- Gerhard Bassarak
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Gerhard Bassarak (* 3. Februar 1918 in Willenberg, Ostpreußen; † 22. September 2008 in Schildow) war ein deutscher evangelischer Theologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bassarak wurde 1918 als Sohn eines Diakons geboren. Er war seit 1934 Mitglied der Bekennenden Kirche. Von 1937 bis 1945 war er bei der deutschen Wehrmacht.
Bassarak studierte 1945 bis 1950 Theologie an der Martin-Luther-Universität Halle (Saale). Dort hatte der evangelische Theologe Julius Schniewind nachhaltigen Einfluss auf seine Ansichten. Nach dem Vikariat und der Ordination 1953 war er bis 1957 Reisesekretär der Evangelischen Studentengemeinden der DDR und Studentenpfarrer in Berlin. Von 1957 bis 1966 war er Studienleiter der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg.
Seit 1958 wirkte er, inzwischen als inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit verpflichtet,[1] als Mitbegründer in der Leitung des Weißenseer Arbeitskreises mit, der sich unter anderem für die Abtrennung der evangelischen Kirchen in der DDR von der Evangelischen Kirche in Deutschland einsetzte. Von 1959 bis 1989 gehörte er der Redaktion der kirchlichen Zeitschrift Die Zeichen der Zeit an.[2] Seit 1959 war er zunächst Mitarbeiter, ab 1963 internationaler Sekretär und ab 1978 bis zu seinem Ausscheiden 1990 einer der Vizepräsidenten der Christlichen Friedenskonferenz. Er unterrichtete als Professor für Ökumenik ab 1967 an der Martin-Luther-Universität Halle und von 1969 bis zur Emeritierung 1983 an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1968 rechtfertigte er den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei zur Niederschlagung des Prager Frühlings. In vielen seiner Schriften versuchte er die realsozialistischen Regimes in Europa und Lateinamerika theologisch zu rechtfertigen.[1]
1974 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden.
Die Trauerpredigt am 1. November 2008 hielt der Vorsitzende der VVN-BdA, Heinrich Fink, über das Losungswort des Sterbetages aus 5. Mose 8,5.
Mitarbeiter der Staatssicherheit und Zensor
Bassarak galt als staatsloyaler Theologe, der von den staatlichen Stellen der DDR gefördert wurde. Er arbeitete als Inoffizieller Mitarbeiter beim MfS unter dem Namen „IM Buss“ unter der Registriernummer XV/1005/69.[3]
Von 1968 bis 1990 schrieb er im Auftrag der zentralen DDR-Zensurbehörde, der Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel des Kulturministeriums, etwa 500 Zensur-Gutachten über Buchprojekte der Evangelischen Verlagsanstalt. Pro Gutachten erhielt er bis zu 700 DDR-Mark.[4]
Schriften
- Uppsala 1968. 1968.
- Diagnose und Prognose. Union Verlag, 1969.
- Der auferstandene Gekreuzigte. EVA, 1969.
- Gebet für die Welt. EVA, 1969.
- Theologie des Genitivs? Wider falsche Wege des Dienstes am Wort. Berlin 1975.
- Luther und Luthertum in Osteuropa. Berlin 1983.
- Sprache des Friedens. Prag 1987.
Literatur
- Jens Bulisch: Evangelische Presse in der DDR. „Die Zeichen der Zeit“ (1947–1990). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006 (Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte. Reihe B, Band 43).
- Ulrich Hollop: Schweigen ist Gold? Zum Tod von Gerhard Bassarak. In: Die Kirche. Evangelische Wochenzeitung, 16. November 2008, S. 6.
- Clemens Vollnhals, Siegfried Bräuer (Hrsg.): In der DDR gibt es keine Zensur. Evang. Verlagsanstalt, Leipzig 1995.
- Ehrhart Neubert: Bassarak, Gerhard. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.
- Ingrid Ehrler, Constanze Kraft, Christian Stappenbeck, Rudolf Weckerling (Hrsg.): Gerhard Bassarak - Mit dem Vorsprung einer historischen Epoche GNN-Verlag: Schkeuditz 2010, ISBN 978-3-89819-348-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Gerhard Bassarak. Website des Catalogus professorum halensis. Abgerufen am 7. Januar 2011.
- ↑ Jens Bulisch: Evangelische Presse in der DDR. „Die Zeichen der Zeit“ (1947–1990). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006 (Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte. Reihe B, Band 43).
- ↑ Clemens Vollnhals: Die kirchenpolitische Abteilung des Ministeriums für Staatssicherheit. In: Ders. (Hrsg.): Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit. Eine Zwischenbilanz. 2. Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 1997, S. 115 (online).
- ↑ Die Tore weit. In: Der Spiegel, 15. Januar 1996. Abgerufen am 7. Januar 2011.
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