- Kampen (Sylt)
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Wappen Deutschlandkarte 54.958.33333333333331Koordinaten: 54° 57′ N, 8° 20′ OBasisdaten Bundesland: Schleswig-Holstein Kreis: Nordfriesland Amt: Landschaft Sylt Höhe: 1 m ü. NN Fläche: 8,47 km² Einwohner: 602 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 71 Einwohner je km² Postleitzahlen: 25998–25999 Vorwahl: 04651 Kfz-Kennzeichen: NF Gemeindeschlüssel: 01 0 54 061 Adresse der Amtsverwaltung: Andreas-Nielsen-Str. 1
25980 Sylt/ OT WesterlandWebpräsenz: Bürgermeisterin: Stefanie Böhm Lage der Gemeinde Kampen (Sylt) im Kreis Nordfriesland Kampen (Sylt) (friesisch: Kaamp) ist eine Gemeinde auf der Insel Sylt und liegt nördlich der Stadt Westerland. Im Jahre 1543 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Kampen war über Jahrhunderte bis ca. 1900 ein rein landwirtschaftlich geprägter Ort, Seefahrt und Fischfang, sowie Industrie und Handwerk spielten kaum eine Rolle. Das Dorf Kampen bildete zusammen mit der Siedlung Wenningstedt und der damaligen Bauernschaft Braderup die damaligen Norddörfer der Insel. Man teilte sich Kirche, Schule und andere soziale Einrichtungen, die aufgrund der geringen Einwohnerzahl der einzelnen Dörfer nur im Verbund betrieben und finanziert werden konnten. Touristen entdeckten Kampen – den ruhigen Ort inmitten von Heideflächen – erst relativ spät. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts galt er als Geheimtipp. Erst in den 1920er Jahren entwickelte sich in Kampen ein Badeleben. Eine Verordnung aus dem Jahre 1912, die bis heute gilt, legte detailliert fest, dass alle neuen Häuser dem Ortsbild entsprechen sollen, d. h. z. B. in Klinkerbauweise mit traditionellem Reetdach errichtet werden müssen.
Vor und während des Zweiten Weltkrieges wurden auch auf Kampener Gemeindegebiet Lager der Wehrmacht errichtet. Ein größeres Lager befand sich an der Stelle des heutigen Campingplatzes im Südwesten des Dorfes. Es wurde im Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung des Fliegerhorstes auf der Braderuper Heide errichtet und diente zuletzt der Schweren Seezielbatterie Wenningstedt als Wohnunterkunft. Zu unmittelbaren Kampfhandlungen kam es jedoch nie, auch gab es in Kampen im Verlauf des Krieges keine bedeutenden Schäden durch Angriffe alliierter Bomber. Östlich des Dorfes lag eine Flakstellung mit zahlreichen unterirdischen Militärbunkern und Baracken, in Letzteren waren in der unmittelbaren Nachkriegszeit Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten untergebracht. In den 1950er Jahren entstand daraus das Café „Kupferkanne“.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zog es viele Künstler und Intellektuelle nach Kampen. Das „Haus Kliffende“ wurde das bevorzugte Quartier von Thomas Mann und vielen anderen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Ort zunehmend Treffpunkt der „Reichen und Schönen“ – der Industriellen des Wirtschaftswunders. Prominenz aus Film und Fernsehen fand Kampen chic. In den 1960er Jahren kam es zu einem erheblichen Aufschwung der FKK-Bewegung. Besondere Popularität in diesem Kontext erlangte durch ausgiebige Berichterstattung in den Medien der Strand an „Buhne 16“. Seit den 1980er Jahren wurde es ruhiger um die „Kampener Szene“. Kampen ist noch immer ein etwas teurerer und exklusiverer Urlaubsort, jedoch zumeist ohne spektakuläre Partys oder Events. Man wohnt und feiert heute eher zurückgezogen.
Entwicklung des Gemeindegebiets
Rund um den alten Ortskern entstanden auf der so genannten Nordheide seit den 1920er Jahren die Sommerhäuser und Villen der zumeist wohlhabenden Gäste, dadurch vervielfachte sich die besiedelte Gemeindefläche binnen weniger Jahre. Die Westheide, westlich des Ortes und nördlich der Kurhausstraße blieb entgegen ersten Planungen aus den 1920er Jahren von einer Bebauung verschont und steht nun unter Naturschutz.
Die Gemeindevertreter der Gemeinde Kampen haben sich bisher stets gegen jede Form einer insularen Fusion ausgesprochen und somit eine Fusion aller Inselgemeinden zur Gemeinde Sylt verhindert.
Politik
Wappen
Blasonierung: „In Blau eine silberne Stranddistel.“[2]
Auf der Gemeindeflagge befindet sich die Distel in der oberen linken Ecke auf blauem Grund eines ansonsten blau-weiß gestreiften Tuchs.
