- German Space Operations Center
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Das Deutsche Raumfahrt-Kontrollzentrum (German Space Operations Center, GSOC) ist das Mission Control Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen bei München.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben
Das GSOC nimmt in der nationalen und internationalen Raumfahrt die folgenden Aufgaben wahr:
- Betrieb wissenschaftlicher Satelliten
- Betrieb kommerzieller Satelliten
- Bemannte Raumfahrt
- Ausbau und Betrieb der Kommunikationsinfrastruktur
- Forschung und Entwicklung neuer Technologien im Bereich des Flugbetriebs
Die Arbeit des GSOC gliedert sich in zwei Phasen in denen unterschiedliche Aufgaben bewältigt werden:
Vorbereitungsphase
- Missionsanalyse
- Tests (Soft- und Hardware zusammen mit Satelliten)
- Entwicklung des Bodenstationskonzept
Missionsbetrieb (LEOP, Commissioning Phase)
- Missionsplanung (Erstellung von Ablaufplänen in regelmäßigen Intervallen, je nach Mission)
- Flugbetrieb (Kommandierung des Satelliten, Überwachung des Zustandes des Satelliten)
- Datenempfang und Bereitstellung für die Nutzergemeinschaft
Ausstattung
Kontrollräume
Zur Zeit sind sieben Kontrollräume in Betrieb:
- K1: Größter Kontrollraum; wird vor allem für LEOP-Betrieb (Launch and Early Orbit Phase) genutzt. Daneben wird der K1 seit Oktober 2005 für die TerraSAR-X Mission konfiguriert.
- K2: Zur Zeit werden hier die LEOPs der SAR-Lupe-Mission vorbereitet. Von 2006 bis 2008 sollen fünf Spionagesatelliten in den Orbit gebracht und nach Abschluss des LEOP-Betriebes an die Bundeswehr für den Routinebetrieb übergeben werden.
- K3–K4: Columbus-Kontrollzentrum;
- K5–K7: Hier werden vor allem Missionen mit Multimissionsbetrieb begleitet bzw. geleitet, so zur Zeit alle wissenschaftlichen Missionen, die durch das GSOC im durchgehenden Betrieb kontrolliert werden. Ab 2006 soll hier der Betrieb der GALILEO Test- und Entwicklungsumgebung (GATE) durchgeführt werden.
Bodenstation
Geschichte
Anfänge
Nachdem die Bundesrepublik Deutschland in den 1960er Jahren beschlossen hatte, ein nationales Raumfahrtprogramm aufzulegen und sich in internationale Raumfahrtprojekte einzubringen, wurde der Gedanke an ein eigenes Raumfahrtkontrollzentrum konkret. 1967 legte der damalige Bundesfinanzminister Franz Josef Strauß den Grundstein für den ersten Gebäudekomplex, welcher auch wenig später eröffnet wurde.
Schwerpunkt bemannte Raumfahrt (1985–1995)
Bis 1985 konzentrierte sich der Standort Oberpfaffenhofen der damaligen Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) immer mehr auf Raumfahrt. Dabei erhielt die bemannte Raumfahrt ein besonderes Augenmerk. In der Tat begleitete dann das GSOC zwei bemannte Missionen: Während der Mission D-1/STS-61-A 1985 übernahm das GSOC die (Nutzlast-)Kontrolle über das Spacelab, während die Flugkontrolle weiterhin von Lyndon B. Johnson Space Center der NASA übernommen wurde. Zum ersten Mal wurde die Nutzlastkontrolle [Payload Operation Control Centre (POCC)] einer US-amerikanischen Raumfahrtmission außerhalb der NASA-Zentren geleitet. Während dieser Mission verkündete der damalige Bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß am 5. November 1985 ein umfangreiches Investionsprogramm, mit dem die Rolle Oberpfaffenhofens in der europäischen Raumfahrt gesteigert werden sollte.
Doch der Fehlstart einer Ariane 3 1985 sowie die Challenger-Katastrophe 1986 bremste die Entwicklung des Standortes Oberpfaffenhofen und damit die des GSOC spürbar. Trotzdem erhielt das GSOC durch das Investitionsprogramm auch einen Neubau (heute „Gebäude 140“), dessen Grundsteinlegung am 4. April 1989 erfolgte.
Mit der Mission D-2/STS-55 begleitete das GSOC den gesamten Betrieb und hatte die volle Nutzlastkontrolle über das Spacelab. Somit gab es zum ersten Mal einen ungefilterten Zugang zu allen Daten.
Umorientierung (seit 1995)
Nicht nur die Challenger-Katastrophe bremste die Entwicklung des GSOC. Die permanent schwieriger werdende Haushaltslage, die sich durch die Deutsche Wiedervereinigung noch erheblich verschärfte, ließ nationale Raumfahrtambitionen schwinden. Die Mission EUROMIR 95 (Sojus TM-2) war die letzte nationale Mission, wobei die Nutzlastkontrolle bereits im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation erfolgte.
2003 erhielt das DLR von der ESA den Zuschlag zum Bau und für die Kontrolle des Columbus-Moduls als europäischer Beitrag für die Internationale Raumstation. Hierfür wurde ein eigenes Columbus-Kontrollzentrum eingerichtet, das seit 2005 betriebsbereit ist.
Das GSOC soll eines der beiden Gallieo-Kontrollzentren (Galileo Control Center, GCC) für das geplante europäische Galileo-Satellitennavigationssystem sein. Der Dauerbetrieb wird zusammen mit dem anderen Gallieo-Kontrollzentrum, das im italienischen Fucino angesiedelt wird, überwacht. Als erstes wurde gemeinsam mit Italien der Betrieb des Galileo-Testsateliten GIOVE-A (Galileo In-Orbit Validation Element) vorbereitet. Der Grundstein für das neue GCC-Gebäude auf dem DLR Gelände in Oberpfaffenhofen wurde am 7. November 2006 gelegt und der Bau wird voraussichtlich Ende 2007 abgeschlossen sein.
