Fritz Linder

Fritz Linder

Fritz Linder (* 3. Januar 1912 in Breslau, heute Wrocław; † 10. September 1994 in Heidelberg) war Arzt, Chirurg und Hochschullehrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fritz Linder war der Sohn des letzten Direktors des Maria-Magdalenen-Gymnasiums in Breslau (1926–1945), Konrad Linder. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium unter der Leitung seines Vaters studierte er von 1930 bis 1935 Medizin an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Bristol (England) und Breslau. Linder war begeisterter Leichtathlet, der mit seinen Leistungen auch bei den englischen Studentenmeisterschaften in Wembley auffiel. 1936 promovierte er an der Breslauer Universität. 1938 begann er dort unter Professor Karl Heinrich Bauer seine chirurgische Spezialausbildung. Als Chirurg an einem Feldlazarett an der Ostfront wurde Linder schwer verwundet. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte er seinem Lehrmeister Professor Bauer nach Heidelberg. 1951 wurde er auf den neu errichteten Lehrstuhl für Chirurgie an die Freie Universität Berlin berufen.

Leistungen

Linder trug wesentlich dazu bei, dass die 1948 in West-Berlin gegründete Freie Universität eine eigene medizinische Fakultät bekam. Das Stadtkrankenhaus in Berlin-Westend machte er zur Keimzelle der Berliner Universitätskliniken. Durch enge Kontakte mit der anglo-amerikanischen Medizin konnte er hier ein operatives Herz- und Gefäßzentrum aufbauen, das bereits 1958 über eine Herz-Lungen-Maschine verfügte. Weitere Arbeitsgebiete von Linder waren unter anderem spezielle operable Erkrankungen der Brust und der Bauchhöhle.

1962 bis 1981 wirkte Fritz Linder als ordentlicher Professor an der Universität Heidelberg und als Direktor der dortigen Chirurgischen Universitätsklinik. Über viele Jahre leitete er das Tumorzentrum Heidelberg / Mannheim. In der Herzchirurgie hat er intensiv mit dem Herz-Zentrum in Los Angeles unter der Leitung von Prof. Bill Longmeyer zusammengearbeitet. 1972 wurde Linder Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und 1973 bis 1975 war er Präsident der Internationalen Chirurgischen Gesellschaft (ISS/SIC). 1979 übernahm er das Amt des Präsidenten der Deutschen Krebsgesellschaft.

Fritz Linder, längere Zeit auch Gastprofessor in den USA und in England, war Ehrenmitglied von 30 nationalen und internationalen Fachvereinigungen. Nach seiner Emeritierung im Jahr 1981 erhielt der mehrfache Ehrendoktor 1982 die Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft. Zur Ruhe setzte er sich erst, als die Spätfolgen seiner Kriegsverletzung ihn dazu zwangen. Linder hat über 270 Fachveröffentlichungen verfasst. Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie verleiht alljährlich den Fritz-Linder-Forumpreis.

Veröffentlichungen

Literatur

  • Wolfgang Merk: Geschichte und wissenschaftliche Ergebnisse der Chirurgischen Klinik des Krankenhauses Westend in der Ära Prof. Dr. Fritz Linder. Berlin 1983
  • Albrecht Encke (Hrsg.): Aktuelle chirurgische Onkologie. Festschrift zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. med. habil. mult. Fritz Linder
  • O. Eitner (Hrsg.): Das Gymnasium St. Maria-Magdalena zu Breslau. Bad Honnef 2003

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