Foxconn

Foxconn
Foxconn
(Hon Hai Precision Industry Co., Ltd.)
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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN KYG365501041
Gründung 1974
Sitz Taipeh, TaiwanTaiwan Taiwan
Leitung Terry Gou
Mitarbeiter 1,2 Mio (2011)[1]
Umsatz 59,431 Mrd. USD (2008)[2]
Branche Auftragshersteller, Steckverbinder
Website www.foxconn.com

Foxconn ist der Name, unter dem das taiwanische Unternehmen Hon Hai Precision Industry Co., Ltd. (chinesisch 富士康國際控股有限公司, kurz chinesisch 富士康 Fù Shì Kāng) auf dem Markt auftritt. Das Unternehmen wurde 1974 von Terry Gou als Hersteller von Kunststoffprodukten gegründet. Seit 1991 ist das Unternehmen an der taiwanischen Börse notiert.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmensstruktur

Foxconn ist einer der größten Hersteller von Elektronik- und Computerteilen weltweit. Als Auftragshersteller produziert das Unternehmen für HP, Dell, Apple usw. Der Konzern produziert auch die Spielekonsolen Nintendo DS, Wii, Xbox 360 und die PlayStation.[3]

Foxconn gilt als Haus-und-Hof-Lieferant für Intel. Etwa 75 % der unter dem Namen Intel verkauften Mainboards werden von Foxconn gefertigt. Mit 42 Millionen verkauften Mainboards im Jahr 2005 ist man Marktführer im Bereich Mainboards. Zudem wurden 2005 mehr als 52 Millionen PC-Gehäuse verkauft. Auch damit ist man Marktführer. Weltweit ist Foxconn Nr.-1-Hersteller von Prozessorsockeln, Nr.-5-Hersteller von Konnektoren und Nr.-2-Hersteller von Kühlkörpern mit 25 % Marktanteil. 2008 erzielte Foxconn 59 Milliarden US-Dollar Umsatz.[2] Damit ist es das größte privat geführte, produzierende Unternehmen aus Taiwan. Zeitgleich ist Foxconn der größte Exporteur Chinas mit den größten ausgelieferten Stückzahlen.

Seit 2005 versucht Foxconn mit Angeboten für den Privatanwender auch im Endkundenbereich Fuß zu fassen. Zu den Produkten für den Heimanwender zählen zum Beispiel Mainboards, Barebones, Grafikkarten, Netzteile und Lüfter. In Europa werden diese unter der Marke Foxconn angeboten, in Asien als WinFast. Die Modellbezeichnungen und Ausführungen sind in der Regel jedoch identisch. Eine weitere Marke des Konzerns ist Leadtek, ein Hersteller von Grafikkarten.

Foxconn besitzt 21.000 angemeldete Patente. Über 15.000 Ingenieure in den USA, China und Taiwan arbeiten an der Entwicklung neuer Produkte.

Seit 1993 besitzt das Unternehmen Produktionsstätten auf dem chinesischen Festland, darunter in Shenzhen, Kunshan, Wuhan und Yantai. 1994 kamen Entwicklungszentren in den USA und Japan dazu, 1998 und 1999 Produktionsstätten in Großbritannien und den USA.

Fabrik Shenzhen

In China wird zusammen mit Media-Saturn, die zur Metro AG gehören, versucht, auf dem Elektronikmarkt Fuß zu fassen. Die erste Media-Markt-Filiale in China wurde unter dem Namen Wa De Cheng am 17. November 2010 in Shanghai eröffnet und ist ein Joint Venture der beiden Unternehmen. Weitere Eröffnungen sind geplant.[4]

Kritik

Seit 2006 sieht sich der Konzern scharfen Vorwürfen ausgesetzt. Vor allem die geringen Löhne und unmenschlichen Arbeitsbedingungen, die sogar zu Suiziden führten, werden kritisiert:

