Flugplatz Schleißheim

Flugplatz Schleißheim
Flugplatz Schleißheim
Anflug auf Piste 26 (August 2010) Anflug auf Piste 26 (August 2010)
Kenndaten
ICAO-Code EDNX
Koordinaten
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 2 km südlich von Oberschleißheim
Basisdaten
Eröffnung 1912
Betreiber Flugplatz Schleissheim e. V.
Start- und Landebahn
08/26 808 m × 15 m Asphalt



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Der Sonderlandeplatz Schleißheim ist ein Flugplatz im bayerischen Oberschleißheim bei München. Er ist der älteste noch in Betrieb befindliche Flugplatz Deutschlands, der planmäßig als Militärflugplatz angelegt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der ehemalige Tower des Flugplatzes

Der Flugplatz wurde 1912 für die königlich-bayerische Fliegertruppe gegründet. Eine Unterabteilung befand sind auf dem Flugplatz Gersthofen/Gablingen. Bedingt durch die Nähe zum Schloss Schleißheim wurden alle Flugplatzbauten im „Reduzierten Heimatstil“ ausgeführt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Flugplatz bis 1933 zivil genutzt. Zunächst als technische Basis für den beginnenden zivilen Luftverkehr, ab 1927 überwiegend für die Pilotenausbildung.

Nach der Machtübernahme der NSDAP erfolgte im Zuge der nationalsozialistischen Aufrüstungsbestrebungen der Ausbau zu einem Fliegerhorst der Luftwaffe. Die Baumaßnahmen wurden von den Architekten der sogenannten Postbauschule geplant und betreut. Dieser für die NS-Zeit unübliche Architekturstil wird auch als „Bayerische Moderne“ bezeichnet. Das 1933/34 von Robert Vorhoelzer entworfene und im Dezember 2007 abgebrochene Flugleitungsgebäude stellte die Urform dieser Architekturrichtung im Luftwaffenbau dar.

Ab 1938 entstand im südlichen Flugplatzteil die Fliegertechnische Schule Schleissheim. Der Unterkunftsbereich der Schule wurde von 1945 bis ca. 1953 als DP-Lager Schleissheim (Feldmoching) genutzt. (DP = Displaced Person).[1]

Unter der Tarnbezeichnung Minotaurus wurde 1943 eine verbunkerte Leitstelle für die Tag- und Nachtjagd im süddeutschen Raum errichtet. Der Bunker wurde 1971 gesprengt.

Im südöstlichen Flugplatzbereich befand sich von 1939 bis 1946 ein Kriegsgefangenenlager. Hier waren unter Luftwaffenaufsicht zunächst französische, später sowjetische Kriegsgefangene und nach Kriegsende unter US-Aufsicht ehemalige SS-Angehörige untergebracht. Im nahen Gut Hochmutting befand sich ein Außenlager des KZ Dachau. Hier waren elf KZ-Häftlinge eines Bombenräumkommandos untergebracht.

Von 1945 bis 1947 wurde der Flugplatz von der Occupation Air Force (OAF) der U.S. Army of Occupation, bzw. der United States Air Forces in Europe (USAFE) und von 1947 bis 1973 von der US Army militärisch genutzt, ebenso von der Bundeswehr durch die Heeresflieger von 1958 bis 1981. Danach endete die militärische Nutzung des Flugplatzes.

1964 verlegte die 1962 in Rosenheim aufgestellte Bundesgrenzschutz Fliegerstaffel Süd nach Schleissheim. 1981 übernahm die Staffel die von der Bundeswehr aufgegebenen Flugzeughallen.

Kurzzeitig war hier der zweite Münchner Intensivtransporthubschrauber stationiert, der vom ADAC und BRK gemeinsam betrieben wurde.

Von der Gründung 1912 bis zum Abzug der U.S. Streitkräfte 1973 war die Bezeichnung Flugplatz/Fliegerhorst Schleissheim, bzw. Schleissheim Airfield üblich. Erst die Bundeswehr führte den Namen Flugplatz Oberschleißheim ein, der offiziell bis heute gilt. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist jedoch wieder Flugplatz Schleißheim üblich.

Neben der Flugwerft stehen nur die beiden Junkershallen, sowie die Hallen 1 und 2 unter Denkmalschutz.

Gegenwart

Der Flugplatz wird heute von sechs Luftsportvereinen und der Bundespolizei Fliegerstaffel Süd genutzt. Der eigentliche Betreiber des Sonderlandeplatzes ist Flugplatz Schleißheim e. V., der 2001 als Dachverband der sechs Fliegervereine gebildet wurde.

