Further Drachenstich

Further Drachenstich
Bild vom gestochenen Drachen

Der Further Drachenstich in Furth im Wald in der Oberpfalz gilt als ältestes Volksschauspiel Deutschlands. Als Drachenstich wird dabei allgemein das Töten eines Drachens bezeichnet. Lokal verbreitet ist die Bezeichnung in vielen Regionen in Süddeutschland und Österreich mit regionalen Drachensagen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprünglich war der Drachenstich in Furth im Wald Teil der Fronleichnams-Prozession. Aus dem Jahr 1590 ist die Meldung erhalten, dass ein Bürger beim „Umgang“ der Prozession in Rüstung mitgegangen ist. Es ist anzunehmen, dass der „Kampf des Guten gegen das Böse“, wie wir es bei der Geschichte des beliebten Heiligen Georg erleben, Vorbild für diese Tradition war.

Der Zusammenhang zwischen Fronleichnamsprozession und Volksbrauchtum führte im Laufe der Jahre mehrmals zur Kritik von Kirche und Obrigkeit. Diese Kritik oder auch Verbote wurden von den Bürgern oft ignoriert oder umgangen – zum Beispiel mit dem Hinweis, dass in anderen Orten, wie beispielsweise München, ebenfalls Drachen mitgeführt und anschließend gestochen worden seien. Auch der Hinweis auf die Armut der Menschen an der Grenze, dass der Drachenstich „viel Volk“ von beiderseits der Grenze anlockte, war ein wichtiger ökonomischer Grund. 1887 schließlich wurde der Drachenstich auf einen Sommertermin gelegt, die Fronleichnamsprozession musste auf den Drachen „verzichten“. Dafür wurde ein großer historischer Festzug installiert und ein Festspiel, wo der ewige Kampf des Guten gegen das Böse in ein Schauspiel eingebunden wurde. Die Drachenstich-Festspiele finden jedes Jahr vom 2. bis 3. Sonntag im August statt. Seit 2007 wird eine Neufassung des Schauspiels gespielt. .

Der Further Drachenstich heute

Im Jahr 1951 schrieb Josef Martin Bauer eine Neufassung des Schauspiels um die Tötung des Drachens, die nun als historischen Hintergrund die Hussitenkriege ausmalt und im Jahr 1431 spielt. In dieser Version wird der Drache zu einem Symbol für die Schrecken des Krieges im Grenzland um Furth herum. Held und Drachentöter ist der Fahnenträger Udo, der seine Burgfrau rettet.

Das Spektakel wird alljährlich in Furth in mehreren Aufführungen während der Festwoche aufgeführt, die traditionell in der zweiten August-Woche beginnt. Mit weit über tausend Mitwirkenden in Original-Kostümen und über 250 Pferden ist der Festumzug ein Hauptereignis, in dem die Geschichte der Stadt von der ersten urkundlichen Erwähnung (1086) bis zum 18. Jahrhundert dargestellt wird. Neben dem Schauspiel und dem Festumzug haben sich mittlerweile noch weitere Feste um das Ereignis gruppiert, wie das historische Lager und Turnier „Cave Gladium“ oder ein Kinderfest. Auch beherbergt Furth ein Drachenmuseum.

Im Jahr 2000 wurde der Drachenstich von den Further Akteuren ausnahmsweise auch beim Fest der Bayern in Regensburg aufgeführt. Bei diesem Fest handelte es sich um den Höhepunkt der offiziellen bayerischen Veranstaltungen zur Jahrtausendwende mit Mitwirkenden aus dem gesamten Freistaat.

2006 wurde neben dem alten Stück von Josef Martin Bauer eine neue Version aus der Feder des Regisseurs Alexander Etzel-Ragusa uraufgeführt. Die Zahl der Aufführungen steigt von 8 auf 10. Ab 2007 wird ausschließlich die neue Fassung aufgeführt. Das neue Stück soll der politischen Entwicklung (Zusammenbruch des Ostblocks) Tribut zollen und den Charakteren bzw. der Geschichte zur Zeit der Hussitenkriege mehr Raum geben.

Tradinno

Tradinno beim Transport

Am 15. Juli 2006 wurde bekanntgegeben, dass die Finanzierung eines neuen Drachens gesichert ist. In neun Jahren Planungs- und Bauzeit entstand in der Firma Zollner Elektronik in Zandt ein 15,5 Meter langer, 4,5 Meter hoher und 11 Tonnen schwerer Laufroboter. Die Kosten betrugen 2,3 Millionen Euro. Er wurde am 2. Juli 2010 fertiggestellt. Etwa 10.000 Menschen beobachteten den Transport mit einem Schwerlasttransporter von Zandt nach Furth im Wald. Der Drache kann bis 1,5 Kilometer pro Stunde schnell gehen, den Kopf heben und drehen, hat eine Mimik, einen beweglichen Schwanz, kann die Flügel bis 16 Meter Spannweite spreizen, 5 Meter Feuer und Rauch spucken sowie brüllen. Er kommt beim Festspiel seit dem 31. Juli 2010 zum Einsatz. Der neue Drache ist zurzeit der weltgrößte Roboter auf vier Beinen. Der Projekttitel für den Bau des neuen Further Drachen lautete Tradinno (TRADition + INNOvation). Der Drache wurde auf diesen Namen benannt. Der Spitzname bei der Drachenbesatzung und unter den Furtherern ist „Fanny“.

Bilder

Sonstiges

Sondermarke

Die Deutsche Post AG brachte zum über 500-jährigen Bestehen des Further Drachenstichs am 9. August 2001 eine Sondermarke im Wert von 1 DM heraus.

Weblinks


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