Friedrich II. von Hahn

Friedrich II. von Hahn

Friedrich II. Graf von Hahn, bis 1802: Friedrich II. Hahn (* 27. Juli 1742 in Neuhaus, Holstein; † 9. Oktober 1805 in Remplin, Mecklenburg) war ein deutscher Großgrundbesitzer, Naturphilosoph und Astronom.

Leben

Friedrich Hahn (von Hahn erst seit der Grafung) entstammte einem uradeligen Geschlecht aus Mecklenburg, das seit 1337 in Basedow ansässig war und zu den größten Grundbesitzern des Landes zählte. Er wurde auf Gut Neuhaus in Holstein geboren, wo sein Vater umfangreichen Grundbesitz erworben hatte und verlebte seine erste Lebenshälfte ebenfalls in Holstein. Friedrich studierte von 1760 bis 1763 Naturwissenschaften, Mathematik und Astronomie in Kiel. In dieser Zeit lernte er Johann Gottfried Herder kennen, mit dem ihn eine Freundschaft verband und der er später großzügig finanziell unterstützt. Herder widmete ihm später sein Gedicht „Orion“.

1772 starb Hahns Vater. Da sein älterer Bruder Ludwig Kay bei einem Duell getötet wurde und sein jüngerer Bruder Detlef entmündigt war, wurde Friedrich de facto Haupterbe und einziger Sachwalter der umfangreichen Familiengüter. Als 1779 mit seinem Vetter Claus Ludwig Hahn die Rempliner Linie der Hahns ausstarb, erbten Friedrich und sein Bruder das Gut Remplin, das sich seit 1405 im Familienbesitz befand, und zahlreiche weitere Güter in Mecklenburg. Zugleich erbte Friedrich Hahn das Amt des Erblandmarschalls der Herrschaft Stargard. Er verlegte seinen Wohnsitz nach Remplin, modernisierte hier die Landwirtschaft, ließ Herrenhäuser bauen und mehrere Glashütten errichten. In neuerbauten Gewächshäusern in Remplin ließ er exotische Früchte und Blumen ziehen. Nach weiteren Gutskäufen besaß er am Ende seines Lebens 60 Güter mit zahlreichem Zubehör in Holstein, Mecklenburg und der Wetterau und war damit nach den Landesherren der reichste Grundbesitzer, den es jemals in Mecklenburg gegeben hat. Er veranlasste auch außerhalb von Remplin umfangreiche Bautätigkeiten, so geht der Neubau des Schlosses in Faulenrost, des von seinem Sohn Carl genutzten Guts Tressow und des von dem anderen Sohn Ferdinand bewohnten Guts Grabowhöfe auf ihn zurück, außerdem Modernisierungsarbeiten am Schloss Basedow, die Renovierung der Kirche Basedow und der Neubau des Kirchturms in Bristow.

Der aufgeklärte Humanist Hahn hielt sich selbst weitgehend vom öffentlichen Leben und vom Hofleben fern. Er war von bescheidenem Wesen. Äußerlich wird er als unscheinbar und von schwächlicher, etwas verwachsener Statur beschrieben. Bei seinen Untertanen stand er in hohem Ansehen, da er einheitliche Löhne festsetzte und Schulen auf seinen holsteinischen Besitztümern bauen ließ. Er stockte das Kapital einer „Milde-Stiftung für hilfsbedürftige Personen des weiblichen Geschlechts“ auf.

In den ersten Jahren betätigte er sich selbst nicht wissenschaftlich. Er unterhielt Briefwechsel mit Herder, dem Astronomen Johann Elert Bode und dem dänischen Staats- und Außenminister Graf von Bernstorff. Darüber hinaus förderte er junge Gelehrte, Dichter, wie Johann Hinrich Thomsen, und wissenschaftliche Unternehmungen. Moses Mendelssohn beschreibt ihn als den geistreichsten Mann, der ihm je begegnet sei.

Im Park des Rempliner Schlosses errichtete Hahn um 1792/93 eine eigene Sternwarte und stattete sie großzügig mit Instrumenten aus. Die Sternwarte Remplin verfügte seinerzeit über Spiegelteleskope, die zu den größten Europas gehörten. Die Spiegel waren von Wilhelm Herschel hergestellt worden. Die Ergebnisse seiner Beobachtungen der Mondoberfläche, der Planeten, der Sonne und nebliger Objekte fasste er in 17 Veröffentlichungen zusammen. 1800 entdeckte er den Zentralstern im planetarischen Nebel M57, dem Ringnebel im Sternbild Leier. Der Bau gilt nach der Mannheimer Sternwarte als zweitältestes erhaltenes Sternwartengebäude in Deutschland und als eine der ältesten belegbaren Sternwarten in Mecklenburg. Der Sternwartenturm, von dem nur noch eine Ruine stand, wurde in den letzten Jahrzehnten durch einen Förderverein rekonstruiert und mit einer Kuppel versehen.

In Remplin besaß Hahn ebenfalls eine Bibliothek mit 12 000 Bänden, unterhielt eine eigene Musikkapelle. Zu Hahns Gästen in Remplin gehörten die spätere Königin Luise von Preußen und ihr Gemahl, außerdem Johann Friedrich Zöllner, der seinen Aufenthalt und die Hahnsche Sternwarte und Bibliothek in einer Reisebeschreibung von 1795 beschrieben hat.

Am 7. September 1802 wurde Hahn in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben. 1805 verstarb er im Alter von 53 Jahren und fand in einer Familiengruft vor dem Hauptaltar der Kirche Basedow seine letzte Ruhe.

Nachruhm

An seinem Lebensende hatte Friedrich den Grundbesitz seines Geschlechts beträchtlich erhöht und in eine Größerordnung gebracht, wie sie niemals zuvor und niemals wieder erreicht wurde. Seine Söhne Ferdinand (1779-1805) und Karl (1782-1857) führten die gräfliche Linie in den Stämmen Basedow und Remplin fort. Der jüngere Sohn Karl von Hahn auf Remplin – wegen seiner Leidenschaft für das Theater als „Theatergraf“ bekannt – brachte jedoch binnen weniger Jahre einen Großteil des väterlichen Erbes durch. Im großen Hahnschen Güterkonkurs kamen 1816 viele, bisweilen jahrhundertealte Besitzungen der Hahns in andere Hände, darunter auch das Gut Remplin. Friedrichs Enkelin Ida von Hahn-Hahn wurde Schriftstellerin und Ordensgründerin.

Ein Porträt des Grafen ist nicht bekannt, seine Porträtbüste lange verschollen, sein Grab heute kaum noch bemerkbar. Die wissenschaftlichen Instrumente wurden von seinen Nachkommen verkauft, ein Teil davon diente der Sternwarte Königsberg als Erstausstattung. Seine wertvolle Bibliothek wurde in den Jahrzehnten seit Friedrichs Tod mehrfach an andere Orte verbracht und ist heute nicht mehr auffindbar, nachdem Flüchtlinge nach Kriegsende in Basedow mit Büchern des Grafen die Öfen heizten. Jedoch erinnert bis heute ein Mondkrater namens Hahn an den großen deutschen Astronomen aus Mecklenburg.

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