit dem Tod von Ermenegildo Zegna 1966 übernahmen dessen Söhne Aldo (1920-2000) und Angelo (*1924) den Betrieb. Ab 1968 wurden auch eigene Anzugskollektionen angeboten, zunächst nur in Konfektionsgrößen und ab 1972 schließlich auch als Maßanzüge (Su Misura).[2] Bis heute produziert Zegna ausschließlich Herrenmode. Im Zuge der Expansion der letzten Jahrzehnte wurde allerdings 1999 das Luxus-Label Agnona (1953 in Agnona gegründet) zugekauft, das ausschließlich Damenmode produziert.

Produkte

Die Produktpalette wurde bis heute stetig erweitert und umfasst neben Anzügen auch Hemden, Freizeitkleidung, Schuhe, Accessoires etc. Bestimmte Artikel der Kollektionen werden dabei von Lizenznehmern entwickelt, hergestellt und vertrieben, wie bspw. Brillen (ab 2004 Lizenz an De Rigo), Unterwäsche (ab 2006 Perofil) oder Uhren (ab 2010 Sowind). Seit 2003 werden unter der Marke Zegna auch verschiedene Herrenduftwässer angeboten. Der Parfüm-Lizenznehmer war von 2003 an zunächst YSL Beauté und ab 2011 Estée Lauder.

Kollektionen

  • Ermenegildo Zegna - hochpreisige Hauptkollektion
    • Zegna Sartorial - elegante Business-Kleidung
    • Zegna Upper Casual - exquisite Freizeit-Kleidung
    • Zegna Couture - Luxus-Kollektion im obersten Preissegment (bis 2005: Napoli Couture)
    • Ermenegildo Zegna Su Misura - (dt. nach Maß) Maßschneider-Servie innerhalb der Haupt-Linie (seit 1972)
  • Z Zegna - modische Zweitlinie für jüngere Kunden im oberen Mittelpreissegment (seit 2004)
  • Zegna Sport - sportliche Linie im Mittelpreissegment (seit 1998)

Die Kollektionen der beiden Labels Ermenegildo Zegna und Zegna Sport werden von internen Design-Teams entworfen. Z Zegna hat einen eigenen Chef-Designer.[3]. Diese Rolle übernahm von 2003 (für die Saison 2004) bis 2011 der Italiener Alessandro Sartori (* 1967), welcher 2011 zu Berluti wechselte. Sein Nachfolger wurde der Brite Paul Surridge, ein ehemaliger Jil Sander Designer. Seit 2008 werden die Zegna-Kollektionen bei den Mailänder Modewochen vorgeführt.

Exklusiv für den japanischen Markt wurde 1997 in Zusammenarbeit mit dem Textilhersteller Sanyo Shokai die mittelpreisige Lizenz-Marke EZ by Zegna für junge Herren eingeführt, für die es auch eigene Geschäfte gab. Bereits 1993 hatte es dieses Label auf dem US-amerikanischen Markt unter dem Designer Kim Herring gegeben.

Zegna verkauft seine eigenproduzierten Stoffe auch an andere, international bekannte Modelabels. Außerdem besteht u.a. eine Herstellungs-Kooperation namens VeZe mit dem Modehaus Versace und dessen Herren- und Damenlinie Versace Collection, und auch die seit 2006 von Tom Ford designte Herrenmode wird von Zegna produziert.[4] Von 2000 bis 2010 bestand ein Joint Venture mit Giorgio Armani bezüglich der Produktion der Armani Collezioni Herren-Kollektion. Im Bereich Lederwaren und Schuhe kooperiert Zegna seit 2002 über das Joint Venture ZeFer mit Salvatore Ferragamo.