2006 wurden von der englischen Zeitung Mail on Sunday schwere Vorwürfe gegenüber Foxconn erhoben. So sollen bei der Fertigung des iPod unmenschliche Arbeitsbedingungen herrschen. Es wird von 15-stündigen Arbeitstagen und Monatslöhnen von 40 Euro berichtet, die deutlich unterhalb des regionalen Mindestlohns von 80 Euro liegen. Laut Spiegel Online seien 80, statt der arbeitsrechtlich erlaubten 36 Überstunden üblich, was gegen den Verhaltenskodex der Apple-Zulieferer verstoße.[5] Bemängelt wurden unter anderem auch die unfaire Behandlung der Arbeiter und der Zustand der Unterkünfte. Durch eine Besichtigung einer Delegation soll dies widerlegt worden sein.[6] Nach neuen Meldungen beträgt die übliche Arbeitszeit eines Arbeiters bei Foxconn zwölf Stunden am Tag, sechs Tage pro Woche und wird mit umgerechnet 240 Euro (inkl. Zuschlägen für Nachtarbeit und Überstunden) bezahlt, wobei die Kosten für Mahlzeiten und Übernachtung in firmeneigenen Unterkünften übernommen werden. Der psychische Druck ist enorm, da es zum Beispiel festgelegte Zeiten für den Toilettengang und ein Sprechverbot am Arbeitsplatz gibt sowie persönliche Diffamierung durch den Vorarbeiter, wenn die harten Regeln nicht eingehalten werden.[7] Außerdem müssten die rund 400.000 Arbeiter der beiden Fabriken auf engstem Raum zusammenleben. Das Verlassen des Fabrik- und Wohngeländes, das eine Einheit darstellt, sei für viele der Arbeiter nur mit einer Sondergenehmigung erlaubt.[8]

Anfang 2010 wurde das Unternehmen durch eine Serie von Suiziden erschüttert. Nach dem neunten Todesfall reagierte die Firmenleitung mit einem Brief an die Angestellten, nach dem diese sich verpflichten sollen, sich nicht selbst umzubringen oder „in einer extremen Form“ zu verletzen.[8] Bis Ende Mai des Jahres erhöhte sich die Anzahl der Toten auf elf.[9] Ein Firmenvertreter kündigte daraufhin an, die Löhne um bis zu 30 Prozent (auf 1200 Yuan, umgerechnet 143 Euro)[10] erhöhen zu wollen. Später wurde bekannt gegeben, dass die Angestellten ab dem 1. Oktober 2010 sogar das doppelte ihres bisherigen Lohns erhalten sollen. Dieser steige dann auf 2000 Yuan, also etwa 244 Euro.[11] Man hoffe, „dass die Angestellten eine positive Lebenseinstellung bekommen“.[12] Trotz dieser Maßnahmen stieg die Anzahl der Suizide bis Anfang August 2010 auf insgesamt 13 an.[13]

Im Juni 2010 wurde bekannt, dass Foxconn entweder alle oder einige der Werke in China schließen wolle, da man ausschließlich wegen der geringen Löhne nach China gegangen sei und dieser Standortvorteil im Falle der Umsetzung der angekündigten Lohnerhöhungen verloren ginge.[14] Seit dem 6. September 2010 gibt es erste Meldungen, dass Foxconn seine Produktionsstätten zumindest teilweise nach Nordamerika verlegen möchte. Dazu möchte Foxconn vollautomatisierte Fertigungen bauen, die ohne Mitarbeiter auskommen.[15]

Aufgrund der „unethischen bis illegalen“ Arbeitsbedingungen, denen 2010 mindestens 18 Suizide folgten, war Foxconn 2011 für den Public Eye Award nominiert, mit welchem Konzerne ausgezeichnet werden, welche sich laut den Initianten besonders verantwortungslos gegenüber Mensch und Umwelt verhalten. Die von Greenpeace unterstütze Preisverleihung kam 2011 zu dem Schluss, dass der psychische und physische Druck auf junge chinesische Wanderarbeiter und Studentinnen weiter bestehe.[16]

