- Ernst Kundt
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Ernst Kundt (* 15. April 1897 in Böhmisch-Leipa; † 15. Februar 1947 in Prag)[1] war deutscher Legationsrat des Auswärtigen Amtes, Sudetendeutscher und Nationalsozialist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kundt begann nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Deutschen Universität in Prag und in Marburg. Ab 1915 war er als Kriegsfreiwilliger Soldat im Ersten Weltkrieg. Er absolvierte eine österreichische Offiziersschule und geriet bereits 1916 in russische Kriegsgefangenschaft. Nach Kriegsende kehrte er 1920 in die Tschechoslowakei zurück.[2]
Er wurde, nachdem er bereits mehrere Jahre Sekretär der „Deutschpolitischen Arbeitsstelle“ der „Arbeits- und Vertretungszentrale des Deutschtums in der Tschechoslowakei“ war, dort am 3. April 1927 Geschäftsführer. 1935 gründete er zusammen mit Konrad Henlein die Sudetendeutsche Partei,[1] die von der NSDAP unterstützt wurde. 1935 war er Abgeordneter und Sprecher der Sudetendeutschen Partei im Prager Parlament. Nach der Besetzung des Sudetenlandes infolge des Münchener Abkommens am 1. Oktober 1938 blieb Kundt in der Tschechoslowakei und war dort Führer der Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei.[2] Nach der Zerschlagung der Rest-Tschechei am 15. März 1939 wurde er Anfang April 1939 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 7.077.777) und Reichstagsabgeordneter.[3] Kundt, der auch Mitglied der SA war, bekleidete zuletzt den Rang eines SA-Oberführers (Oberst).[1]
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde seinem Ersuchen bei der Luftwaffe zu dienen nicht entsprochen.[3] Im Zuge der deutschen Besetzung Polens wurde Kundt ins Generalgouvernement versetzt. Von Mitte September 1939 bis Ende Dezember 1939 war Kundt Stadtkommandant in Tarnow, von Anfang Januar 1940 bis Ende August 1940 zusätzlich Landrat in Tarnow und von Anfang September 1940 bis Anfang August 1941 Unterstaatssekretär als Stellvertreter von Josef Bühler im Generalgouvernement.[2] 1940 leitete er die „Kundt-Kommission“, die Deutsche im besetzten Frankreich ausfindig machen sollte und dazu verschiedene Internierungslager wie Les Milles und Le Vernet in Vichy-Frankreich aufsuchte.
Von Anfang April 1941 bis Mitte September 1941 war Kundt als Regierungskommissar für die Gesamtwirtschaft im GG verantwortlich und danach in gleicher Funktion für den Distrikt Radom. Ab August 1941 war er bis zum Ende der deutschen Besetzung Gouverneur des Distrikts Radom im Generalgouvernement.[3] Vom 27. September 1943 bis zum 18. November 1943 war er zusätzlich Gouverneur im Distrikt Krakau.
Nach Kriegsende wurde Kundt in die Tschechoslowakei ausgeliefert.[2] Der Prozess gegen ihn und zehn andere Sudetendeutsche begann im Dezember 1945 und endete am 15. Februar 1946 mit einem Schuldspruch. Kundt wurde im Prager Gefängnis Pankrác hingerichtet.
Werke
- Jugendführung und Volksgestaltung, Reichenberg i. B. : Sudetendeutscher Verlag F. Kraus, 1925
Literatur
- Bogdan Musial: Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement. Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04208-7; 2. unv. Aufl., ebd. 2004, ISBN 3-447-05063-2.
- Werner Präg / Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945. Veröffentlichungen des Instituts für Zeitgeschichte, Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Band 20, Stuttgart 1975, ISBN 3-421-01700-X.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1.
- Joachim Lilla, Martin Döring: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4.
- E. Kienast (Hg.): Der Großdeutsche Reichstag 1938, IV. Wahlperiode, R. v. Decker´s Verlag, G. Schenck, Ausgabe Juni 1943, Berlin
Weblinks
- Munzinger, Internationales Biographisches Archiv 33/1954 Ernst Kundt
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 352.
- ↑ a b c d Bogdan Musial: Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement. Wiesbaden 1999, S. 388
- ↑ a b c Werner Präg / Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Stuttgart 1975, S. 949
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