- Lil Dagover
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Lil Dagover, geb. Martha Seubert (* 30. September 1887 in Madioen, Oost-Java, Niederländisch-Indien, heute Madiun, Java, Indonesien; † 23. Januar 1980 in Grünwald-Geiselgasteig) war eine deutsche Bühnen- und Film-Schauspielerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Die Tochter eines Forstbeamten in niederländischen Diensten wurde in Großbritannien, Frankreich und der Schweiz erzogen. Erst als Zehnjährige kam sie nach Deutschland, um in Tübingen die Schule zu besuchen. Später ging sie nach Weimar. Ihr Geburtsname war Martha Seubert. Andere Vornamen wie Marie, Antonia, Siegelinde und Lilitt entsprangen ihrer Fantasie. 1913 heiratete sie den Schauspieler Fritz Daghofer und wandelte aus dessen Nachnamen ihren Künstlernamen Dagover ab. 1914 wurde ihre Tochter Eva geboren. Durch ihren Ehemann kam sie in Kontakt zum Film und hatte ihren ersten Filmauftritt 1913. Sieben Jahre später ließ sie sich von Daghofer wieder scheiden.
Unter ihrem Künsterlernamen trat sie 1919 in zwei Filmen Fritz Langs auf. Von Robert Wiene wurde sie für die weibliche Hauptrolle in Das Cabinet des Dr. Caligari engagiert. Danach drehte sie mit Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau und anderen in künstlerisch anspruchsvollen Stummfilmen, die ihr Image als „vornehme Dame“ prägten. 1926 heiratete sie den Produzenten Georg Witt.
Da Lil Dagover neben der Filmkarriere in Berlin auch zu einer angesehenen Theaterschauspielerin avancierte, bedeutete der Wechsel vom Stummfilm zum Tonfilm für den Star der 1920er Jahre keinen Karriereknick, wie für so viele Stummfilmstars. Sie spielte an Max Reinhardts Deutschem Theater oder auch bei den Salzburger Festspielen.
Auch während der Zeit des Nationalsozialismus blieb Dagover ein gefeierter UFA-Star, der in den Jahren 1933 bis 1944 mit insgesamt 23 Rollen zu den bekanntesten und beliebtesten Leinwanddarstellern des deutschen Films dieser Zeit gehörte. Obwohl die Nationalsozialisten sie hofierten, tat sie sich politisch nicht hervor. 1937 wurde ihr der Titel Staatsschauspielerin verliehen, und 1944 erhielt sie für ihren Einsatz bei der Truppenbetreuung und ihre Auftritte in Fronttheatern das Kriegsverdienstkreuz. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war sie in zahlreichen Filmen zu sehen und wurde mit Preisen bedacht, so 1954 mit dem Bundesfilmpreis für die beste weibliche Hauptrolle in Königliche Hoheit. 1962 erhielt sie das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Ein großer Erfolg war für Dagover 1961 auch der Edgar Wallace Film Die seltsame Gräfin, in dem sie die Titelrolle spielte. Lil Dagover trat bis Ende der 1970er Jahre in Filmen auf.
Lil Dagover-Witt starb 1980 in ihrem Haus auf dem Bavaria-Filmgelände in Grünwald. Sie ruht auf dem Waldfriedhof in Grünwald bei München, neben ihrem Gatten. In Grünwald wurde eine Straße nach ihr benannt (Lil-Dagover-Ring), in Berlin-Hellersdorf gibt es eine Lil-Dagover-Gasse.
