Gaschin (Adelsgeschlecht)

Gaschin (Adelsgeschlecht)

Die schlesisch-mährische Adelsfamilie Gaschin (polnisch Gaszyński; tschechisch Gašinští z Gašina) war überwiegend in den Herzogtümern Oppeln, Ratibor und Troppau begütert. Da mehrere Mitglieder der Familie auf Seiten der katholischen Habsburger standen, stiegen sie während des Dreißigjährigen Krieges auf und bekleideten zahlreiche kaiserliche Ämter. Dadurch gelangten sie zu Ansehen und Reichtum und stifteten u. a. für die Wallfahrtsstätte am Sankt Annaberg das Franziskanerkloster mit der Klosterkirche sowie die 33 Kapellen des Kalvarienbergs.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Der Legende nach soll die Familie von Deutschland nach Polen ausgewandert sein. Dafür spricht auch das Aussehen des Wappens, das in Polen den Namen Berszten trägt [1]. Im Fürstentum Wieluń lässt sich um 1400 eine Familie z Gaszyn (Gaszyński) nachweisen [2] aus der dann der Stammvater der schlesischen Linie abstammte.

Standeserhöhungen

  • 1586 Aufnahme in den böhmischen Ritterstand für Johann
  • 5. April 1621 böhmischer Freiherr für Melchior und seine vier Söhne Melchior Ferdinand, Nicolaus Carl, Joachim Ludwig und Johann Georg mit Prädikat von und zu Rosenberg
  • 28. Dezember 1632 alter böhmischer Herrenstand für die Gebrüder Gaschin
  • 7. Januar 1633 erbländisch-österreichischer Graf für die Gebrüder Gaschin
  • 22. Juni 1635 böhmischer Graf für die Gebrüder Gaschin
  • 24. Juli 1663[3] Bestätigung des Titels Graf und Ausfertigung des Reichsgrafendiploms für die Gebrüder Gaschin

Stammreihe der schlesischen Linie

  • Nikolaus von Gaschin erlangte 1557 durch Heirat das Gut Sudoll[4] bei Ratibor sowie die mährische Enklave Katscher, die er vom Bistum Olmütz als Lehen erhielt. Durch diese Besitzungen wurde er Mitglied der Oppeln-Ratiborer Landstände und zugleich Lehensnehmer des Olmützer Bischofs. Er wurde am 20. September 1583 in Polen erschossen. Dessen Söhne waren
  • Johann von Gaschin wurde 1586 in den böhmischen Ritterstand aufgenommen, starb 1610 und wurde in der Kreuzkapelle der Dominikanerkirche in Ratibor beigesetzt. Sein Gedenkstein blieb erhalten.
  • Melchior von Gaschin war ein treuer Anhänger des Kaisers und stellte sich gegen die Aufständischen. Er wurde mit dem Prädikat von und zu Rosenberg am 21. April 1621 in den Freiherrenstand aufgenommen und starb kurz darauf mit etwa 80 Jahren. Seine Nachkommen erhielten am 7. Januar 1633 den Grafentitel:
    • Nikolaus Karl von Gaschin († 1633) gehörte dem Johanniterorden an und war letzter Komtur der Johanniterkommende Glatz. Zugleich Komtur von Reichenbach und Fürstenfeld.
    • Joachim Ludwig von Gaschin († 1633) stand in Diensten des Breslauer Bischofs Erzherzog Karl.
    • Melchior Ferdinand von Gaschin († 1665), Landeshauptmann von Oppeln-Ratibor und der Grafschaft Glatz, seit 1654 bis zu seinem Tod Präsident der Schlesischen Kammer in Breslau.
    • Johann Georg von Gaschin († 1658), erbte nach dem Tod des Vaters das Lehensgut Katscher. Erwarb 1629 die zu Troppau gehörende Herrschaft Hultschin, zu der neben der Stadt und dem Schloss sechs Dörfer gehörten sowie Wyssoka. Von 1652 bis zu seinem Tod bekleidete er das Amt des Troppauer Landeshauptmanns. Er war in erster Ehe mit Susanne Dzierzanowsky und in zweiter Ehe mit Anna Maria von Oppersdorf († 1663) verheiratet. Aus dieser Verbdindung entstammten drei Söhne und drei Töchter:
      • Georg Adam Franz von Gaschin (1643–1719) studierte an der katholischen Universität Löwen. 1673 vermählte er sich mit der steirischen Gräfin Saurau. Nach deren Tod heiratete er die Witwe des Obersten böhmischen Landesmarschalls Adam Matthias von Trauttmansdorff, die eine geborene Lobkowitz war. 1655 erbte er die Besitzungen seines Onkels Melchior Ferdinand von Gaschin und bekleidete ab 1695 das Amt des Landeshauptmanns von Ratibor-Oppeln.
      • Rudolf von Gaschin (1653–1715) erbte 1658 die Herrschaft Hultschin und war seit 1690 Landeshauptmann von Troppau.
      • Johanna Emerentiana († 1735), war seit 1668 mit dem verwitweten Franz Ferdinand von Gallas verheiratet. Deren Sohn Johann Wenzel von Gallas (1669–1719) wurde am Ende einer diplomatischen Karriere zum Vizekönig von Neapel ernannt.
      • Katharina Benigna von Gaschin († nach 1699) blieb unverheiratet und stiftete mehrmals Gegenstände für das Karmelitinnenkloster in Prag.
      • Anna Ludmilla von Gaschin (1642–1700) trat 1666 zusammen mit ihrer ledigen Tante Franziska Ursula von Oppersdorff (1629–1688) in das Karmelitinnenkloster in Prag ein.

Letzter Nachkomme im Mannesstamm war Graf Ferdinand. Er war verheiratet mit der bürgerlichen Maria Bucher. Da der einstmals große Besitz der Familie längst veräußert werden musste, lebte er in bescheidenen Verhältnissen in einer Villa in Rochus bei Neisse, starb am 21. Januar 1894 und wurde als letzter Graf in der Familiengruft auf dem Annaberg beigesetzt.

Besitzungen (Auswahl)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Emilian von Zernicki-Szeliga: Die Polnischen Stammwappen, ihre Geschichte und ihre Sagen. Hamburg 1904, S. 100.
  2. A. Gasiorowski: Urzednicy dawnej rezeczypolitej XII-XVIII wieku. Nr. 2.1, Breslau 1985, S. 165.
  3. An anderer Stelle schon 1653. Hier nach Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IV, Band 67 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1978, S. 41.
  4. Vgl. ausführlich Augustin Weltzel: Geschichte des Ratiborer Archipresbyterats. Ratibor 1885, S. 198f.

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