- Eva Perón
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María Eva Duarte de Perón (auch Eva Ibarguren, Evita genannt; * 7. Mai 1919 in Los Toldos; † 26. Juli 1952 in Buenos Aires) war die Primera Dama („First Lady“) Argentiniens und die zweite Frau des Präsidenten Juan Perón.
Inhaltsverzeichnis
Zur Person
Perón wurde als eines von fünf unehelichen, aber anerkannten Kindern der unverheirateten Juana Ibarguren (1894–1971) und ihres verheirateten Liebhabers, des wohlhabenden Großgrundbesitzers Juan Duarte (1872–1924) geboren und wuchs in der Nähe von Junín auf. Im Alter von 15 Jahren ging sie nach Buenos Aires, wo sie zuerst Model, später Radiomoderatorin und schließlich Filmschauspielerin wurde. Sie traf Juan Perón zum ersten Mal bei einer Wohltätigkeitsfeier, nach einem Erdbeben in San Juan. Nach einer kurzen Zeit als seine Geliebte kam es 1945 zur Hochzeit. Nach der Heirat änderte sich ihr Name durch den Ehegatten zum allgemein bekannten Namen María Eva Duarte de Perón. Die Ehe war im Privatleben oft angespannt. Das Paar hatte nie Kinder (Eva hatte Gebärmutterhalskrebs), was zu kontroversen Debatten über ihr Sexualleben führte.
Evita unterstützte ihren Mann massiv im Präsidentschaftswahlkampf 1946. In ihrer wöchentlichen Radiosendung hielt sie populistische Reden, in denen sie die Armen zum Aufstand aufforderte. Hauptsächlich sprach sie aber über das Frauenstimmrecht. Obwohl sie durch ihre Radioerfolge recht wohlhabend wurde, betonte sie immer wieder ihr eigenes Aufwachsen in Armut, um Solidarität mit den verarmten Klassen zu zeigen.
Aufgrund ihrer Wurzeln und ihrer Neigungen hielt sie sich für geeignet, als Führerin der descamisados („Hemdlosen“), also der Organisation zur politischen Unterstützung von Juan Perón, aufzutreten.
Rolle in der Politik
Die Angehörigen der Arbeiterklasse verehrten Evita, dagegen wurde sie von Argentiniens reicher Elite gehasst. Die Elite verabscheute Evitas ärmliche Wurzeln und verwies auf deren frühere Promiskuität. Viele meinten, eine Frau wie sie spiele eine viel zu aktive Rolle in der Politik, zu einer Zeit, als die Frauen in Argentinien noch nicht wählen durften. Dieser Hass beruhte auf Gegenseitigkeit, was unter anderem zur Verfolgung von Gegnern und zum Verbot der Zeitung La Prensa führte. Am Beispiel des Militärs kann das noch verdeutlicht werden: 1948 soll das Militär von ihr per Ultimatum den Verzicht auf jede öffentliche Betätigung verlangt haben. Daraufhin verzichtete sie zunehmend auf Ansprachen und trat nicht mehr so häufig in der Öffentlichkeit auf. Alexander schreibt: „Die Feindschaft der Armee kam unmissverständlich zum Ausdruck, als Evita im Februar 1949 zweimal versuchte, die Garnison von Campo de Mayo zu besichtigen und dabei, wie jeder andere Zivilist, ganz einfach von den Wachen am Eingang abgewiesen wurde.“
1947 ging sie auf die berühmte „Regenbogentour“ nach Europa, wo sie eine Reihe Staatsoberhäupter traf, darunter auch Francisco Franco und Papst Pius XII. Das Ziel war, massiv Werbung für die Regierung Perón zu machen, die als zunehmend faschistisch angesehen wurde. Andere Historiker betrachten diese Form der Herrschaft auch als subtropische Form einer europäischen Arbeiterpartei; die Peronisten selbst sahen ihre Politik als dritten Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs soll sie zahlreiche Nazi-Verbrecher bei ihrer Flucht nach Südamerika unterstützt haben. [1]
Einfluss auf die Frauenpolitik
Nach der Wahl Peróns zum Präsidenten nahm Evita sofort eine wichtige Rolle in der Regierung ein, obwohl sie nie ein offizielles Amt bekleidete. Sie gründete die Eva-Perón-Stiftung, eine Institution zur Armenhilfe und die Frauenorganisation der Peronistischen Partei. Ab 1949 wurde sie die einflussreichste Person Argentiniens.
Als erste Frau an der politischen Spitze im bis dahin traditionell machistischen Lateinamerika nahm sie großen Einfluss auf die Entwicklung der Rolle der Frauen in der Politik. Frauen waren in Argentinien politisch quasi inexistent und konnten über die politische Situation des Landes nicht mitbestimmen. Mit Evitas Einfluss auf ihren Mann Juan Domingo Perón wurde Frauen 1947 das Wahlrecht zugesprochen. 1949 gründete sie die peronistische Frauenpartei, in der sich Frauen in Verbindung mit der Eva-Perón-Stiftung und unter der Leitung Evitas politisch und sozial beteiligen konnten. Bei der Präsidentschaftswahl 1951, zu der ihr Mann jedoch nur durch eine eigens durchgesetzte Verfassungsänderung wieder antreten konnte, durften zum ersten Mal in der Geschichte Argentiniens Frauen wählen.