Filme
- 1913: Schlangentanz – Regie: Louis Held
- 1916: Die Retterin – Regie: Christa Christensen
- 1916: Das Rätsel der Stahlkammer – Regie: Max Mack
- 1919: Die Spinnen, 1. Der goldene See – Regie: Fritz Lang
- 1919: Harakiri – Regie: Fritz Lang
- 1920: Das Cabinet des Dr. Caligari – Regie: Robert Wiene
- 1920: Der Richter von Zalamea – Regie: Ludwig Berger
- 1921: Der müde Tod – Regie: Fritz Lang
- 1922: Luise Millerin – Regie: Carl Froelich
- 1922: Phantom – Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
- 1924: Komödie des Herzens – Regie: Rochus Gliese
- 1925: Zur Chronik von Grieshuus – Regie: Arthur von Gerlach
- 1925: Tartüff – Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
- 1926: Die Brüder Schellenberg – Regie: Karl Grune
- 1928: Der Graf von Monte Christo – Regie: Henri Fescourt
- 1929: Spielereien einer Kaiserin – Regie: Wladimir Strischewski
- 1930: Der weiße Teufel – Regie: Alexander Wolkow
- 1931: Der Kongreß tanzt – Regie: Erik Charell
- 1931: Elisabeth von Österreich – Regie: Adolf Trotz
- 1932: The Woman from Monte Carlo – Regie: Michael Curtiz
- 1932: Die Tänzerin von Sans Souci – Regie: Friedrich Zelnik
- 1934: Ich heirate meine Frau – Regie: Johannes Riemann
- 1935: Der höhere Befehl - Regie: Gerhard Lamprecht
- 1935: Der Vogelhändler – Regie: E. W. Emo
- 1935: Lady Windermeres Fächer – Regie: Heinz Hilpert
- 1936: Schlußakkord – Regie: Detlef Sierck
- 1936: Fridericus – Regie: Johannes Meyer
- 1936: August der Starke – Regie: Paul Wegener
- 1937: Kreutzersonate – Regie: Veit Harlan
- 1938: Es leuchten die Sterne – Regie: Hans H. Zerlett
- 1940: Friedrich Schiller – Triumph eines Genies – Regie: Herbert Maisch
- 1940: Bismarck – Regie: Wolfgang Liebeneiner
- 1948: Die Söhne des Herrn Gaspary – Regie: Rolf Meyer
- 1949: Man spielt nicht mit der Liebe – Regie: Hans Deppe
- 1950: Es kommt ein Tag – Regie: Rudolf Jugert
- 1953: Königliche Hoheit – Regie: Harald Braun
- 1953: Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein
- 1954: Schloß Hubertus – Regie: Helmut Weiss
- 1955: Der Fischer vom Heiligensee – Regie: Hans H. König
- 1955: Rosen im Herbst – Regie: Rudolf Jugert
- 1955: Die Barrings – Regie: Rolf Thiele
- 1956: Kronprinz Rudolfs letzte Liebe – Regie: Rudolf Jugert
- 1957: Unter Palmen am blauen Meer – Regie: Hans Deppe
- 1959: Buddenbrooks – Regie: Alfred Weidenmann
- 1961: Die seltsame Gräfin – Regie: Josef von Báky
- 1969: Hotel Royal - Regie: Wolfgang Becker
- 1973: Der Fußgänger – Regie: Maximilian Schell
- 1974: Karl May – Regie: Hans-Jürgen Syberberg
- 1975: Tatort: Wodka Bitter-Lemon
- 1975: Der Richter und sein Henker – Regie: Maximilian Schell
- 1979: Geschichten aus dem Wienerwald – Regie: Maximilian Schell
Ehrungen
- 1937: Ernennung zur Staatsschauspielerin
- 1954: Filmband in Silber (Beste weibliche Nebenrolle) für Königliche Hoheit
- 1962: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
- 1964: Bambi für Verdienste um den deutschen Film
- 1967: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1995 wurde in Berlin-Hellersdorf die Lil-Dagover-Gasse nach ihr benannt.[1]
Literatur
- Lil Dagover: Ich war die Dame. 1979, ISBN 978-3811841024 (Autobiografie).
Weblinks
- Literatur von und über Lil Dagover im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lil Dagover in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Lil Dagover bei filmportal.de
- Tabellarischer Lebenslauf von Lil Dagover im LeMO (DHM und HdG)
- Artikel über Korrespondenz der Dagover
- Teile des Dagover-Nachlasses in Bensberger Archiv
- Bilder von Lil Dagover In: Virtual History
- Grabstätte
Einzelnachweise
- ↑ Lil-Dagover-Gasse. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
Kategorien:- Schauspieler
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