Vergleich mit nationalen Statistiken

Die Frage, ob unter den Mitarbeitern eine besonders hohe Suizidrate vorliege, wurde kontrovers diskutiert. In der Antwort auf eine Anfrage verwies Apple-Gründer Steve Jobs darauf, dass die Rate deutlich unter dem Durchschnitt in China liege und dass die Arbeitsbedingungen bei Foxconn gut seien.[17] Die Suizidrate liege sogar unter der in den USA.[18] Ein Vergleich mit amerikanischen Statistiken belegt dies.[19] Der Vorsitzende der Hoi Han Industry Group, Terry Gou, erklärte, dass 11 Suizide unter 400.000 Mitarbeitern unter dem chinesischen Durchschnitt lägen, wie ihm „von Experten mitgeteilt“ worden sei.[20] Ein Vergleich mit Statistiken der Weltgesundheitsorganisation bestätigt diese Annahme.[21] Dabei wurde kritisiert, der Vergleich mit den Daten für China insgesamt sei nicht aussagekräftig, da es sich bei den Arbeitern von Foxconn vorwiegend um junge Männer zwischen 18 und 25 handele, während die Suizidraten in China vor allem unter Frauen in ländlichen Gebieten sehr hoch seien.[22] Die neuesten verfügbaren Vergleichsdaten stammen zudem aus dem Jahr 1999. Psychologen der Staatlichen Universität Tsing Hua erklärten dazu, die Suizidrate bei Foxconn betrage 2 bis 3 Fälle auf 100.000 Personen, dies entspreche der Rate unter Universitätsstudenten und sei nicht außergewöhnlich hoch.[23]

Weblinks

 Commons: Foxconn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Foxconn to replace workers with 1 million robots in 3 years, 30. Juli 2011
  2. a b Hoover's: Financial information
  3. Public Eye Awards 2011 - Foxconn. Greenpeace Schweiz, 2011, abgerufen am 6. März 2011.
  4. Erfolgreicher Start für Media Markt in China, firmenpresse.de/Firmenpresse, 21. Mai 2010
  5. Apple-Lieferant Foxconn: "Hier herrschen Befehl und Gehorsam" Spiegel Online, 10. Mai 2011.
  6. Produktionsbedingungen von Apples iPod in der Kritik, Heise.de, 15. Juni 2006
  7. Foxconn – 12-Stunden-Schichten und Sprechverbot, golem.de, 26. Mai 2010
  8. a b Felix Lee: Skandal um Apple-Zulieferer Foxconn: Freitod verboten. In: taz.de. 26. Mai 2010, abgerufen am 4. Juni 2010.
  9. Foxconn: Elfter Selbstmord bei iPhone-Hersteller, SPIEGEL, 27. Mai 2010
  10. Foxconn erhöht Löhne um 30 Prozent, SPIEGEL vom 2. Juni 2010, abgerufen am 2. Juni 2010.
  11. Nach Selbstmordserie: Foxconn verdoppelt die Löhne
  12. Foxconn: Höhere Gehälter sollen die Suizide stoppen (nicht mehr online verfügbar), tagesschau.de, 28. Mai 2010.
  13. Foxconn sees thirteenth suicide, digitimes.com, 6. August 2010.
  14. Zdnet.de, abgerufen 12. Juni 2010
  15. N-tv.de, abgerufen 6. September 2010
  16. Public Eye Awards 2011 – Foxconn. Greenpeace Schweiz, 2011, abgerufen am 6. März 2011.
  17. Foxconn factory actually pretty nice, with swimming pools, says Apple boss Steve Jobs. News.com.au, 2. Juni 2010
  18. Foxconn suicide rate is lower than in the US, says Apple's Steve Jobs.Telegraph, 2. Juni 2010
  19. Don't Mean To Be Rude, But Suicide Rate At Apple's iPad-Maker Foxconn Is Lower Than All 50 US States (AAPL). San Francisco Chronicle, 26. Mai 2010
  20. Gou expresses sorrow, Asia One, 27. Mai 2010
  21. 1 Million Workers. 90 Million iPhones. 17 Suicides. Who’s to Blame?. Wired Magazine, 28. Februar 2011
  22. Crunching the suicide statistics at Foxconn. China Economic Review, 7. Januar 2011
  23. Foxconn suicide toll mounts. Asia Times, 22. Mai 2010

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