- Friedrichsfelder Kiez
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Alt-Friedrichsfelde ist ein Quartier im Berliner Bezirk Lichtenberg und gilt als historischer Kern des Ortsteiles Berlin-Friedrichsfelde. Bemerkenswert viele Bauten aus der Zeit um 1900 sind erhalten bzw. rekonstruiert und unter Denkmalschutz gestellt.
Abgrenzung
Eine genaue Angabe über die Begrenzung dieses Quartiers gibt es nicht. Wenn man jedoch alle Daten und die Informationen des Bezirksamtes zugrunde legt, gelten etwa folgende Grenzen: nördlich der Straßenzug Alt-Friedrichsfelde (B 1/B 5), östlich die Eisenbahnstrecke des Berliner Außenrings, südlich der Tränkegraben bzw. der Tierpark, westlich der Straßenzug Volkrad-/Robert-Uhrig-Straße (Anschluss an den Weitlingkiez).
Der Anger – historischer Mittelpunkt von Friedrichsfelde
Als typisches Angerdorf entwickelte sich Friedrichsfelde durch Zuzug von Familien aus dem Gebiet Niederrhein, Fläming und Westfalen bereits im 13. Jahrhundert. Urkundlich wurde es erstmalig 1265 erwähnt.
Ursprünglicher Mittelpunkt des Angers ist die Dorfkirche Friedrichsfelde (der heutige Bau ist der dritte), dann stehen dort eine Preußensäule [1] aus dem Jahre 1876 und ein Kriegerdenkmal [2] für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus dem Jahre 1922. Das Denkmal wurde 1991 nach einem Entwurf des Künstlers Thié durch die Bildhauer-Sozietät Schulz restauriert.
Alfred-Kowalke-Straße
Dies ist die ursprüngliche Hauptstraße des Dorfes, die in Ost-West-Richtung verläuft. Zu Beginn ihrer intensiven Bebauung am Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie Wilhelmstraße genannt. Am 14. Januar 1976 erhielt sie den heutigen Namen, mit dem der 1944 hingerichtete Widerstandskämpfer Alfred Kowalke geehrt wird. Folgende historische Häuser sind erhalten und stehen teilweise in der Berliner Denkmalliste:[3]
- Nummern 3/4: Laborgebäude des Instituts für vergleichende Pathologie. Nach Vorlage durch den Architekten Karl in den Jahren 1957–1960 im Auftrag der Akademie der Wissenschaften der DDR gebaut.[4]
- Nummer 16: Mietshaus von 1880[5]
- Nummer 17: Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, direkt hinter dem Tierparkgelände
- Nummer 30: An der Stelle des heutige Geschäftshauses an der Ecke Am Tierpark (dahinter die frühere Gemeindeschule, siehe unten) befand sich im 18. Jahrhundert der Dorf-Kirchhof auf dem Anger. Im 20. Jahrhundert wurde der Anger verkürzt und dieses L-förmige kompakte Gebäude errichtet, das bis circa 1980 als Gefängnis diente.
- Nummer 34: Inspektorenwohnhaus (Bauernhaus): 1834 gebaut von der Gutsbesitzerfamilie Treskow, in den 1960er-Jahren nach alten Vorlagen rekonstruiert[6]
- Nummern 35 und 38: Mietshauser und Gaststätten von 1880[7][8]
- Nummer 39: Bauernhaus um 1880 errichtet[9]
- Nummer 40a: Mietshaus um 1880 errichtet[10]
- Nummern 41/42: Mietshäuser 1890 gebaut[11][12]
Ehemalige Schulen in der Umgebung
Am Beginn des Ausbaus des Dorfes Friedrichsfelde durch Errichtung von Fabriken und dem erfolgten Zuzug von Personen mussten auch entsprechende kommunale Einrichtungen, vor allem Schulen, gebaut werden. So kam es um die Wende zum 20. Jahrhundert zum Bau von zwei Schulgebäuden: zum einen die Schule an der Rummelsburger Straße 3, die 1893 fertiggestellt und als Knabengymnasium eingeweiht worden war (gegenüber vom U-Bahnhof Friedrichsfelde, am westlichen Ausläufer des Angers) mit einer hofseitig gelegenen Turnhalle, und zum anderen eine Gemeindeschule (an der Ecke Am Tierpark 29/Alfred-Kowalke-Straße 30, dem östlichen Bereich des Angers). Die Turnhalle des ehemaligen Gymnasiums, das heute die „Evangelische Schule Lichtenberg“ ist, und die frühere Gemeindeschule (Erstbau 1870, um 1900 erster Umbau, um 1920 zweiter Umbau) stehen komplett unter Denkmalschutz.[13] [14]
Nur ein Gebäudeteil der Schule wird als „Kontaktlehrerzentrum“ und als „Schulpsychologisches Beratungszentrum“ des Berliner Senats genutzt; die hinteren Gebäudeteile stehen leer und sind oder werden auch nicht saniert. Statt einer – im Zweiten Weltkrieg zerstörten – Turnhalle wurde in den 1960er-Jahren ein einfacher rechteckiger Neubau direkt an die Schule in der Alfred-Kowalke-Straße seitlich angebaut.
