Gerhart Schirmer

Gerhart Schirmer

Gerhart Schirmer (* 9. Januar 1913 in Chemnitz/Sachsen; † 5. September 2004 in Lauf-Aubach) war im Zweiten Weltkrieg Oberstleutnant der Luftwaffe, Kommandeur des Fallschirm-Jäger-Regiments 16 und Eichenlaubträger, in der Bundeswehr General bei der Luftwaffe und Kommandeur des VBK 51.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach drei Jahren Tätigkeit bei der Landespolizei in Sachsen tritt er 1935 in die junge Luftwaffe ein. Seine erste Station ist die Luftwaffe Piloten-Schule in Oberschleißheim, 1936 bereits Staffelkapitän der 4. Kompanie im Flieger-Ausbildungs-Regiment in Oldenburg. Am 1. Oktober 1937 wird er zum Oberleutnant befördert und übernimmt am 1. Dezember das Kommando über die 5. Kompanie.

Zweiter Weltkrieg

Am 1. Mai 1939 meldete er sich freiwillig zur Fallschirmtruppe und wird dort am 15. September Kommandeur der 6. Kompanie des Fallschirm-Jäger-Regiments 2 in Tangermünde. Im Polenfeldzug wurde seine Kompanie eingesetzt, um das Flugfeld von Deblin zu sichern, und man blieb bis zum 15. Oktober in Polen.

Als Kompanie- und Bataillonsführer und später Hauptmann nimmt er an den Fallschirmjägereinsätzen in Holland (Wallhaven und Valkenburg), Norwegen, Griechenland und auf Kreta teil.

Am 26. April 1941 wurde die 6. Kompanie in der Nähe von Korinth abgesetzt, um die zurückziehenden Briten und Griechen zu trennen. Im Verlauf dieser Kämpfe wurde Schirmers Vorgesetzter Hauptmann Pietzonka, Kommandeur II. Bataillon Fallschirm-Jäger-Regiment 2 verletzt, worauf Hauptmann Schirmer den Oberbefehl übernahm. Unter Schirmers Kommando wurde der Flughafen Argos genommen. Am 20. Mai 1941 gehört das II. Bataillon zur Ostgruppe für die Invasion Kretas. Erste Schwierigkeiten traten bei dem Transport des Bataillons auf, da viele Transportmaschinen ausgefallen waren. Der Großteil des Bataillons wurde am 20. Mai nachmittags im Westteil von Iraklio abgesetzt. Schwache britische und australische Abwehr konnte ausgeschaltet werden, Probleme brachten allerdings die Partisanen.

Schirmer leitet persönlich einen Angriff auf die Höhe 296, kurz vor Iraklio, die eine beherrschende Position einnahm und unbedingt genommen werden musste. Dadurch war die Möglichkeit geschaffen, die Stadt am 28. Mai einzunehmen, nachdem sich die verteidigenden Truppen zurückzogen. Hauptmann Schirmer kämpfte noch bis zum 15. Juni auf der Insel weiter.

Für seine erfolgreiche Einsätze und seinen persönlichen Einsatz wird Schirmer in das Luftwaffen-Oberkommando nach Goldap/Ostpreußen befohlen, wo man ihm und 15 weiteren Offizieren später in der Wolfsschanze am 14. Juni 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verlieh.

Im November 1941 wurde das 2. Fallschirm-Jäger-Regiment nach Russland verlegt, um die angeschlagene Heeresgruppe Süd zu stützen. Das Regiment gehörte zur Fallschirmjäger-Kampfgruppe unter Generalmajor Alfred Sturm und übernahm einen Abschnitt am Mius-Fluss in der Nähe von Charzysk.

Nachdem die russische Offensive gegen den Mius-Abschnitt erfolgte, konnte die Situation durch die aus dem Norden herangeschaffte Kampfgruppe Meindl stabilisiert werden.

Im März 1942 wurde das II. Bataillon dann an den Wolchow verlegt, dort kam es im Raum Lipovka zu äußerst schweren Gefechten, so dass das Bataillon im Juni 1942 nach Deutschland in Marsch gesetzt wurde, um dort aufgefüllt zu werden.

Im November 1942 wurde Hauptmann Schirmer taktischer Offizier im Hauptquartier des Fallschirm-Jäger-Regiments 5 in Italien. Am 11. November bekam Schirmer vom Regimentskommandeur Oberstleutnant Koch, die Aufgabe Tunis zu sichern, mittels der 8. und 9. Kompanie. So starteten am 12. November 1942, 24 Ju-52-Transportmaschinen von Caserta. Kartenmaterial wurde in einem Laden in Tunis von Dr. Rahn erworben. Der Großteil des 5. Fallschirm-Jäger-Regiments erreichte Tunis zwischen den 13. und 15. November. Auf Befehl Oberstleutnants Koch übernahm Schirmer am 16. November 1942 das Kommando über das III. Bataillon. Ende Februar 1943 übernahm Schirmer das Fallschirm-Jäger-Regiment 5, da Koch nach Deutschland zurück befohlen wurde.

