Friedrich Adler (Künstler)

Friedrich Adler (Künstler)
Geburtshaus Friedrich Adlers in Laupheim (heute Café Hermes)
Jugendstil-Tischlampe (1900)
Schale aus Bebrit (1935)

Friedrich Adler (* 29. April 1878 in Laupheim; † 1942 im Konzentrationslager Auschwitz), ein Vertreter des Jugendstils und des Art Déco, war als Architekt, Möbelgestalter, Keramiker und vor allem durch seine Entwürfe für Metallarbeiten und Textildruck-Verfahren bekannt. Später (ab ca. 1929/30) entwarf er als einer der frühen Industrie- und Kunststoffdesigner Haushaltsgegenstände aus Phenolharzen (Phenoplaste) und Harnstoffharzen (Aminoplaste).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friedrich Adler wuchs als Sohn einer jüdischen Familie im oberschwäbischen Laupheim auf. Sein Geburtshaus in der Kapellenstraße – im Stil der Neorenaissance erbaut – beherbergt heute das Jugendstil-Café Hermes mit Friedrich Adler-Zimmer.

Er studierte von 1894−1898 an der Kunstgewerbeschule (ab 1928 Landeskunstschule) in München. 1902 absolvierte er ein weiteres Studienjahr an den neugegründeten Lehr- und Versuchsateliers für angewandte und freie Kunst (Debschitz-Schule) bei Hermann Obrist und Wilhelm von Debschitz. Dort nahm er auch von 1903–1907 seine erste Lehrtätigkeit auf. Diese setzte er dann von 1907–1933 an der Kunstgewerbeschule in Hamburg fort. Parallel leitete er von 1910–1913 vier Meisterkurse am damaligen Bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg. Seine Hamburger Tätigkeit wurde von 1914–1918 durch den Kriegsdienst als Offiziers-Stellvertreter im Ersten Weltkrieg unterbrochen. 1918 an die Kunstgewerbeschule Hamburg zurückgekehrt, wurde er dort 1927 zum Professor ernannt.

Nach seiner Entlassung bzw. Zwangspensionierung durch die Nationalsozialisten 1933 war er gezwungen, sich seinen Unterhalt durch private Tätigkeit zu verdienen. So entwarf Friedrich Adler ab ca. 1929/30 als einer der ganz frühen, nahezu vergessenen Industrie- und Kunststoffdesigner zahlreiche Haushalts-Gegenstände aus Pressstoff (Phenoplast, Aminoplast), u. a. für die Bebrit-Werke in Bebra. Von 1934–1941 war es ihm möglich, zusätzlich als privater Kunstgewerbelehrer jüdische Schüler im Rahmen des Jüdischen Kulturbundes zu unterrichten. Hier konnte er auch Vorträge halten und Ausstellungen organisieren.

Am 11. Juli 1942 wurde er ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert, bei der Selektion als nicht arbeitsfähig eingestuft und kurze Zeit später ermordet.

Friedrich Adlers außerordentlich vielfältiges Werk umfasst Entwurfstätigkeiten für Architektur (Sakralbauten), Bildhauerei (Bauornamentik, Grabmäler), Glasfenster, Möbel- und Innenarchitektur, Metallarbeiten (Haushaltsgegenstände, Schmuck, Sakralkunst), Keramik, Textilien (Knüpf- und Stickmuster, Textildruck), Arbeiten in Holz, Elfenbein und Serpentin und Überfanggläser. Er lieferte Entwurfsarbeiten für über 50 kunstgewerbliche Betriebe, unter anderem für die Silberwarenfabrik P. Bruckmann & Söhne in Heilbronn, die Metallwarenfabrik für Kleinkunst „Osiris“ von Walter Scherf und die Kunstgewerbliche Metallwarenfabrik „Orion“ von Georg Friedrich Schmitt, beide in Nürnberg.

Einem breiten Publikum erschloss sich ab 1994 Friedrich Adlers Kunst mit der Ausstellung „Friedrich Adler - zwischen Jugendstil und Art Déco“ mit den Stationen Münchner Stadtmuseum, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Grassi-Museum Leipzig, Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, Museum Zons-Burg Friedestrom, Maurice Spertus Museum of Judaica in Chicago und Städtische Galerie Schranne in Laupheim.

Ehrungen

  • In seiner Heimatstadt Laupheim weist seit 1989 eine Bronzetafel auf sein Geburtshaus hin. Die dortige Realschule trägt seinen Namen: Friedrich-Adler-Realschule (FARS).
Stolperstein vor der Hochschule für bildende Künste in Hamburg
  • An der Hochschule für Bildende Künst in Hamburg, der früheren Staatlichen Kunstgewerbeschule, wurde 1989 eine Gedenktafel angebracht mit dem Text: „Hier - im heutigen Gebäude der Hochschule für Bildende Künste - lehrte von 1913 (richtig 1907!) - 1933 Friedrich Adler, geb. 1878 in Laupheim. 1922 wurde er hier zum Professor ernannt. Er war auf vielfältige Weise künstlerisch tätig. Als Lehrer war er ungewöhnlich beliebt. 1933 wurde er von den Nazis zwangspensioniert. Er durfte nur noch jüdische Schüler unterrichten. Am 11.7.1942 wurde er nach Auschwitz deportiert.“ Und darunter das Zitat:„... unser Leben wäre armselig, wenn uns nicht die Einbildungskraft, die Phantasie eingeboren wäre.“ (Aus einem Aufsatz F. Adlers aus dem Jahre 1937).
  • Des Weiteren erinnert ein Stolperstein im Bürgersteig vor der Haupttreppe der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg an Friedrich Adler.

Literatur

Weblinks


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