Für die Turnhalle des früheren Gymnasiums gibt es seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts Nutzungskonzepte und Vorstellungen über die Sanierungskosten. Z. B. werden für die Halle, die auch als Café umgenutzt werden könnte, rund 615.000 Euro geschätzt. Würden Schule und angrenzende Freiflächen saniert und umgebaut, müssten etwa fünf Millionen Euro bereitgestellt werden.[15] Seitdem hat das Bezirksamt keinerlei Projekte veröffentlicht oder gar in Angriff genommen.(Stand Mai 2009)
Umgebung des U-Bahnhofes Friedrichsfelde
Am westlichen Ausläufer des ehemaligen Dorfangers, direkt an der Straßenkreuzung Alfred-Kowalke-, Rummelsburger, Margarethen- und Einbecker Straße befindet sich die frühere Endstation der U-Bahnlinie 5, der U-Bahnhof Friedrichsfelde. In Fortsetzung der unterirdischen Trasse führt ein Tunnel nach Süden aufwärts zur Betriebswerkstatt der BVG. Bis zur Verlängerung dieser Linie befanden sich die Werkstattanlagen inmitten von Gärten bzw. Feldern. Vor der Neubebauung zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es in diesem Bereich eine kleinere, im holländischen Stil angelegte Parkanlage, die dem Seidenhändler Orelly gehörte. Ein Teil des Geländes gehörte zu DDR-Zeiten dem Institut für Wirkstoffforschung, das hier Pflanzenanbau betrieb.
In der Einbecker Straße 118, am U-Bahnausgang wurde vor 1930 ein kleines Kino an ein größeres Mietshaus angebaut („Schloß-Lichtspiele“) und von den Bewohnern genutzt. Das Kino musste wegen Baufälligkeit vor 1980 geschlossen werden. Nach 1967 projektierte das Entwurfsbüro für Hochbau I kleinere Ladengebäude im Umfeld des U-Bahnhofs, die dann gebaut und gern genutzt wurden.
Östlich von der U-Bahnstation, an der Kurzen Straße, steht der Nachfolgebau der 1906 eingeweihten katholischen Kirche Zum Guten Hirten.
Als in Alt-Friedrichsfelde ab 1965 neue drei- bis viergeschossige Wohnbauten errichtet wurden, baute man parallel weitere Schulen und Kindertagesstätten. Das Stadtteilkonzept gibt rund zehn Schulbauten und sieben Kindertagesstätten in Alt-Friedrichsfelde an (Stand Ende 2001). Gärtnereiflächen und Felder mussten dafür weichen; die Straßenführung der Massower Straße, die vormals die Schloßstraße kreuzte, wurde geändert.
Ostseite des ehemaligen Angers
Hier grenzt an die Alfred-Kowalke-Straße der heutige Tierpark Berlin, der im 17. Jahrhundert als Schlosspark durch Benjamin Raule angelegt und später durch die Gutsherrenfamilie von Treskow genutzt wurde; Fundamentreste der alten Schlossmauer sind noch erkennbar. Am Zaun des Tierparks an der Alfred-Kowalke-Straße steht eine bemooste Sandsteinfigur, die den griechischen Hirten- und Waldgott Pan darstellt. Diese Skulptur stand nach ihrer Herstellung durch den Künstler Karl-Günter Möpert im Jahre 1990 zunächst vor einer Gaststätte gegenüber, wurde nun aber umgesetzt.
