Franz Ziegler (Brandenburg)

Franz Ziegler (Brandenburg)

Franz Wilhelm Ziegler (* 3. Februar 1803 in Warchau bei Wusterwitz; † 1. Oktober 1876 in Berlin) war ein Politiker und Schriftsteller.

Franz Ziegler (nach Graff 1848)

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren als dreizehntes Kind eines märkischen Pastors, studierte er Jura in Halle und wurde Rechtsanwalt. Der König berief ihn 1840 auf Vorschlag der Stadtverordnetenversammlung zum Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg. Er war ein ausgezeichneter Organisator, vielleicht das größte Verwaltungstalent, das der preußische Staat zu seiner Zeit besaß. (Franz Mehring)

Als Oberbürgermeister erließ er zunächst eingehende Vorschriften für den Geschäftsgang des Magistrats und der Gemeindevertretung – zur klaren Abgrenzung der Dienstzweige und pünktlichen Erledigung der Geschäfte. Durch Straffung der Polizeigewalt stellte er die in Verwahrlosung geratene Ordnung in Stadt und Umgegend her. Mit Einrichtung einer von der Regierung verlangten Zwangsarbeitsanstalt (sog. Armenhaus) und strenger Beaufsichtigung arbeitsscheuen Gesindels leerte er die Straße von Bettlern und Dirnen. Sodann ordnete er das Kassen- und Rechnungswesen. Seine Reform der Einkommensteuer – die Stadt erhob zu diesem Zeitpunkt gleich anderen Städten zahlreiche kleine Gemeindesteuern (Aussaat-, Wiesen, Vieh- und eine abgestufte Einkommensteuer) – führte zu anhaltender Feindschaft und Denunziationen der Stadtverordneten. Aus dem Einkommen der Stadt organisierte er eine kommunale Armenpflege.

Franz Ziegler war der erste Oberbürgermeister, der die Arbeit der Stadtverwaltung durch Veröffentlichung des Kämmereietats von 1844 unter eine gewisse öffentliche Kontrolle stellte und damit die Stadtregierung der von ihr vertretenen Bevölkerung gegenüber rechenschaftspflichtig machte. Die erste öffentliche Versammlung der Stadtverordneten fand auf Betreiben Zieglers am 11. Februar 1848 im Lokal des Bürgervereins (Gems) statt, an der nunmehr auch der Magistrat als Teil der Öffentlichkeit teilnehmen konnte.[1]

Im Jahre 1848 wurde er zum Mitglied der Preußischen Nationalversammlung und 1849 der Zweiten Kammer gewählt. Kontrahent für den Wahlkreis Brandenburg war der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck. Als Mitglied der Preußischen Nationalversammlung stimmte er der Steuerverweigerung zu und wurde deshalb wegen Hochverrates und Aufruhrs angeklagt und als Einziger der am Beschluss beteiligten zu Festungshaft verurteilt sowie seines Amtes als Oberbürgermeister enthoben.

Er ließ sich nach Verbüßung der Strafe in Berlin nieder. 1864 wurde er zum Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, 1867 zum Mitglied des Norddeutschen und 1871 und 1874 des Deutschen Reichstages gewählt. Er schloss sich der Fortschrittspartei an, von deren Parteipolitik er sich nur 1866 vor Beginn des Kriegs zwischen Preußen und Österreich trennte, indem er sich in einer Rede in Breslau mit Entschiedenheit für die Wahrung von Preußens Macht und Ehre auch durch einen Krieg erklärte.

Portraits

Werke

  • Wie ist dem Handwerkerstand zu helfen? Leipzig 1850
  • Zur sozialen Reform des preußischen Abgabenwesens. Berlin 1850
  • Nondum. David, Berlin 1860 (Erzählungen, 2 Bände)
  • Landwehrmann Krille. Erzählung aus der Zeit der Befreiungskriege. Berlin 1865 (Neuauflage: Breslau: Priebatsch 1912)
  • Bettler vom Kapitol. Berlin 1869
  • Gesammelte Novellen und Briefe aus Italien. Duncker, Berlin 1872, (3 Bände)
  • Gesammelte Reden. Berlin 1879
  • Gesammelte Reden von Franz Ziegler, ehem. Mitglied des Abgeordnetenhauses u. d. Reichstages f. Breslau, Oberbürgermeister v. Brandenburg. Berlin 1882 (Herausgeber: Franziska von Béguelin)
  • Brandenburgische Novellen. Herausgegeben von Olaf Leonhardt. Golzow 2010 ISBN 978-3-8391-8249-9

Literatur

  • Ferdinand Friedrich Weichsel: Der Ziegler’sche Prozeß. Verhandlungen in der Untersuchungssache wider den Ober-Bürgermeister Ziegler vor dem Schwurgerichte zu Brandenburg. Dänsch, Magdeburg 1850
  • Karl Jaenicke: Der Volksmann Franz Ziegler. Vortrag gehalten im Breslauer Freisinnigen Volksverein „Franz Ziegler“ Glogau. Niederschlesischer Anzeiger 1895 (1 Porträt)
  • Franz Mehring: Die Lessing-Legende. Zur Geschichte und Kritik des preußischen Despotismus und der klassischen Literatur. 4. Auflage, Dietz, Stuttgart 1913, S. 37 ff.
  • Otto Tschirch: Geschichte der Chur- und Hauptstadt Brandenburg an der Havel. Elftes Buch. Wiesike, Brandenburg 1928
  • Helmut Richter: Der altpreußisch-demokratische Politiker und Erzähler Franz Ziegler (1803–1876). Ein Kapitel aus der Geschichte der Literatur der Mark Brandenburg. In: Berliner Hefte zur Geschichte des literarischen Lebens. Band 2, 1998, S. 31–64, ISSN 9049-5371
  • Beiträgen von Guido Weiß und Ferdinand Friedrich Weichsel. In: Franz Ziegler: Brandenburgische Novellen. Herausgegeben von Olaf Leonhardt. Golzow 2010 ISBN 978-3-8391-8249-9

Ehrungen

Die Franz-Ziegler-Straße in Brandenburg an der Havel trug seinen Namen. Die Straße war während der NS-Zeit umbenannt in Kaiser-Friedrich-Straße.

Weblinks

Fußnoten

  1. Otto Tschirch: Geschichte der Chur- und Hauptstadt Brandenburg an der Havel in zwei Bänden. Wiesike, Brandenburg an der Havel 1928, Elftes Buch. S. 267

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