- Gianfranco Ferré
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Die Logos der drei Gianfranco Ferré Mode-Linien
Gianfranco Ferré (* 15. August 1944 in Legnano; † 17. Juni 2007 in Mailand) war ein italienischer Modedesigner und Unternehmer. Das nach ihm benannte, international bekannte Mode-Unternehmen existiert bis heute.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Gianfranco Ferré studierte an der Polytechnischen Universität in Mailand Architektur. 1969 schloss er das Studium mit dem Diplom ab. Obwohl seine Doktorarbeit (1969) in Architektur mit summa cum laude ausgezeichnet wurde, fand er danach keine ihm zusagende Beschäftigung als Architekt.
Er entwarf zunächst Möbel und später Mode für die Modeschöpfer Walter Albini und Christiane Bailly. Ab 1974 arbeitete er in einem eigenen Atelier, 1978 präsentierte er unter dem Label Gianfranco Ferré seine erste eigene Kollektion für Damen, wobei die Entwürfe erkennbar von seinen Reisen in den Orient beeinflusst waren. 1982 folgte eine Herrenkollektion in Naturtönen und aus wertvollen Stoffen, 1986 eine Haute Couture-Kolletkion für Damen. Bereits Mitte der 1980er Jahre war Ferrés Modefirma "eines der erfolgreichsten und bekanntesten italienischen Modeunternehmen".[1] 1984 wurde das erste Damenparfüm unter dem Namen Gianfranco Ferré lanciert, 1986 folgte das gleichnamige Pendant für Herren.
Von 1989 bis 1997 wurde Ferré von Bernard Arnault bei LVMH als künstlerischer Direktor der Damenmode für das Unternehmen Christian Dior unter Vertrag genommen. Seit 1997 entwarf er wieder ausschließlich unter eigenem Namen Modekollektionen, Parfüm, Accessoires, Schuhe, Schirme, Uhren sowie Krawatten oder auch Thermoskannen mit klarer Linie und liebevollen Details. Ab den späten 1990er Jahren wurde das Ferré-Portfolio erweitert, und es entstanden zahlreiche Kollektionen für Damen und Herren, u.a. die Ready-to-Wear-Linie Ferré (später umbenannt in Ferré Milano) mit weiteren Unterkollektionen für Pelzmode (Ferré Fur, eingestellt) oder für die fülligere Dame (Ferré Red, eingestellt), des Weiteren 1995 die jugendliche Zweitlinie GFF (2004 durch das Label GF Ferré ersetzt) und 1996 die Denim-Kollektion Gianfranco Ferré Jeans (eingestellt). Im Jahr 2000 kam eine Kollektion für Kinder, Gianfranco Ferré Junior, hinzu.
2002 verkaufte Ferré sein Unternehmen nach zweijährigen Verhandlungen für € 181,8 Mio. an den italienischen Modekonzern Gruppo Tonino Perna und dessen IT Holding, zu welcher die Marke Ferré bis 2010 gehörte.[2] Ferré arbeitete weiterhin als Chefdesigner. Gianfranco Ferré war unter anderem bekannt für seine eleganten Abendroben, für den Einsatz von Pelzen in seinen Kollektionen und für seine Variationen der schlichten, weißen Damen-Bluse bzw. des weißen Herren-Hemdes.
Ferré gehörte neben Giorgio Armani und Gianni Versace zu den italienischen Modedesignern, die ab den 1970ern dazu beitrugen, dass Mailand sich durch die Mailänder Modewochen als wichtige Modehauptstadt etablieren konnte. Ferrés äußeres Markenzeichen war sein weißer Vollbart und eine braune Rundbrille. Aufgrund seines Studiums wurde er gerne der "Architekt der Mode" genannt. Ferré erhielt mehrfach den „Oscar“ der italienischen Textilindustrie sowie 1990 die „Gold Medal of Civic Merit“ in Mailand. Im Jahr 2004 zeichnete Ferré für die Modenschau im Rahmen des Wiener Life Balls verantwortlich.
Persönliches
Ferré litt an Diabetes und wollte gleichwohl nicht auf ärztlichen Rat hin seine Ernährung umstellen. Als er sich am 15. Juni 2007 mit gesundheitlichen Problemen ins Krankenhaus begab, hatte er bereits zwei Schlaganfälle hinter sich. Sein Zustand verschlechterte sich rasch und am 17. Juni 2007 starb Gianfranco Ferré an den Folgen einer Hirnblutung im San-Raffaele-Krankenhaus in Mailand.[3] Noch am 14. Juni hatte Ferré an seiner ehemaligen Universität, dem Politecnio, einen Vortrag über Mode und Design gehalten. Nur wenige Tage nach seinem Tod zeigte sein Team die von ihm entworfene Herren-Kollektion für Frühjahr und Sommer 2008 in Mailand. Gegen Ende der Modenschau flanierten als Ehrerweisung für den verstorbenen Ferré kleine Kinder in weißen Hemden für Erwachsene über den Laufsteg. Und als der Laufsteg an der Stelle, an der die Designer sich normalerweise vor dem Publikum verbeugen, leer blieb, verweilten die Zuschauer in stehenden Ovationen.[4] Auch seine letzten Entwürfe für die Damenkollektion wurden im September 2007 präsentiert.