Hinter dem Schulkomplex schlossen sich Gärten und Felder an; erst ab 1970 erfolgte eine Bebauung. Heute sind von den Neubauten die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, das Landesamt für Statistik sowie weitere Verwaltungseinheiten erwähnenswert.
Entlang der Straße am Tierpark
Südlich der Kreuzung Alfred-Kowalke-Straße/Am Tierpark gelangt man an einigen Wohnhäusern etwa aus den 1930er-Jahren vorbei, in dem wohlhabende Friedrichsfelder Bürger logierten, zum Haupteingang des Tierparks. Vor dem Ausbau des Hans-Loch-Viertels befanden sich bis hin zum Gregoroviusweg auf der westlichen Straßenseite Gärtnereianlagen und Getreidefelder.
Weiter südlich gibt es eine kleine Siedlung rund um den Criegernweg, die um 1920 auf einer Teilfläche des Treskow'schen Schlossparks für die Bediensteten errichtet wurde und überwiegend mit Ein- oder Zweifamilienhäusern bebaut ist. Die wenigen kurzen Straßen, zuvor lediglich durch Nummern unterschieden, wurden 1936 nach Personen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte und der Familie Treskow benannt.[16] Direkt zur Straße Am Tierpark ist der Criegernweg von zwei U-förmig gebauten Mietsblöcken flankiert, die die Namen „Eichenhof“ und „Lindenhof“ tragen.
Auf dieser Straßenseite folgt dann anschließend das „Bärenschaufenster“, ein Freigehege für die Braunbären, das erst nach offizieller Eröffnung des Tierparks angelegt wurde, sowie der zweite Eingang zum Tierpark.
Bereich Sewanstraße
Ganz im Süden, schon außerhalb von Alt-Friedrichsfelde, befindet sich die nach 1960 errichtete Neubau-Siedlung, die nach ihrer wichtigsten Straße Hans-Loch-Viertel genannt wurde. Ihre Ausläufer, die mit einem Marktgelände abschließen, führen bis an den südlichen Bereich des Tierparks heran, an dem es den U-Bahnhof Tierpark und das Bärenschaufenster gibt. Ein kleiner Bereich wurde nach einigen Diskussionen, die es um den ersten Direktor des Tierparks Heinrich Dathe gab, im Jahr 2005 durch die Benennung einer Straße und eines Platzes aufgewertet, es gibt nun eine Dathepromenade und einen Datheplatz.
Ebenfalls erwähnenswert ist die Splanemann-Siedlung, die zwischen Sewanstraße und der Eisenbahntrasse liegt.
Literatur
- Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Berlin II; Seiten 209–218
- Jan Feustel: Spaziergänge in Lichtenberg, „Berlinische Reminiszenzen“ Nr. 75, Verlag Haude und Spener, Berlin, 1996, ISBN 3-7759-0409-3
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Preußensäule von 1876
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Kriegerdenkmal neben der Kirche von 1922
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Ensemble am Dorfanger Friedrichsfelde
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Alfred-Kowalke-Straße 3/4
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Alfred-Kowalke-Straße 16
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Alfred-Kowalke-Straße 34
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Alfred-Kowalke-Straße 35
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Alfred-Kowalke-Straße 35
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Alfred-Kowalke-Straße 39
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Alfred-Kowalke-Straße 40a
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Alfred-Kowalke-Straße 41
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Alfred-Kowalke-Straße 42
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: Turnhalle Rummelsburger Straße 3
- ↑ Berliner Landesdenkmalliste: ehemalige Gemeindeschule
- ↑ Konzeption eines Stadtteilprojektes aus dem Jahre 2002
- ↑ Information des Luisenstädtischen Bildungsvereins über den „Criegernweg“
52.513.483333333333Koordinaten: 52° 30′ 0″ N, 13° 29′ 0″ O
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