Friedrich Leopold Graf von Stolberg

Friedrich Leopold Graf von Stolberg

Graf Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg (* 7. November 1750 in Bramstedt, Holstein, damals unter dänischer Regierung; † 5. Dezember 1819 auf Gut Sondermühlen bei Osnabrück) war ein deutscher Dichter, Übersetzer und Jurist.

Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg

Seine revolutionär-pathetischen Gedichte werden zum Sturm und Drang gezählt. Er schrieb Oden, Balladen, Satiren, Reisebeschreibungen und Dramen. Bekannt sind seine Homer- und Ossianübersetzungen.

Zunächst mit Johann Wolfgang von Goethe befreundet, mit dem er die Schweiz bereiste, wurde er langfristig eher von den religiösen Gruppen um Friedrich Gottlieb Klopstock, Matthias Claudius, Friedrich Heinrich Jacobi, Johann Gottfried von Herder und dem Münsterschen Kreis beeinflusst. Von 1806 bis 1818 schrieb er eine 15bändige Geschichte der Religion Jesu Christi.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friedrich Leopold wurde als zweiter Sohn des Grafen Christian Günther zu Stolberg-Stolberg und dessen Ehefrau Christiane geb. Gräfin zu Castell-Remlingen geboren. Er wuchs in Kopenhagen auf, wo sein Vater Oberkammerherr war. Nach dessen frühem Tod übernahm der mit der Familie befreundete Klopstock seine Erziehung.

Zusammen mit seinem Bruder Christian zu Stolberg-Stolberg studierte Stolberg Rechtswissenschaften in Halle. Später wechselten die Brüder nach Göttingen, wo sie mit ihrem Hofmeister Carl Christian Clauswitz am 19. Dezember 1772 in den Dichterbund Göttinger Hain aufgenommen wurden. Gemeinsam unternahmen sie ausgedehnte Bildungsreisen durch Deutschland und die Schweiz.

Stolberg wurde wie sein Bruder Christian am 11. Mai 1774 in der Hamburger Freimaurer-Loge Zu den drei Rosen aufgenommen und dort am 21. April 1775 zum Meister erhoben. In Berlin soll er in höhere Stufen der Großen Landesloge aufgenommen worden sein. Möglicherweise war er auch Illuminat. Er zog sich wenig später vom Freimaurerbund zurück, weil er seinen Ansprüchen nicht genügte.

Von 1777 bis 1780 war Friedrich Leopold Gesandter des Fürstbischofs von Lübeck in Kopenhagen. 1789 wurde er dänischer Gesandter in Berlin und von 1791 bis 1800 Präsident der fürstbischöflichen Kollegien in Eutin.

In den 1790er Jahren stand er dem konservativen Emkendorfer Kreis nahe. Im Streit um die von der Aufklärungstheologie geprägten Agende des Generalsuperindendenten Jacob Georg Christian Adler tat er sich 1798 durch eine anonyme Schrift, die zunächst Matthias Claudius zugerechnet wurde, als deren Gegner hervor. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits Anschluss an den Münsterschen Kreis um die Fürstin Amalie von Gallitzin und Franz von Fürstenberg gefunden. Anfang 1800 legte er seine öffentlichen Ämter nieder und übersiedelte nach Münster. Dort traten er, seine zweite Frau Sophie und seine Kinder - mit Ausnahme der Tochter Marie Agnes aus 1. Ehe, die mit ihrem Cousin Ferdinand zu Stolberg-Wernigerode verlobt war - am 1. Februar 1800 zur katholischen Kirche über, womit er bei den Grafen zu Stolberg und im protestantischen Deutschland für sehr großes Aufsehen sorgte. Noch neunzehn Jahre später nahm Johann Heinrich Voß, ein Göttinger Studienfreund Stolbergs, diese Konversion zum Anlass für seine polemische Schrift Wie ward Fritz Stolberg ein Unfreier?.

Familie

Seine Schwestern Henriette (1747-1782) und Augusta waren nacheinander mit dem dänischen Außenminister Andreas Peter von Bernstorff verheiratet.

Am 11. Juni 1782 heiratete er Henriette Eleonore Agnes, die Tochter des Adam Levon von Witzleben. Nach deren frühzeitigen Tod am 15. November 1788 vermählte er sich am 15. Februar 1790 mit Gräfin Sophie Charlotte Elonore von Redern.

Er hatte folgende Kinder:

  • 1. Ehe:
    • Christian Ernst (1783-1846)
    • Marie Agnes zu Stolberg-Wernigerode (1785-1848)
    • Andreas Otto Henning (1786-1863)
    • Henriette Luise von Hardenberg (1788-1868)
  • 2. Ehe:
    • Julie Agnes Emilie von Korff-Schmising-Kerßenbrock (1790-1836)
    • Sibylle Johanna Amalie (*/† 1792)
    • Johann Franz Leo (1793-1794)
    • Franz Bernhard Leo (*/† 1795)
    • Christian Franz Leo (1796-1815)
    • Johann Peter Cajus (1797-1874)
    • Alfred Ferdinand (1800-1834)
    • Franz Bernhard (1802-1815)
    • Bernhard Joseph (1803-1859)
    • Joseph Theodor (1804-1859)
    • Maria Theresia Amalie von Robiano-Borsbeck (1805-1843)
    • Marie Amalie Pauline Clementine von Robiano-Borsbeck (1807-1880)
    • Marie Sophie Pauline von Ketteler (* 1810)

Werke

Heinrich Christian Boie veröffentlichte 1783 die Gedichtsammlung der Brüder Friedrich Leopold und Christian unter dem Titel: Gedichte der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg, herausgegeben von Heinrich Christian Boie, Carlsruhe bey Christian Gottlieb Schmieder 1783.

Friedrich Leopold schrieb Oden, Balladen, Satiren, Reisebeschreibungen und Dramen, darunter 1784 die Tragödie Timoleon und 1788 die Novelle Die Insel. 1794 beschrieb er seine Reisen in Deutschland, der Schweiz, Italien und Sizilien in den Jahren 1791 und 1792. Friedrich Christoph Perthes, ein Schwiegersohn von Matthias Claudius, veröffentlichte mehrere dieser Schriften.

Er übersetzte die Ilias (1778), Plato (1796-1797), Aischylos (1802) und Ossian (1806). Im Jahre 1815 veröffentlichte er das Leben Alfreds des Grossen und in den Jahren 1806 bis 1818 eine 15bändige Geschichte der Religion Jesu Christi, dazu 2 Registerbände. Sein Büchlein der Liebe und seine Antwort auf ein Pamphlet von Johann Heinrich Voß Kurze Abfertigung der langen Schmähschrift des Herrn Hofraths Voß erschienen erst nach seinem Tode.

Einige seiner Gedichte wurden von Franz Schubert vertont: Morgenlied, Abendlied, An die Natur, Auf dem Wasser zu Singen, Lied, Stimme der Liebe, Daphne am Bach, Lied in der Abwesenheit, Romanzo.

Literatur

  • Jenny Lagaude: Die Konversion des Friedrich Leopold Graf zu Stolberg. Motive und Reaktionen. Ed. Kirchhof & Franke, Leipzig–Berlin 2006, ISBN 3-933816-30-0.

Weblinks


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