Ferdinand Avenarius

Ferdinand Avenarius

Ferdinand Ernst Albert Avenarius (* 20. Dezember 1856 in Berlin; † 22. September 1923 in Kampen auf Sylt) war ein deutscher Dichter und Gründer der Zeitschrift Der Kunstwart.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ferdinand Avenarius war ein Bruder des Philosophen Richard Avenarius und ein Stiefneffe Richard Wagners. Er besuchte Schulen in Berlin und Dresden, studierte in Leipzig sowie Zürich und ließ sich nach Reisen durch Italien und der Schweiz in Dresden nieder.

1887 gründete Avenarius die Zeitschrift Der Kunstwart, in der aktuelle Themen der Kunst und Kulturpolitik behandelt wurden. Diese Publikation hatte großen Einfluss auf die Geschmacksbildung des Bürgertums. Hier eröffnete er unter anderem eine leidenschaftlich geführte Debatte um die literarischen Arbeiten von Karl May. Verheiratet war er ab 1894 mit der Tochter Else des Dresdner Schriftstellers Rudolf Doehn. Sie bewohnten eine von Schilling & Graebner errichtete Villa in Blasewitz.

Die Sommer verbrachte Avenarius in Kampen auf Sylt, als dessen „Entdecker“ und Popularisierer er gilt. So rief Avenarius zusammen mit dem Klappholttal-Gründer Knud Ahlborn einen Verein zum Erhalt der typischen Insellandschaft ins Leben, woraus sich Morsum-Kliff, das erste Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteins entwickelte. Seine „Villa Uhlenkamp“ hatte Karl Hanusch 1903 eingerichtet. Avenarius wurde erster Ehrenbürger der Gemeinde Kampen.

1902 gründete er zusammen mit dem Kunsthistoriker Prof. Paul Schumann den Dürerbund. Avenarius gehörte dem Vorstand der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft an und war Mitglied des Deutschen Werkbundes. Heinrich Tscharmann errichtete für ihn 1910 in Blasewitz das Dürerbundhaus, in dem sich auch Verlagsräume des Kunstwart befanden.

Avenarius hatte starken Einfluss als Kunsterzieher, bereits 1908 sprach er von der Entwicklung einer Kunst, die ohne Erinnerung an Wirklichkeitsformen ausschließlich mit Licht, Farbe oder Linie seelische Werte übermittelte. Ebenso hielt er zum Ersten Freideutschen Jugendtag auf dem Hohen Meißner im Oktober 1913 die abschließende Rede an die Teilnehmer.

Bereits 1914 wandte er sich gegen die Kriegspropaganda auf deutscher Seite[1]. Ab 1918 klagte er ebenso die Propanda der Entente an, indem er umfangreiches Bildmaterial mit dem Untertitel "Schriften für echten Frieden" veröffentlichte; hiermit prangerte er den Friedensvertrag von Versailles an, der Deutschland einseitig mit der Kriegsschuld belastete und "einen gerechten Frieden verhinderte"[2].

Ferdinand Avenarius starb im Alter von 66 Jahren und wurde auf dem Friedhof der Inselkirche St. Severin in Keitum auf Sylt beigesetzt. Die Leitung des Kunstwart und die intellektuelle Führung des Dürerbundes übernahm nach seinem Tod sein Stiefsohn Wolfgang Schumann. Sein Neffe Johannes Maximilian Avenarius, den er sehr gefördert hatte, wurde ein bekannter Grafiker.

Werke (Auswahl)

  • Wandern und Werden. Gedichte, 1881
  • Die Kinder von Wohldorf, Erzählung, 1887
  • Max Klingers Griffelkunst, 1895
  • Das fröhliche Buch, aus deutscher Dichter- und Malerkunst, 1910
  • Max Klinger als Poet, 1917
  • Das Bild als Narr. Die Karikatur in der Völkerverhetzung, was sie aussagt – und was sie verrät, München, Callwey 1918
    Buchcover Das Bild als Narr. Die Karikatur in der Völkerverhetzung, was sie aussagt – und was sie verrät
  • Faust. Ein Spiel, 1919

Herausgebertätigkeit

  • Hausbuch deutscher Lyrik, 1902
  • Die Mache im Weltwahn. Schriften für echten Frieden, 1921

Literatur

  • Gerhard Kratzsch: Kunstwart und Dürerbund. Ein Beitrag zur Geschichte der Gebildeten im Zeitalter des Imperialismus. Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1969. ISBN 3-525-36125-4.
  • Paul FechterAvenarius, Ferdinand Ernst Albert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 466 f.
  • Wilhelm Stapel: Avenarius-Buch. Ein Bild des Mannes aus seinen Gedichten und Aufsätzen. Callwey, München 1916.
  • Manfred Wedemeyer: Treffpunkt für Maler, Dichter und Lebensreformer. Ferdinand Avenarius und die Insel Sylt. In: Jahrbuch des Archivs der Deutschen Jugendbewegung, Schwalbach/Taunus, 15 (1984/85), S. 287–304. ISSN 0587-5277.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Unterm deutschen Schicksal" – Kunstwartbeilage seit 1914
  2. "Offener Brief an Lord Northcliffe" als Vorwort zu dem Buch "Die Mache im Weltwahn"

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