Religion
Kampen hat keine eigene Kirche. Lange Zeit mussten die vorwiegend protestantischen Einwohner zum Kirchgang ins ca. sieben Kilometer entfernte Keitum. 1914 entstand im Nachbarort Wenningstedt die Friesenkapelle, dessen „Norddörfer Gemeinde“ auch Kampen umfasst. In den Sommermonaten werden in Kampen an wechselnden Orten Open-Air-Gottesdienste abgehalten.
Wirtschaft
Wie alle Orte der Insel ist auch Kampen auf den Tourismus konzentriert, so dass eine wirtschaftliche Monostruktur in absoluter Abhängigkeit vom Tourismus vorzufinden ist.
Verkehr
Die Gemeinde Kampen wird westlich des alten Ortskerns von der von Nord nach Süd über die Insel verlaufenden Landstraße L24 durchquert. Neben dem vorherrschenden Individualverkehr wird der ÖPNV durch die Buslinie 1 der Sylter Verkehrsgesellschaft aufrechterhalten.
Ansässige Unternehmen
Auf Grund der touristischen Monostruktur finden sich in Kampen neben einigen Handwerksbetrieben, Dienstleistern und Beherbergungsbetrieben vor allem Filialen gehobener Einzelhandelsunternehmen, wie Designerläden und Juweliere.
Öffentliche Einrichtungen
Die Gemeinde betreibt zusammen mit der Nachbargemeinde Wenningstedt die „Norddörfer Schule“, eine Grundschule südlich des Ortes gelegen. Ferner gibt es im Ort einen von der Gemeinde betriebenen Kindergarten. Im „Kaamphüs“ sind neben der Gemeindeverwaltung auch touristische Angebote, wie Lesungen, Konzerte o. ä. zu finden.
Freizeit- und Sportanlagen
Auf dem Gelände zwischen dem markanten schwarz-weißen Leuchtturm „Langer Christian“ und der Südgrenze der Bebauung befindet sich ein privater Golfplatz.
Städtepartnerschaften
Seit 2002 ist die Gemeinde Lech (Österreich) Partnergemeinde von Kampen. Gastgeschenk des bekannten Vorarlberger Wintersportortes war eine ausrangierte Gondel einer Kabinenbahn, die nun am Kampener Hauptstrand aufgestellt ist. Im Gegenzug steht im Zentrum von Lech ein reetgedecktes Bus-Wartehäuschen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Etwa drei Kilometer nördlich von Kampen liegt die Kampener Vogelkoje. In diesem Naturschutzgebiet können sich heute ungestört zahlreiche Wasservögel tummeln. Schon 1767 befand sich hier eine Anlage, die dem Fang von Wildenten diente. Bis in das Jahr 1921 fing man hier jährlich etwa 25.000 Enten. 1935 wurde die Anlage unter Naturschutz gestellt und von Knud Ahlborn und Peter Kuhlemann zur Nutzung als Informationszentrum vorbereitet. Ab 1970 erforschte Manfred Wedemeyer die Vogelkoje unter dem Aspekt der Naturschutzpädagogik.[3] In den Jahren 1986–1988 wurde die Anlage originalgetreu rekonstruiert. In den zwei Gebäuden befinden sich Ausstellungen zur Syler Vogelwelt und zur Geschichte der Vogelkojen. Ein etwa 700 m langer Naturlehrpfad rundet die Ausstellung ab[4].
Das westlich des Ortes gelegene Rote Kliff scheint bei Sonnenuntergang tatsächlich rot zu leuchten. Es ist bis zu 30 Meter hoch. Durch Sturmfluten und Erosion ist es stark gefährdet.
Die Uwe Düne im Südwesten des Ortes ist mit 52,5 Metern über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung der Insel und wurde nach Uwe Jens Lornsen, einem Sylter Freiheitskämpfer, benannt.
Östlich des Ortes erstreckt sich der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. In der Sommersaison werden von der Gemeinde geführte Wanderungen im Watt angeboten.
In Kampen befinden sich zahlreiche Ateliers namhafter Künstler, so u. a. die Wirkungsstätte des Malers Siegward Sprotte, die in den Sommermonaten besucht werden kann.
In Kampen liegen auf der Westheide mehrere steinzeitliche Hünengräber, darunter das Ganggrab bei Kampen und die Dolmen von Kampen. Nicht beschildert fristen sie ihr Dasein recht unberührt vom Tourismus. Auch die alte Ringwallanlage in Kampen ist weitgehend unbekannt, unbeschildert und wird so vor negativen Auswirkungen des Massentourismus geschützt. Gut zu sehen sind mehrere ungeöffnete Grabhügel auf der Westheide.
Auf dem hohen Geestkern südlich des Ortes befindet sich seit über 150 Jahren der markante 40 Meter hohe schwarz-weiße Kampener Leuchtturm.
Mitten in Kampen liegt seit 1965 der Avenarius-Park, der bis 2009 Dorfpark hieß.
Quellen
- ↑ Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe dazu)
- ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
- ↑ Manfred Wedemeyer: Die Vogelkoje Kampen, Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co., Heide in Holstein, 1974, S.8
- ↑ http://www.museen-sh.de/ml/inst.php?inst=5
Weblinks
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