- Gerd J. Pohl
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Gerd J. Pohl (eigentlich Gerd-Josef Pohl, * 21. Oktober 1970 in Bonn) ist ein deutscher Puppen- und Schauspieler, der aus der Bonner Künstlerfamilie Osterritter stammt. Sein Großvater war der Maler und Karikaturist André Osterritter, sein Onkel der Kabarettist Maximilian Osterritter.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Pohl leitet die Piccolo Puppenspiele als Reisebühne und ist seit Januar 2009 außerdem Intendant des Puppenpavillon Bensberg als stationäres Theater in Bergisch Gladbach. Als Schauspieler wirkte er in zahlreichen Theaterinszenierungen mit – unter anderen in Bertolt Brechts Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Herr Puntila und sein Knecht Matti, Pierre Corneilles L'Illusion und Herbert Achternbuschs Auf verlorenem Posten beim Schauspielhaus Bonn und in Liebe und Verwandlung beim Kölner Cassiopeia Theater. Im bekannten Bonner Kleinkunsttheater Haus der Springmaus initiierte er 1995 die Kindertheaterreihe, in der er selbst bis 2004 vorrangig auftrat. Seine Puppenspielarbeit führte ihn in alle Regionen der Bundesrepublik sowie nach Kanada und Italien, wo er in der deutschen Schule in Rom gastierte.
Seine Bühnenausbildung absolvierte er unter anderem bei der LAG Puppenspiel NRW unter Karl-Hans Firsching und Karl-Heinz Drescher von den bekannten Weilheimer Puppenspielen. Als Fernsehpuppenspieler wurde er bei der Kölner GUM-Fernsehproduktion unter Anleitung von Robert Tygner („The Jim Henson Company“) ausgebildet, seine Stimmbildung betreute Udo Kier. Privaten Schauspielunterricht nahm er bei Hans Falár, damals Star des Bonner Schauspielhauses. Außerdem arbeitete Pohl zwischen 1987 und 1992 verschiedentlich als Fotomodell und begann mit dem Verfassen von Lyrik, Prosa und Stücken für das eigene Puppentheater.
In den 1990er Jahren machte sich Pohl einem Namen im Bereich des klassischen Phantastischen Films, für dessen Würdigung er sich intensiv einsetzte. Er publizierte zwölf Ausgaben des Journals der Vincent Price Appreciation Society. Aus dieser Arbeit heraus entstanden teils langjährige Freundschaften zu Größen des Genres wie Vincent Price, Ferdy Mayne, Arturo Dominici und Ray Harryhausen.
Pohl arbeitete für das Fernsehen – unter anderem als Sketchpartner von Harald Schmidt in dessen Late-Night-Show – sowie als Hörbuchsprecher und Rezitator. Unter anderem trat er mit Texten von Edgar Allan Poe, Franz Kafka und Johann Wolfgang von Goethe in Erscheinung. Er sprach auch deutsche Balladen und Antoine de Saint-Exupérys Der kleine Prinz und die Geheime Offenbarung des Johannes. Mit dem Pianisten Marcus Schinkel und dem Violinsolisten Konstantin Gockel gestaltete er verschiedene literarisch-musikalische Bühnenprogramme.
Seit Ende der 1990er Jahre ist Pohl vermehrt als Autor tätig. Unter anderem schrieb er für einen Bonner Gastro-Führer Restaurantkritiken und Fachartikel für verschiedene Theaterzeitschriften. Er initiierte zahlreiche Ausstellungen mit Exponaten aus seiner reichhaltigen Figurentheatersammlung und mit Bildern seines Großvaters André Osterritter. 2008 erschien das Buch „Kaspers Weg von Ost nach West“ des früheren Pirnaer Puppenspielers Wolfgang Hensel, für das Pohl das Vorwort verfasste.
Pohl ist ausgebildeter Erzieher und studierte katholische Theologie im Priesterseminar in Lantershofen. Die Priesterweihe empfing Pohl aber nicht. Pohl ist ledig und lebt in Bergisch Gladbach.
Diskografie
- Edgar Allan Poe: Die Maske des roten Todes (Sprecher: Gerd J. Pohl; Musik: Roland Poras). Pohl & Poras, 1990.
- Piccolo Puppenspiele: Es war einmal... Märchen, Fabeln und Parabeln der Gebrüder Grimm (Sprecher: Gerd J. Pohl; Musik: Konstantin Gockel). Bonn, 2003.
- Marcus-Schinkel-Trio: News from Beethoven (Sprecher: Gerd J. Pohl). Bosrecords, 2004.
- Die Irrlichter: Koboldstanz (Sprecher: Gerd J. Pohl). Musik & Tanz GbR, 2003.
- Stephan Maria Glöckner: Ringo Tingo unterwegs (Erzähler: Gerd J. Pohl). TOCA Records, 2007.
Mitgliedschaften
Gerd J. Pohl und/oder sein Theater sind Mitglied in folgenden Vereinigungen:
- Stadtverband Kultur Bergisch Gladbach (seit 2009 im Vorstand)
- UNIMA (Union Internationale de la Marionnette)
- VDP (Verband Deutsche Puppentheater)
- Kulturverein Bärenfels
- Verein Wort und Kunst, Bergisch Gladbach
- Faszenario e. V. (Vereinigung der Figurentheater im Rheinland, war eine Zeit lang dort erster Vorsitzender und ist es seit 2009 wieder)
Literatur
- Bärbel Dieckmann, Konrad Beikircher, Norbert Blüm, Ray Harryhausen, Konstantin Gockel, Bill Mockridge, Andreas Etienne, Udo Mierke; Piccolo Puppenspiele (Hrsg.): ... und eine Saite spannen vom Herzen zum Verstand. Gerd J. Pohl zum 20jährigen Bühnenjubiläum. Bonn 2003.
- Michael Wenzel (Hrsg.): Generation Godesberg. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1960-1 (Mit einem ausführlichen Kapitel über Gerd J. Pohl).
- Rolf Giesen: Sagenhafte Welten. Der Phantastische Film. Heyne-Filmbibliothek 32 / 140, München 1990, ISBN 3-453-03776-6 (mit einer Erwähnung Pohls im Zusammenhang mit der Filmarbeit von Vincent Price).
- Wolfgang Hensel, Gerd J. Pohl (Vorwort): Kaspers Weg von Ost nach West. Erinnerungen an die Pirnaer Puppenspieler. Roehl, Dettelbach 2008, ISBN 978-3897543010 (Lebenserinnerungen des eigentlichen Schöpfers des Sandmännchens (West), eine Leseprobe PDF 26 Seiten 2,25 MB). eine Rezension. In: Bayerischer Rundfunk («BR-online»). 23.09, abgerufen am 22. November 2009.
- Gerd J. Pohl: Auf zweiter Bühne. Karl-Heinz Rother, Eitorf 2009.
Weblinks
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