Feuerland (Schiff)

Feuerland (Schiff)

Das Expeditionsschiff Feuerland (später Penelope) ist eine Ketsch (zweimastiges Segelschiff), die 1927 auf der Werft Krämer, Vagt und Beckmann in Büsum, Dithmarschen (Schleswig-Holstein) gebaut wurde. Auftraggeber war der ehemalige Marine-Offizier und Flieger Gunther Plüschow.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Das Schiff wurde nach den Plänen eines hochseetauglichen Fischkutters gefertigt. Da Plüschow von seinen früheren Reisen die Wetterbedingungen seines zukünftigen Fahrtgebietes kannte, verwendete man für Spanten und Beplankung nur bestes Eichenholz. Jedes Teil ist überdimensioniert. Auf diese Weise wurde eine vielfache Sicherheit „eingebaut“. Enge Spantenabstände (alle 55 cm) und eine 8 cm starke Beplankung am Wasserpass sprechen für sich. Zusätzlich sorgen eine Innenverkleidung und kräftige Stringer für zusätzliche Festigkeit. So gerüstet konnte Plüschow den Stürmen und dem treibenden Gletschereis in den Fjorden Feuerlands begegnen.

Geschichte

Feuerland

Im November 1927 startete Gunther Plüschow zu seiner legendären Feuerland-Expedition an die Südspitze Südamerikas. Mit Zwischenstopps in England und Portugal ging es auf die Kanarischen Inseln. Von dort weiter über die Kap-Verdischen Inseln und über den Atlantik nach Brasilien. Dort machte Plüschow in verschiedenen Hafenstädten halt und besuchte deutsche Auswanderer in Bahia, Rio de Janeiro und in der deutschen Aussiedler-Kolonie Blumenau.

Von Brasilien fuhr er weiter in die Magellan-Straße nach Punta Arenas. Dort bekam Plüschow ein kleines Wasserflugzeug Heinkel HD 24W D-1313 mit Schwimmern geliefert, das zuvor mit dem Dampfer Planet der Reederei Laeisz verschifft worden war. Nachdem die einzelnen Bauteile des Flugzeugs in einer kleinen Werft am Rande von Punta Arenas zusammengesetzt waren, flog er zusammen mit seinem Fliegerkameraden und Kameramann Ernst Dreblow als erster Mensch über die Darwin-Kordillere (einem südlichen Ausläufer der Anden) nach Ushuaia. Auf diesem Flug brachte er auch die erste Luftpost in die südlichste Stadt der Welt. Die bei den Flügen entstandenen Aufnahmen, waren die ersten ihrer Art, und dienten als Grundlage für eine genauere Erforschung dieses bis dahin unbekannten Gebietes. Die Feuerland diente dabei als Basis-Schiff, dass es dem Flieger ermöglichte nach einer Landung längsseits zu gehen um das Flugzeug zu betanken. Ohne diese seeseitige Unterstützung wäre ein solches Unternehmen nicht durchzuführen gewesen. Als Tender, Reparaturwerkstatt, Treibstofftransporter und schwimmende „Schutzhütte“ gegen die eisigen Stürme in den Fjorden Feuerlands trug die „Holzpantine“, wie Plüschow sie liebevoll nannte, dazu bei, die Expedition zum Erfolg zu führen.

Anfang 1929 musste Plüschow aus Geldmangel die Expedition beenden. Er verkaufte das Schiff an einen englischen Schafzüchter, der Besitzungen in Argentinien, Chile und auf den Falklandinseln hatte. Nur so konnte er den Treibstoff für die letzten Flüge, die Einlagerung des Flugzeuges und die Rückreise nach Deutschland bezahlen.

Penelope

Nach dem Verkauf der Feuerland blieben Plüschows Steuermann, Paul Christiansen und der Maschinist Seppl Schmidt an Bord und fuhren die in Penelope umbenannte Ketsch noch bis in die späten 1930er Jahre für die Familie Hamilton. Dabei machte sie mehrere Fahrten zwischen dem chilenischen Festland und den Falklandinseln. Die letzte Fahrt an das südamerikanische Festland fand im Juni 1938 statt.

Nach einem Maschinenschaden lag das Schiff auf und wurde auf einen Strand gesetzt. Erst im Jahr 1946 kaufte die Regierung der Falklandinseln die Penelope und rüstete sie mit einer neuen Maschine aus. Der Falkland Island Dependency Survey (FIDS; Vorgänger-Organisation des heutigen Polarforschungsinstitutes „British Antarctic Survey“) charterte die ehemalige Feuerland, um sie für die Versorgung der subantarktischen Forschungsstationen auf Süd-Georgien und den Süd-Shetland-Inseln einzusetzen. Allerdings kamen diese Pläne nie zur Ausführung. Zweifellos aber hätte das Schiff aufgrund seiner Bauweise diesen schwierigen Dienst versehen können.

Da die Falkland-Inseln in dieser Zeit kein Straßennetz besaßen, setzte die Regierung das Schiff von nun an zur Versorgung der Farmen auf den einzelnen Inseln des Archipels ein. Als das erste Funk-Kommunikationsnetz auf den Falkland-Inseln errichtet wurde, war es die Penelope, die Funkmasten und Ausrüstung zu den einzelnen Inseln brachte. Später schaffte sie Baumaterial für ein Schlacht- und Kühlhaus nach Fox Bay. Auf diese Weise leistete das Schiff einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der Infrastruktur auf den Falkland-Inseln.