Im historischen Kontext sind der Verein zur Erhaltung der historischen Flugwerft e. V. („Der Werftverein“) mit Schwerpunkt Restauration von Flugmotoren und die Bayerischen-Flugzeug-Historiker e. V. mit Schwerpunkt Luftfahrtgeschichte tätig.

Von Zeit zu Zeit machen der Zeppelin NT sowie die Junkers Ju 52 auf dem Flugplatz Station als Ausgangsbasis für Rundflüge über München.

Zukunft

Die von der Bundespolizei belegten Hangars 1 bis 4 werden schrittweise abgebrochen und durch einen rund 350 Meter langen Neubau ersetzt. Dieser Neubau wird größer sein als das Neue Schloß Schleißheim und zusätzlich die Fliegerstaffel der Bayerischen Polizei beherbergen. Die Start- und Landebahn erhält ein Instrumentenlandesystem für die exklusive Nutzung durch die Polizeihubschrauber. Hierfür wurde der Flugplatz bereits als Luftraum F ausgewiesen.

Die Junkershalle darf wegen aktuter Einsturzgefahr nicht mehr genutzt werden. Der Gefahrenbereich wurde gesondert eingezäunt.

Südlich anschließend an das Museum Flugwerft Schleißheim wird das Deutsche Museum ein neues Zentraldepot errichten.

Flugtage

In den Jahren 1985 und 1987 fanden öffentliche Flugtage auf dem Gelände statt. Beim Flugtag 1985 trat die britische Kunstflugstaffel der Royal Air Force Red Arrows auf, und der Letzte im September 1987 fand unter der Schirmherrschaft des damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß statt.

Im Mai 2003 zog es tausende Schaulustige und Flugbegeisterte auf das Gelände, als die Flugwerft ein Flugplatzfest mit Flugvorführungen von Einzelmaschinen aller Epochen der Fliegerei abhielt.

Museum

Am 18. September 1992 wurde auf dem Gelände des Flugplatzes eine Außenstelle des Deutschen Museums eröffnet. Diese Außenstelle wird als Flugwerft Schleißheim bezeichnet und befindet sich teilweise in den restaurierten Gebäuden aus der Zeit der königlich-bayerischen Fliegertruppe.

Mahnmal „Flucht und Vertreibung“, heute „Jugendbegegnungsstätte am Tower"

Am Flughafengelände befand sich bis 2008 das auf Initiative des Bundes der Vertriebenen errichtete und am 19. Juli 1984 in Anwesenheit von Franz Josef Strauß eingeweihte Mahnmal „Flucht und Vertreibung“. Die Gedenkstätte bestand aus dem letzten erhaltenen Pionierlandungsboot Typ 41, das 1945 zwischen Pillau und Hela Tausende Flüchtlinge über die Ostsee evakuierte, einer Gedenkmauer mit Tafeln und Glasziegel mit Erde aus zwanzig Herkunftsorten der Heimatvertriebenen sowie einem Glockenturm mit zwei Glocken von 1622 und 1652 aus der Kirche in Kiwitten im Ermland. Auf einer Bronzetafel stand: „Den Opfern der Vertreibung.“ Auf elf Erinnerungstafeln wurde unter anderem der Rolle der Wehrmacht bei der Evakuierung der Zivilbevölkerung gedacht, so stand z. B. auf der sechsten Tafel: „Soldaten der 24. Panzerdivision – vormals 1. Ostpreußische Kavalleriedivision – kämpften bis zum Untergang für ihre Heimat und für die Rettung von Flüchtlingen aus Ostpreußen.“[2][3]

Das Denkmal wurde 2008 wegen seines Zustandes entweiht und das Gelände an den Landkreis München verkauft. Nach weitgehendem Abbruch des Baubestandes wurde auf dem Gelände eine vom Kreisjugendring München-Land betriebene Jugendbegnungsstätte für den deutsch/polnischen Jugendaustausch eingerichtet. Das ehemalige "Mahnmal Flucht und Vertreibung" wurde von einer deutsch/polnischen Kommission neu geordnet. [4]

Literatur

  • Verein zur Erhaltung der historischen Flugwerft Oberschleißheim e. V. (Hrsg.): Museum Flugwerft Schleißheim. Festschrift zur Eröffnung am 12./13. September 1992, 50 S.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.stadtbezirk24.de/?Geschichte:DP_Lager_Schlei%26szlig%3Bheim_%28Feldmoching%29
  2. Website des Bundes der Vertriebenen: Mahn- und Gedenkstätten - Bayern (PDF)
  3. Ost- und Westpreußenstiftung in Bayern
  4. http://www.kjr-muenchen-land.de/ferien-amp-bildung/jugendbegegnungsstaette-am-tower.html

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