Trotz ihrer politischen Aktivität und ihres Einsatzes für die Integration der Frauen in die Politik nahm sie keine herausragende Position ein. Im September 1950, so schreibt Alexander in „Die Ära Perón“, verkündete die New York Times, dass man in Argentinien annehme, Evita werde für die Vizepräsidentschaft kandidieren, wenn Perón noch einmal zum Präsidenten gewählt werde. Obwohl Evita selbst sich nie dazu geäußert hat, inwiefern es in dem von Männern dominierten Land passend sei, als Frau ein öffentliches Amt zu bekleiden, lässt sich spekulieren, dass damit ein „kühner Bruch mit der argentinischen Tradition“ vollzogen werde.
Auf lateinamerikanischer Ebene hat der „Mythos Evita“ eine kulturelle Veränderung in der Wahlkampfstrategie hinterlassen. Kandidierende Präsidenten instrumentalisieren ihre Ehefrauen, eine Evita-Rolle zu kopieren, um den positiven Nachhall Evitas für ihre eigene Popularität zu benutzen. Schließlich versuchte Evita 1951, ihrer Macht durch die Kandidatur zur Vizepräsidentschaft eine reelle Grundlage zu geben. Dieser Schritt verärgerte viele Militärs, die sie verachteten und ihren zunehmenden Einfluss auf die Regierung ablehnten. Unter diesem starken Druck und angesichts ihrer Erkrankung zog Juan Perón dann ihre Nominierung zurück.
Personenkult
Eva Perón wurde der Mittelpunkt eines besonderen Personenkults. Ihr Bild und ihr Name tauchten überall auf. Trotz ihrer Dominanz und politischen Macht achtete sie immer darauf, die wichtige symbolische Rolle ihres Ehemannes nicht zu beeinträchtigen. Obwohl sie die Kontrolle über die Angelegenheiten des Präsidenten hatte, war sie immer bestrebt, ihre Handlungen als durch die Weisheit Peróns „inspiriert“ oder „ermutigt“ zu rechtfertigen. Auch heute noch ist für viele Argentinier, Männer wie Frauen, Evita einer der größten Wohltäter der Nation.
Tod Eva Peróns
Eva Perón starb mit 33 Jahren an Gebärmutterhalskrebs. Etwa ein halbes Jahr vor ihrem Tod wurde als Experte der deutsche Gynäkologe Hans Hinselmann eingeflogen. Er war der Erfinder und Inaugurator der Kolposkopie, mit der die erste Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs möglich war. Am 24. Juli 1952 kamen zwei weitere deutsche Ärzte hinzu: Paul Uhlenbruck aus Köln, ein Herz- und Kreislaufspezialist, und Heinrich Kalk aus Kassel, ein Leberspezialist.
Am 26. Juli 1952 starb Eva Perón, ohne dass ihr die Experten noch helfen konnten. Ihr Körper wurde einbalsamiert. Der Sarg, der einen Deckel aus Glas hatte, wurde im Kongressgebäude aufgebahrt und zur Schau gestellt. Nach dem Sturz Peróns 1955 verschwand die Leiche für 16 Jahre aus der Öffentlichkeit, da die neuen Machthaber die Erinnerung an sie und ihren Mann bekämpften. So wurde Eva Peróns Leichnam heimlich 1956 nach Mailand ausgeflogen und unter dem Namen Maria Maggi de Magistris bestattet. Im September 1971 brachte man ihn nach Madrid. 1974 ließ ihn Isabel Perón, die dritte Frau des Staatspräsidenten, nach Argentinien zurückbringen, und im Jahre 1976, am 22. Oktober, erfolgte die Beisetzung im Familiengrab der Duartes auf dem Friedhof Recoleta in Buenos Aires. Eva Perón ist bis heute eine Legende geblieben. Selbst jetzt pilgern noch viele Menschen an den Ort ihrer letzten Ruhestätte.[2] Insbesondere am Muttertag kommen viele Menschen zu der Grabstätte, beten und legen Blumen nieder.
Rezeption
Ihre Lebensgeschichte wurde im britischen Musical Evita von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice dargestellt. Dieses wurde später mit Madonna in der Hauptrolle von Alan Parker verfilmt. Auch im Fernsehen wurde ihre Geschichte gezeigt (mit Faye Dunaway als Evita).
Siehe auch
Literatur
- Robert J. Alexander: Die Ära Perón. Verlag der Frankfurter Hefte, Frankfurt 1952.
- John Barnes: Evita Peron: Mythos und Macht. Heyne, München 1984, ISBN 3-453-55121-4.
- Tomás Eloy Martínez: Santa Evita. suhrkamp, Frankfurt 1996 u.ö., ISBN 3-518-39349-9
- Alicia Dujovne Ortiz: Eva Perón. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-7466-1399-X.
Weblinks
Commons: Eva Perón – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Eva Perón im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.evitaperon.org/
- Biografie mit weiteren Details
- Literatur über Evita Perón im Katalog des Ibero-Amerikanisches Institut in Berlin
Einzelnachweise
Kategorien:- Argentinische Geschichte (20. Jahrhundert)
- Ehepartner eines Staatsoberhauptes oder Regierungschefs
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