Vom GSOC begleitete oder verantwortete Missionen
Bemannte Missionen
Mission Jahr Aufgaben / Anmerkungen First Spacelab Payload (FSLP) 1983 D-1 (STS 61-A) 1985 Nutzlastkontrolle / Payload Operation Control Centre (POCC) D-2 (STS-55) 1985 Nutzlastkontrolle / Payload Operation Control Centre (POCC) MIR'92E 1992 Nutzlastkontrolle / Payload Operation Control Centre (POCC), Astronautenbetreuung EUROMIR 95 (Sojus TM-2) 1995 unterstützende Betriebsaufgaben ASTROLAB (STS-121 / STS-116) 2006 Missionskontrolle ISS-Columbus (STS-122) 2007 unterstützende Betriebsaufgaben, Astronautenbetreuung Wissenschaftliche Missionen
Mission Jahr Aufgaben / Anmerkungen AZUR 1969/70 Missionsbetrieb, Netzwerkbetrieb AEROS 1 1972/73 Missionsbetrieb, Steuerung, Überwachung AEROS 2 1974/75 Missionsbetrieb, Steuerung, Überwachung HELIOS 1 1974–1986 Missionsbetrieb, Steuerung, Überwachung HELIOS 2 1976–1981 Missionsbetrieb, Steuerung, Überwachung AMPTE 1984–1986 Empfang, Verarbeitung und Archivierung der von GSOC empfangenen Daten GALILEO 1989–2003 Während Mission Vorbereitung und Betrieb für die „Attitude and trajectory correction“-Manöver; Analyse und Leistungsüberwachung des Retro-Propulsion Modules beim Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena. ROSAT 1990–1996 Kontaktnahme über die Bodenstation Weilheim EQUATOR-S 1997/98 Missionsbetrieb MOMS-2P 1997/98 Nutzlastkontrolle / Payload Operation Control Centre (POCC) CHAMP seit 2000 LEOP / Missionsbetrieb BIRD seit 2001 LEOP / Missionsbetrieb GRACE seit 2002 Missionsbetrieb TerraSAR-X seit 2007 LEOP / Missionsbetrieb TanDEM-X ab 2009 LEOP / Missionsbetrieb EnMAP ab 2011 LEOP / Missionsbetrieb Kommerzielle Missionen
Mission Jahr Aufgaben / Anmerkungen SYMPHONIE A 1974–1984 Missionsbetrieb (abwechselnd mit dem französischen Kontrollzentrum); SYMPHONIE B 1975–1984 Missionsbetrieb (abwechselnd mit dem französischen Kontrollzentrum); TV-Sat 1 1987–89 Positionierung des Fernsehsatelliten, und Fehlersuche bei dem nicht enfaltbaren Solarpanel, sowie weitere Tests um den Erfolg der TV-SAT 2 Mission Sicherzustellen; Danach Verbringung des Satelliten in den Friedhofsorbit TV-Sat 2 1989/90 Positionierung des Fernsehsatelliten, 1990 Übergabe an die Deutsche Bundespost Telekom; DFS-Kopernikus 1 1989/90 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 1990 Übergabe an die Deutsche Bundespost Telekom; DFS-Kopernikus 2 1990/91 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 1991 Übergabe an die Deutsche Bundespost Telekom; DFS-Kopernikus 3 1992 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 1992 Übergabe an die Deutsche Bundespost Telekom; Eutelsat II-F1 1990 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 1990, 17 Tage nach Start, Übergabe an das EUTELSAT Satellit Control Centre Paris; Eutelsat II-F2 1991 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 1991, Übergabe an das EUTELSAT Satellit Control Centre Paris; Eutelsat II-F3 1991 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 1991, zwei Wochen nach Start, Übergabe an das EUTELSAT Satellit Control Centre Paris; Eutelsat II-F4 1992 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 1992, 11 Tage nach Start, Übergabe an das EUTELSAT Satellit Control Centre Paris; Hot Bird 1 1995 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 1995, 10 Tage nach Start, Übergabe an das EUTELSAT Satellit Control Centre Paris; Eutelsat W2 1998 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 19. Oktober 1998, 14 Tage nach Start, Übergabe an das EUTELSAT Satellit Control Centre Paris; Eutelsat W3 1999 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 27. April 1999, 15 Tage nach Start, Übergabe an das EUTELSAT Satellit Control Centre Paris; Hot Standby" Phase bis 27. Mai 1999; Eutelsat W4 2000 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 9. Juni 2000, 15 Tage nach Start, Übergabe an das EUTELSAT Satellit Control Centre Paris; Hot Standby" Phase A bis 9. Juli 2000; Eutelsat W1R / EuroBird 1 2001 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 2001, 10 Tage nach Start, Übergabe an das EUTELSAT Satellit Control Centre Paris; Hot Bird 6 2002 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 2002 Übergabe an das EUTELSAT Satellit Control Centre Paris; Eutelsat W5 2002 Positionierung des Kommunikationssatelliten, 2002 Übergabe an das EUTELSAT Satellit Control Centre Paris; Giove-B ab voraussichtlich 2007 Missionsbetrieb gemeinsam mit dem italienischen Galileo Control Center in Fucino; Literatur
- Matthias Gründer: Lexikon der bemannten Raumfahrt. Unter Mitarbeit von Karl-Heinz Ingenhaag und Horst Hoffmann. Lexikon Imprint Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89602-287-3.
Weblinks
48.08666666666711.28Koordinaten: 48° 5′ 12″ N, 11° 16′ 48″ O
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