Ab Februar bis April 1943 trafen drei Bataillone der Division „Hermann Göring“ in Afrika ein. Das Fallschirmjäger-Regiment 5 wurde dieser „Kampfgruppe Schmid“ unterstellt. Anfang Mai wurden auf Befehl Generalfeldmarschalls Kesselring Hauptmann Schirmer und Oberst Schmid (Kommandeur der Kampfgruppe) nach Caserta zurückbefohlen. Von dort wurde er nach Halberstadt versetzt, wo er das II. Bataillon des 5. Fallschirm-Jäger-Regiments erneut aufstellte.

Am 1. Juni 1943 wurde Schirmer zum Major befördert, und sein Bataillon wurde zusammen mit der 2. Fallschirmjägerdivision nach Italien verlegt.

Im November 1943 wurde das Bataillon zusammen mit den Resten der 2. Fallschirmjägerdivision nach Russland versetzt. Dort übernahmen die Einheiten Stellungen im Osten von Shitomir. Am 15. Dezember 1943 wurde das Bataillon im Lufttransport nach Kirovgrad verlegt und nahm somit an der Schlacht um Novgorodka teil.

Am 12. Januar 1944 kam das II. Bataillon zurück nach Deutschland und wurde als Kampfeinheit aufgelöst. Währenddessen wurde Schirmer zum Oberstleutnant ernannt und ihm das Kommando über das Fallschirm-Jäger-Regiment 16 übertragen, welches zu dieser Zeit in Halberstadt aufgestellt wurde. Das Regiment wurde dann im Mai 1944 nach Abbeville an die Kanalküste verlegt, im Juni jedoch wieder zurück in die Führungsstandorte beordert. Das I. FJR 16 und die 13.und 14. Kompanie nach Wittstock, das II. Bataillon nach Stendal und das III. Bataillon nach Salzwedel. Das gesamte Regiment wurde nun in Nacht-Fallschirmunternehmen trainiert. Man nahm teil am Luftlande-Manöver bei Wittstock unter den Augen General Students. Das Regiment sollte in den ersten Tagen der Invasion bei Nacht hinter den amerikanischen und britischen Linien abgesetzt werden, was aber aufgrund der Intervention Hitlers nie stattfand.

Im Juli 1944 wurde das Regiment nach Litauen verlegt in den Raum Vilnius, zusammen mit dem Fallschirm-Pionier-Regiment 21.

Aufgrund der Rückzugskämpfe in Litauen und Ostpreußen, wobei er mit seinen Soldaten bei der Rückeroberung Goldaps und Nemmersdorf beteiligt war, erhielt Schirmer am 18. November 1944 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Im Zuge des Attentats vom 20. Juli 1944 wurde Schirmer verhaftet und kurz darauf wieder freigelassen.

Im Februar 1945 übernahm Schirmer die Stelle des Ia der Fallschirm-Jäger-Ausbildungs-Division 1, welche im Norden von Berlin aufgestellt wurde. Der kommandierende Offizier war Generalmajor Paul Conrath, und das Hauptquartier befand sich in Berlin. Zusammen mit einer 2. Ausbildungs-Division bildeten sie den Ersatz für die 1. Fallschirm-Armee aus.

Kriegsgefangenschaft

Am 30. April erreichte Schirmer zusammen mit seinem Stab, rund 50 Mann, Hamburg. Dort wurden sie an verschiedene Stellen verwiesen, um sich neue Identitätspapiere ausstellen zu lassen. Am 3. Mai wurden Major Schirmer und Hauptmann Wangerin von einer britischen Sanitätseinheit in Gewahrsam genommen und später an die Russen ausgeliefert. Diese internierten ihn zuerst im ehemaligen KZ Sachsenhausen und verbrachten ihn dann für elf Jahre, bis zum 12. Januar 1956 nach Workuta. Er war einer der letzten deutschen Kriegsgefangenen, die durch Adenauers Intervention entlassen wurden.

Bundesrepublik

Nach elf Jahren Gefangenschaft kehrte Gerhart Schirmer 1956 nach Deutschland zurück, siedelte von Leipzig nach West-Deutschland über und trat noch im selben Jahr (1. Dezember 1956) in die neue Bundeswehr ein, wo er von 1957 bis 1962 als Brigadekommandeur die Fallschirmjägerbrigade 25 in Calw und Nagold kommandierte, es folgte die Verwendung als Heeresfliegerkommandeur 2 und zuletzt der Posten des Kommandeurs des VBK 51, bis er 31. März 1971 in Pension ging. Gerhart Schirmer starb am 5. September 2004 in Lauf-Aubach/Offenburg.

Auszeichnungen (Auswahl)

Siehe auch

Literatur

  • Franz Thomas und Günter Wegmann: Die Ritterkreuzträger der Deutschen Wehrmacht 1939-1945 Teil II: Fallschirmjäger, ISBN 3-7648-1461-6

Einzelnachweise

  1. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.663
  2. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.663

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