Nach einem erneuten Besitzerwechsel kaufte 1968 schließlich die Falkland Island Company (FIC; Falkland Handelskompanie) das Schiff. Dieses setzte die Penelope hauptsächlich für Schaf- und Wolltransporte zwischen den einzelnen Inseln und deren Hauptstadt Port Stanley ein. Als Ende der 1960er Jahre die Great Britain, die als Kohlenhulk in Sparrow Cove vor Stanley entdeckt und geborgen wurde, angekauft worden war um als Museumsschiff in Bristol restauriert zu werden, leistete die Penelope viele wertvolle Hilfsdienste bei den Vorbereitungsarbeiten. Nach einer umfassenden Überholung im Jahre 1976 wurden ihr altes Deckhaus und die Niedergänge durch größere, funktionellere Aufbauten ersetzt.

Als 1982 das argentinische Militär die Falklands besetzte, wurde eine Gruppe Schulkinder aus Stanley evakuiert und mit dem Schiff über den Falklandsound gesetzt. Von dort gelangten die Schüler zu ihren Familien auf der westlichen Insel, die von Kampfhandlungen weitestgehend verschont blieb. Kurz darauf requirierte die argentinische Marine das Schiff. Mit einem neuen schwarzen Tarnanstrich diente die Penelope nun als Verbindungsschiff für Truppen- und Treibstofftransporte um Fox Bay. Bei einem dieser Einsätze kam das Schiff unter Artilleriebeschuss einer britischen Fregatte, ein anderes Mal wurde sie aus der Luft von einem britischen Harrier-Jet unter Beschuss genommen. Glücklicherweise wurde keiner der argentinischen Marineangehörigen bei diesen Angriffen schwer verletzt.

Nach Ende des Falkland-Konfliktes wurde die Penelope an die FIC zurückgegeben, für die sie noch bis 1989 ihren Dienst versah.

Die Familie Furgerson übernahm das Schiff und nutzte es in einer ähnlichen Weise wie die FIC für Viehtransporte. Erst mit dem Erwerb des Schiffes durch Michael Clarke, dem letzten Eigner der Penelope auf den Falklandinseln, durfte die „alte Dame“ einen weniger „anstrengenden“ Dienst versehen. Stationiert auf Westpoint Island brachte die Ketsch von nun an Ornithologen und Wissenschaftler auf die westlich vorgelagerten Inseln, die mit ihren einzigartigen Vogelkolonien eines der artenreichsten Tierparadiese dieser Erde ist.

Heimkehr

Während seines Einsatzes als Navigations-Offizier auf einem kleinen Expeditionskreuzfahrtschiff entdeckte der Kapitän auf großer Fahrt Bernd Buchner im Jahre 2001 das ehemalige Expeditionsschiff Feuerland auf den Falklandinseln.

Nach dem Kauf der Penelope untersuchte „Master Mariner“ Buchner die mittlerweile wieder in Feuerland umbenannte Ketsch auf „Herz und Nieren“. Nach dem Aufslippen war schnell klar, dass die gesamte Eichenbeplankung des Unterwasserschiffes in einem erstaunlich guten Zustand war. Nur wenige Plankenstöße mussten nachkalfatert werden.

Nach weiteren Arbeiten am Schiff beschloss Kapitän Buchner das Schiff mit eigener Kraft in seine Geburtsstätte Büsum heimzuholen. Es fanden sich fünf Freiwillige, welche Kapitän Buchner an Bord nahm und den Reiseantritt im April 2006 wagte. Mit an Bord und in die Besatzung integriert war ein zweiköpfiges Kamerateam, das die Reise dokumentieren sollte. Ungeachtet des schlechten Wetters hielt der Eichenholzrumpf bei Windstärken bis zu 7 Beauford den südatlantischen Seen stand. Das nur aus Oregon Pitchpine gezimmerte und mittlerweile altersmarode Deck hielt den übergehenden Seen und den Regenfällen jedoch nicht stand, so dass es in einem unvertretbaren Maße zu lecken begann.

Um das Schiff und die Besatzung keiner weiteren Gefahr auszusetzen wurde beschlossen, das Schiff auf einem Containerschiff der Reederei Hamburg Süd nach Deutschland zu verschiffen. Ende Juni wurde die Feuerland im Südhafen von Buenos Aires an Bord des 5552-TEU-Containerschiffes „Monte Cervantes“ genommen und unter dem Kommando von Kapitän Birger Möller nach Hamburg gebracht.

Am 11. August 2006 legte die Feuerland nach fast 79 Jahren wieder im Heimathafen Büsum an. Die weitere Planung sah vor, eine Anerkennung als Landeskulturdenkmal zu erwirken und mit der Hilfe des „Förderkreises Kulturdenkmal Expeditionsschiff Feuerland“ das Schiff in den Originalzustand von 1927 zurückzubauen und zu restaurieren.

Am 20. Dezember 2006 wurde das Expeditionsschiff Feuerland in das Denkmalbuch für die Kulturdenkmale aus geschichtlicher Zeit eingetragen und steht somit unter Denkmalschutz. Am 10. Januar 2007 erfolgte das Aufslippen im Hafen Büsum. Das Schiff war im Rahmen des Museumshafen Büsum als Attraktion zu besichtigen. Darüber hinaus sollte es jedoch fahrklar gehalten werden und an besonderen maritimen Ereignissen wie Kieler Woche, Rumregatta, Hanse Sail Rostock, Hamburger Hafengeburtstag oder Sail Bremerhaven teilnehmen.

Seit dem 5. Oktober 2007 liegt das Expeditionsschiff Feuerland auf der Werft des Jugend in Arbeit e.V. in Hamburg-Harburg. Dort soll sie in den nächsten drei Jahren zurückgebaut und möglichst originalgetreu restauriert werden.

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