Heinrich Fink

Heinrich Fink
Heinrich Fink (rechts) bei der Mahnwache vor dem Berliner Dom, 6. August 1990

Heinrich Fink (* 31. März 1935 in Korntal, Bessarabien) ist ein deutscher evangelischer Theologe und war Universitätsprofessor sowie Politiker der PDS.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Fink stammt aus einer verarmten, deutschen pietistischen Familie Bessarabiens, die aufgrund von Himmlers Siedlungspolitik nach Polen ausgesiedelt wurde und die es schließlich nach Glienicke (bei Ziesar) in Brandenburg verschlagen hat. Bis 1954 besuchte Fink die Schule in Glienicke, Brandenburg (Havel) und Genthin, war aktiv in der Jungen Gemeinde und trat der Freien Deutschen Jugend bei.

Wissenschaftliche Laufbahn

Von 1954 bis 1960 studierte Fink evangelische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität (HU) und besuchte auch Lehrveranstaltungen an den Universitäten in Berlin (West). 1958/59 unterbrach er sein Studium wegen seiner Tätigkeit als Reisesekretär der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) und arbeitete ab 1958 im Weißenseer Arbeitskreis mit. 1960/1961 war er Vikar in Halle an der Saale und anschließend Assistent an der HU Berlin.

In den Jahren 1966 bzw. 1978 legte Fink an der HU in Berlin seine A- und B-Promotion mit Arbeiten über Friedrich Schleiermacher bzw. Karl Barth und das Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD) in der Schweiz ab. Von 1979 bis zu seiner Entlassung 1992 (gerichtliche Bestätigung der Entlassung erfolgte 1993) war er Professor für Praktische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, deren Rektor er von 1990 bis 1992 war. Zwischen 1978 und 1990 war er Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (Region Ost).

Gesellschaftliches und politisches Engagement

Seit 1961 war Fink Mitglied der Christlichen Friedenskonferenz, deren DDR-Regionalausschuss-Vorsitzender er zeitweise war. Mehrere Dienst- und Vortragsreisen führten ihn dabei in das westliche Ausland.

In der DDR galt Fink als konformer und staatsloyaler Theologe und Gegner oppositioneller Bestrebungen.

1992 war Heinrich Fink Mitbegründer des „Komitees für Gerechtigkeit“[1]. Von 1998 bis 2001 war Fink für die PDS Mitglied des Deutschen Bundestages. Er ist heute Vorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten.

Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit

Gerichte bis zum Bundesgerichtshof bestätigten die Einschätzung der Gauck-Behörde, dass Fink schon auf Grund der bis 1991 aufgefundenen Stasi-Akten unter der Kennziffer XV/1827/68 als inoffizieller Mitarbeiter IM „Heiner“ „wissentlich für das MfS tätig gewesen“ ist. Der damalige Dozent an der theologischen Fakultät Fink war danach für die Stasi-Hauptabteilung XX/4 tätig, die für die Bespitzelung der Kirchen zuständig war. Fink meldete unter anderem den Inhalt vertraulicher seelsorgerischer Gespräche mit seinen Studenten an die Staatssicherheit der DDR weiter.[2] 2005 wurde die 1989 zerrissene IM-Akte wieder zusammengesetzt.[3] Sie dokumentiert das Anwerbegespräch am 11. Juni 1968, Spitzelberichte, darunter auch einen handschriftlich in Ich-Form verfassten, Beurteilungen, Belege für Orden, Geldprämien, Geschenke, regelmäßige Treffen mit seinem Führungsoffizier bis zum letzten Treffbericht vom 7. Oktober 1989. Die Stasi lobt, er mache „von sich aus auf Einzelpersonen aufmerksam“ und stelle seine Informationen auch aus „Beichtgeheimnissen und vertraulichen seelsorgerlichen Gesprächen zur Verfügung.“[4][5]

Privates

Heinrich Fink ist verheiratet mit der Theologin Ilsegret Fink und Vater dreier Kinder.

Publikationen

  • Dietrich Bonhoeffer - Gefährdetes Erbe (Hrsg.), Berlin, 1987
  • Sich der Verantwortung stellen (Interviewband, Hrsg. B. Maleck), Berlin, 1992

Einzelnachweise

  1. http://www.zeit.de/1997/12/Der_Professor_und_die_Stasi
  2. Bundesministerium des Innern (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2005. Berlin 2006, S. 172.
  3. http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/2077/vergangenheit_in_fetzen.html
  4. Der Denunziant Berliner Zeitung vom 16. Juni 2005
  5. Akte aus dem Sack Der Spiegel vom 9. Mai 2005

Literatur

Weblinks


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