Unternehmen

Das Unternehmen ist fest in der Hand der Familie Zegna. Die Schlüsselpositionen werden von den Enkeln von Ermenegildo Zegna bekleidet: Ermenengildo 'Gildo' Zegna (* 1955, Sohn von Angelo Zegna, seit 1982 im Unternehmen) ist CEO der Zegna-Gruppe, Anna Zegna (* 1957, Tochter von Angelo Zegna) ist Image-Direktorin von Zegna und gleichzeitig Präsidentin der 2000 gegründeten Stiftung Fondazione Zegna, Paolo Zegna (* 1956, Sohn von Aldo Zegna) ist Vorsitzender, Laura Zegna (* 1950, Tochter von Aldo Zegna) ist Leiterin der Oasi Zegna (1993 gegründeter Naturpark auf 100 km² bei Treviro) und Benedetta Zegna (* 1965, Tochter von Angelo Zegna) ist Leiterin der Zegna-Verkäuferschule.[5] Renata Zegna Schneider (Tochter von Aldo Zegna) ist Mitglied des Board of Directors, ihr Ehemann ist einer der größten Rohmaterialenhändler der Welt und Zulieferer der Zegna-Gruppe. Es ist vertraglich festgehalten, aber bislang noch nicht geschehen, dass ein Zegna-Familienmitglied seine Firmenanteile nur an andere Familienmitglieder - "mit einem schmerzlichen Preisabschlag" - verkaufen darf.[6]

Zegna beschäftigt weltweit über 7000 Mitarbeiter - darunter an den eigenen Produktionsstandorten in Italien, Spanien (seit 1973), der Schweiz) (seit 1977), der Türkei und Mexiko - und produziert beispielsweise ca. 350.000 Anzüge, eine Million Stücke Freizeitkleidung und eineinhalb Millionen Halstücher jährlich.[7] In der Lanificio Zegna in Treviro, wo die Stoffe hergestellt werden, arbeiten ca. 450 Angestellte und produzieren ca. zwei Mio. Meter Stoff pro Jahr. 2003 erwarb das Unternehmen 50 % an dem chinesischen Herrenbekleider SharMoon, nach eigenen Angaben aber „nicht, um die Produktion nach China zu verlagern“, sondern um im chinesischen Markt fest etabliert zu sein.[8]

Zegna kontrolliert bei den eigenen Produkten vom Einkauf der Rohmaterialien über die Herstellung der Stoffe bis hin zum Design und Verkauf der fertigen Ware die gesamte Wertschöpfungskette. 2008 wurden fast vierzig Prozent (38%) des Umsatzes in der Region EMEA gemacht, ebenso viel in Asien/Australien (36 %), 22 % in Nordamerika und 4 % in Lateinamerika.[9] Ende 2009 betrieb Zegna in ca. 40 Ländern weltweit 550 Geschäfte, davon 310 in Eigenregie.[10] Die erste deutsche Boutique wurde 2000 in Düsseldorf eröffnet. 2010 feierte das Unternehmen sein 100-jähriges Bestehen. Ende 2010 startete Zegna auf der eigenen Webseite mit einem Onlineshop für die Hauptkollektion und die Zegna Sport Linie.

Der Jahresumsatz der Zegna-Gruppe lag 2008 bei 870,6 Mio. Euro (Nettogewinn 62,3 Mio Euro) und 2009 bei 797 Mio Euro (Nettogewinn 17,3 Mio. Euro).[11][12][13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ermenegildo Zegna - History and Development, zegnagroup.it, abgerufen: 30. April 2011
  2. Measured tone, indiatoday.intoday.in, 1. Dezember 2008
  3. Forza Famiglia, gq-magazin.de, 28. April 2008
  4. zegna.com (englisch): Tom Ford announces partnership with Ermenegildo Zegna (Tom Ford verkündet Zusammenarbeit mit Ermenegildo Zegna), 27. Februar 2006
  5. Ermenegildo Zegna: Die Lehre der Zegnas, bilanz.ch, 29. Oktober 2010
  6. Zegna: Aus feinstem Tuch, bilanz.ch, 21. Dezember 2007
  7. bilanz.ch: Zegna: Aus feinstem Tuch, 21. Dezember 2007
  8. zegna.com (englisch): Zegna acquires 50% of SharMoon (Zegna erwirbt 50% an SharMoon), 28. März 2003
  9. zegna.com (englisch): Zegna Group – Sales breakdown by area 2008 (Zegna-Gruppe – Umsatzaufteilung nach Region)
  10. Ermenegildo Zegna: Umsatz sinkt 2009 um 8%, 29. April 2010
  11. zegna.com (englisch): The (Zegna) Group today
  12. Zegna investiert in den eigenen Retail, textilwirtschaft.de, 5. Juni 2009
  13. Ermenegildo Zegna: Umsatz sinkt 2009 um 8%, textilwirtschaft.de, 29. April 2010

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