Die Marke Ferré heute
Ferrés direkter Nachfolger als Kreativchef des Labels war ab 2007 der schwedische Designer Lars Nilsson, der zuvor für Chanel, Christian Lacroix, Christian Dior, Ralph Lauren und Nina Ricci gearbeitet hatte. Er wurde bereits 2008 vom zuvor für Prada, Max Mara und Malo tätig gewesenen Design-Duo Tommaso Aquilano und Roberto Rimondi abgelöst, das die Kollektionen im Stile Ferrés bis 2011 fortführte.[5][6]
Im Februar 2009 meldete der Eigentümer von Gianfranco Ferré, Ittierre S.p.A., als Teil der italienischen IT Holding, Konkurs an und operierte bis Mitte 2010 im Insolvenzverfahren weiter.[7] Die Kollektion Frühling/Sommer 2011 von Gianfranco Ferré wurde am 20. Juni 2010 bei den Mailänder Modenschauen präsentiert. Anfang November 2010 ließ das italienische Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung verlautbaren, dass die Marke Gianfranco Ferré von einem Konsortium (bestehend aus der südkoreanischen Samsung Group, der griechischen Salmar Shipping und einem anonymen Schweizer Geschäftsmann) um die US-amerikanische Beteiligungsgesellschaft Prodos Capital gekauft werden solle.[8][9] Ende 2010 wurde bekannt, dass die Übernahme durch Prodos aufgrund von Differenzen zwischen den Konsortiums-Mitgliedern nicht zustande kommen würde.[10] Die Herren-Modenschau im Januar 2011 wurde gestrichen. Im Februar 2011 kündigte das Haus Gianfranco Ferré an, vom arabischen Lizenznehmer und Bekleidungs-Einzelhändler Paris Group aus Dubai übernommen zu werden.[11][12][13][14] Die Damen-Modenschau Herbst/Winter 2011/12 fand am 25. Februar 2011 statt. Im April 2011 wurden Aquilano und Rimondi vom neuem Ferré-Eigentümer, Paris Group, wegen schlechter Umsätze entlassen.[15]
Zuletzt bot das Unternehmen Ferré drei Kollektionen, jeweils für Damen und Herren, an:
- die hochpreisige Laufstegkollektion Gianfranco Ferré
- die modische Brückenkollektion Ferré Milano
- die jugendliche Zweitlinie und Lizenzmarke GF Ferré
Es gibt zahlreiche Gianfranco Ferré und separate Ferré Milano Boutiquen in Europa, den USA, Asien, Russland und dem Nahen Osten, welche zum Teil in Lizenz geführt werden.
Weblinks
- Webseite von Gianfranco Ferré
- Ehemalige Webseite von Gianfranco Ferré
- Literatur von und über Gianfranco Ferré im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gianfranco Ferré in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Einzelnachweise
- ↑ FAZ: F wie Ferré (24. September 2007)
- ↑ IT HOlding: Offering Memorandum: Acquisition of the Ferré Group (p.45) (16. März 2005)
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Mode-Architekt Gianfranco Ferré gestorben (18. Juni 2007)
- ↑ Youtube: FTV.com - GIANFRANCO FERRE'ֹ UOMO P/E-2008 Milano (Video)
- ↑ Die Welt: Jungspunde sollen Modemarke Ferré retten (17. August 2008)
- ↑ Elle: Der Architekt Gianfranco Ferré (abgerufen: 14. Mai 2011)
- ↑ Handelsblatt: Kein Geld mehr für Luxus (11. Februar 2009)
- ↑ Reuters (ital.):Ferré e Ittierre, ministero firma cessione (10. November 2010)
- ↑ Reuters (engl.): U.S. company to buy distressed Ferre fashion house (10. November 2010)
- ↑ Textilwirtschaft: Gianfranco Ferré: Verkauf geplatzt (29. Dezember 2010)
- ↑ Financial Times: Paris Group plans expansion for Gianfranco Ferré (25. Februar 2011)
- ↑ Arabian Business: Dubai retailer to take over debt-hit Ferre fashion house (8. Februar 2011)
- ↑ The National: Paris Group to buy Gianfranco Ferré (10. Februar 2011)
- ↑ Teh Guardian: Milan fashion week: Investor rescues Gianfranco Ferré label at last minute (25. Februar 2011)
- ↑ Deutsche Vogue: Mode-News: Gianfranco Ferré (20. April 2011)
- Nachrufe
- „Star der Modeszene“, Nachruf auf der Website des ORF, 17. Juni 2007
- „Architekt der Mode“: Gianfranco Ferré ist tot, FAZ.net, 17. Juni 2007, mit Modefotostrecke
- „Gianfranco Ferré, Italian Designer, Dies at 62“, New York Times, 18. Juni 2007
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