Přemysl (Troppau)

Přemysl (Troppau)

Přemysl von Troppau (auch: Primislaus von Troppau; Premko von Troppau; Přemko von Troppau, tschechisch: Přemysl Opavský; Přemek Opavský; * um 1365; † 28. September 1433) war Herzog von Troppau.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Přemysl/Přemko entstammte der Troppauer Herzogslinie der Přemysliden. Seine Eltern waren Nikolaus II. von Troppau und dessen dritte Frau Jutta († um 1365), Tochter des Boleslaw II. von Falkenberg. Nach dem Tod des kurz nach der Geburt Přemkos verstorbenen Vaters kam es zur Erbteilung von dessen hinterlassenen Besitzungen, wodurch das Herzogtum Troppau zersplittert wurde. Přemko wurde der Fortsetzer der Linie Troppau, stand jedoch zunächst unter Vormundschaft seines ältesten Bruders Johann I., der das Herzogtum Ratibor erhielt und 1377 das Herzogtum Jägerndorf begründete. Weitere Anteile erhielten die Brüder Nikolaus III. († 1394) und Wenzel I. († 1381), die das Herzogtum Leobschütz begründeten und beide ohne Nachkommen verstarben. Nach dem Tod des letztverstorbenen Nikolaus, der Leobschütz, Zuckmantel, Hultschin und Kranstädt an Oels verpfändet hatte, konnte Přemko nach 1394 nur Leobschütz wieder einlösen.

Wegen finanzieller Schwierigkeiten musste Přemko die benachbarte Herrschaft Grätz dem Vok Lacek von Krawarn verpfänden, erwarb es jedoch 1394 wieder zurück. Im selben Jahr stiftete er die Hl.-Kreuz-Kapelle in Katharein (Kateřinky).[1]

Während der Zeit der mährischen Wirren unterhielt Přemko enge Beziehungen zu Jobst von Mähren, dessen Mutter dem Troppauer Herzogshaus entstammte. Da Přemko politisch auf Seiten des Königs Wenzel IV. stand, trat er 1402 auf der Breslauer Zusammenkunft dem Schlesischen Bund bei. Nach Wenzels Tod gehörte Přemko zu den Anhängern des Kaisers Sigismund, den er in den Hussitenkriegen auch militärisch unterstützte. Wohl deshalb verwüstete ein Hussitenheer im Februar 1428 das Fürstentum Troppau. Das Leobschützer Land konnte Přemkos ältester Sohn Wenzel II. durch einen Vertrag vor dem vollkommenen Untergang bewahren. Im März 1428 stellte sich Přemko mit einem Heer zusammen mit Ruprecht II. von Liegnitz und dem Breslauer Bischof bei Neisse den Hussiten erfolglos entgegen. Ihr Heer wurde von den Hussiten überrannt, die Einnahme von Neisse konnte jedoch durch Puta d. J. von Častolowitz verhindert werden. Im Dezember 1428 beteiligte sich Přemkos Sohn Wenzel II. an der Schlacht von Altwilmsdorf, in der jedoch wiederum die Hussiten siegreich waren. Im März 1430 konnte Přemko sein Troppauer Land durch einen Vertrag vor einer weiteren Zerstörung durch die Hussiten retten. Stattdessen verwüsteten sie Ratibor und Cosel. 1431 zerstörte jedoch ein Feuer den Großteil der Stadt Troppau.

Kurz vor seinem Tod verfasste Přemko ein Testament, mit dem er bestimmte, dass die jüngeren Söhne unter die Vormundschaft des ältesten Sohnes Wenzel III. zu stellen seien. Der ebenfalls geäußerte Wunsch, wonach das Herzogtum nicht mehr weiter geteilt werden sollte, wurde von seinen Nachkommen nicht eingehalten.

Familie

Um 1395 heiratete Přemko Anna von Lutz († 1405). Nach deren Tod vermählte er sich mit Katharina († 23. Mai 1422) von Münsterberg, einer Schwester des letzten Münsterberger Piasten Johann I. Dieser Ehe entstammten u. a.:

  • Wilhelm von Troppau († 1452)
  • Ernst von Troppau († 1464)
  • Agnes († um 1440), war in erster Ehe mit Johann von Krawarn verheiratet. Nach dessen Tod vermählte sie sich mit Georg von Sternberg
  • Jutta († 1445), war mit Georg II. von Bosing verheiratet.

In Dritter Ehe heiratete Přemko um 1425 Helena († 1435) aus Bosnien. Sie gebar die Töchter:

  • Katharina († 1475), war mit Johann von Cimburg verheiratet
  • Hedwig († um 1500), Äbtissin des Klosters Trebnitz

Literatur

  • Ludwig Petry u. a.: Geschichte Schlesiens. Bd. 1, Sigmaringen 1988, ISBN 3-7995-6341-5, S. 171, 176, 184, 191, 196–199, 205, 212.

Einzelnachweise

  1. Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten - Böhmen und Mähren, Kröner-Verlag. Stuttgart 1998. ISBN 3-520-32901-8, S. 256

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